Wir folgen mit unſeren Anträgen den Be⸗ ſchlüſſen der Deputation für das höhere Mädchen⸗ ſchulweſen. Charlottenburg, den 26. Mai 1913. Der Magiſtrat. Dr. Maier. VII B“ 16. Druckſache Nr. 182. Vorlage betr. Erweiterung der Volksbadeanſtalt Krumme Straße. Urſchriftlich nebſt Akten Fach 18 Nr. 22, einem Erläuterungsbericht und 6 Blatt Zeichnungen an die Stadwerordnetenverſammlung mit dem Antrage, zu beſchließen: 1. Dem Vorentwurf für die Erweiterung der Volksbadeanſtalt Krumme Str. 10 wird vor⸗ behaltlich der Genehmigung des genauen Bau⸗ entwurfs mit Koſtenanſchlag zugeſtimmt. 2. Die auf 2 617 000 ℳ berechneten Koſten ſind aus Anleihemitteln zu entnehmen. Die Notwendigkeit einer Erweiterung der Volks⸗ badeanſtalt Krumme Straße Nr. 10 iſt ſeit Jahren ſowohl in den Verhandlungen der Stadtverordneten⸗ verſammlung, als von dem Ausſchuß zur Vorberatung der Vorlage betreffend Errichtung der Badeanſtalt in der Nürnberger Straße anerkannt worden. Dieſe Erweiterung wird um ſo dringender, je mehr die An⸗ zahl der in der Anſtalt verabfolgten Bäder die Grenze des Zuläſſigen erreicht. Die Zahl der gebühren⸗ pflichtigen Bäder iſt in den letzten 5 Jahren von 328 492 auf 429 228, alſo um 30,67% geſtiegen. Hierzu kommen noch rd. 22 000 Bäder im Jahre, die an Schulkinder unentgeltlich verabfolgt werden. Die Durchſchnittszahl der in der Wannenabteilung täglich verabreichten Bäder iſt die höchſte der Volksbäder deutſcher Großſtädte. Nur durch die zeitweiſe Schließung einzelner Abteilungen, namentlich der Schwimmhalle, und durch ſtrenges Innehalten der feſtgeſetzten Benutzungszeit iſt es an verkehrsreichen Tagen überhaupt möglich, den ordnungsmäßigen Be⸗ trieb aufrecht zu erhalten. Ueber die Zahl der Ab⸗ weiſungen liegen Aufzeichnungen nicht vor, doch iſt ſie an heißen Tagen nicht unbeträchtlich. Bereits im Jahre 1911 hat ſich die Devutation für Geſundheitspflege mit der Frage des Ausbaues der Volksbadeanſtalt in der Krumme Straße befaßt, die Angelegenheit aber mit Rückſicht auf den damals noch ſchwebenden Plan der Errichtung eines Bades in der Nürnberger Straße vertagt. Da aber jetzt dieſer Plan endgültig aufgegeben iſt, muß die Schaffung ausreichender Gelegenheiten zum Baden und Schwimmen beſchleunigt werden. Nach dem Ankauf des Grundſtücks Krumme Straße Nr. 8 im März 1912 erklärte ſich die Deputation mit der Erweiterung und ſetzte ſpäter das Bauprogramm eſt. Der hier vorgelegte Vorentwurf entſpricht in der Hauptſache dieſem Programm und ſieht vor: 1 Schwimmhalle mit Wellenbadeinrichtung und Turnraum, K 40 Wannenbadzellen einſchl. der mediziniſchen Bäder, 28 Brauſebadzellen, 1 Schwitzbad nebſt den erforderlichen Auskleide⸗ Bade⸗ und Ruheräumen, 253 — 1 Sonnenbad, 1 Keſſel⸗ und Maſchinenhaus mit den erforderlichen Nebenräumen, 1 Wäſcherei. Außerdem ſind Räume für das Eichamt, ſowie zwei Dienſtwohnungen von je vier Zimmern für den Badeanſtaltsvorſteher und den Eichmeiſter vorgeſehen. Bei der Aufſtellung des Programms waren fol⸗ gende Erwägungen maßgebend. Die Entwickelung des Badeweſens, namentlich der Hallenſchwimmbäder in den deutſchen Großſtädten, hat mit Sicherheit ge⸗ lehrt, daß nur diejenigen Anſtalten ohne erheblichen Zuſchuß wirtſchaften oder ſogar einen kleinen Ueber⸗ ſchuß bringen können, welche mindeſtens 2 Schwimm⸗ bäder, nach Geſchlechtern getrennt, beſitzen und denen außerdem noch Abteilungen für Schwitzbäder und mediziniſche Bäder angegliedert ſind. Je weniger vollſtändig die Einrichtungen, deſto größer wird der Zuſchuß. Dieſer Satz iſt ſchon vor Jahren feſtgelegt und für die Entwickelung des deutſchen Badeweſens maßgebend geworden. Wie ſchon in der Vorlage für die Errichtung eines Bades in der Nürnberger Straße uasgeführt wurde, decken die Schwimmbecken für ſich allein nicht nur nicht die erforderlichen Koſten, ſon⸗ dern beanſpruchen noch einen Zuſchuß, der um ſo größer iſt, je kleiner die Zahl der Baſſins und je ge⸗ ringer die Inanſpruchnahme iſt. Dieſe Erfahrungen haben weiter gezeigt, daß mit der Errichtung größer angelegter Schwimmbecken die Neigung der Bevölke⸗ rung, ſie zum Schwimmen und Baden zu benutzen, in kurzer Friſt um das Vielfache ſteigt; namentlich die Zahlen für Stuttgart, München, Breslau, Köln, Düſſeldorf und Elberfeld, deren Anſtalten ſeit einer längeren Reihe von Jahren beſtehen, ſind in dieſer Hinſicht lehrreich. Die Wannen⸗ und Brauſebäder können ſich ſelbſt erhalten, die Schwitz⸗ und medizi⸗ niſchen Bäder dagegen bringen Ueberſchüſſe. Für den Plan der Anbringung einer Wellen⸗ badeinrichtung an das Schwimmbecken waren die Er⸗ fahrungen der letzten Jahre von Einfluß. Eine ſolche Einrichtung erſcheint geeignet, die Zahl der Beſucher der Anſtalt zu erhöhen; ſie dient aber auch den ge⸗ ſundheitlichen Intereſſen. Sie ſetzt allerdings ein längeres Schwimmbecken voraus, als ohne die Vor⸗ richtung zur Wellenerzeugung nötig wäre. Aber auf Grund der geſammelten Erfahrungen neigt man⸗ neuerdings überhaupt immer mehr dazu, die Länge der Schwimmbecken zu ſteigern, um die Menſchen⸗ anhäufung zu verringern und den Schwimmern Ge⸗ legenheit zur freieren Entfaltung zu geben. Die For⸗ derung eines vom Schwimmbecken getrennten Raumes zur Aufſtellung einiger Turngeräte und einer Ein⸗ richtung für Sonnenbäder ſtützt ſich ebenfalls auf Er⸗ fahrungen anderer Städte. Die Abteilungen für Schwitzbäder und ſogenannte mediziniſche Bäder, d. h. im weſentlichen elektriſche Lichtbäder, ſollen in der Hauptſache dem beſtehenden Bedürfnis Geſunder ent⸗ ſprechen; eine Abteilung für beſondere mediziniſche Bäder zur Behandlung von wirklich Kranken iſt nicht beabſichtigt. Ueber die anderen Einrichtungen gibt der angefügte Erläuterungsbericht des Hochbauamts Auskunft. Was die Grundſtückskoſten betrifft, ſo berechnet die Grundeigentumsdeputation ſie wie folgt: Die Buchwerte für die zur Erweiterung der Badeanſtalt in Anſpruch genommenen Grundſtücke Krumme Straße 9 und 8 mit 922 und 1059 am Flächeninhalt, 2 2