Erläuterungen. 272 1. Einrichtung eines Luftbades. Das Luftbad dient, wie allgemein anerkannt, vor allem der Abhärtung und Kräftigung, außerdem gerade in einer Anſtalt für chroniſch Sieche auch der zweckmäßigen Beſchäftigung der Kranken. Zahlreiche Lungenheilanſtalten ſind mit Luftbädern ausgeſtattet und haben über günſtige Erfahrungen berichtet. — Als Platz für das Luftbad kommt in erſter Linie das Terrain weſtlich des Zentralbadehauſes in Frage; mit Rückſicht auf den nahe des Badehauſes beſonders ſchönen alten Baumbeſtand iſt davon Abſtand ge⸗ nommen, an das Haus dicht anzuſchließen; das Luft⸗ bad ſoll vielmehr weiter weſtlich angelegt und mit einer Auskleidehalle und einer Kaltwaſſerzuleitung ausgeſtattet werden. Das zur wechſelſeitigen Benutzung von Männern und Frauen zu benutzende Luftbad ſoll eine Größe von 25: 40 m im Rechteck erhalten. Die Herſtellung iſt aus 2,50 m hohen Pfoſten mit Brettern und Deckleiſten gedacht. Die Koſten der geſamten Anlage einſchließlich der Auskleidehalle, der Inſtallationen und aller beweglichen Einrichtungen betragen 4000 ℳ. 2. Aenderung der öſtlich an die Pa⸗ villons anſchließenden Liegehallen. In den nach Süden offenen Liegehallen herrſcht während der heißen Monate zumal bei windſtillem Wetter oft eine drückend ſchwüle Temperatur, die den Kranken nicht zuträglich iſt, ſie vielmehr in ganz unzweckmäßiger Weiſe tranſpirieren macht; durch Anordnung von Markiſen wird der Zuſtand nur ſchlimmer. Es ſoll deshalb nach dem Beiſpicl der beſichtigten Anſtalt Müllroſe unter Fortfall des frü⸗ heren achteckigen Abſchlußpavillons, durch Verbrei⸗ terung der Halle und Einziehung einer Zwiſchenwand eine ſowohl nach der Nordſeite wie auch der Süd⸗ ſeite belegbare Doppelanlage geſchaffen werden. Die Mehrkoſten betragen für beide Doppelliege⸗ hallen 5200 ℳ. 3. Einrichtung einer Selterswaſſer⸗ fabrikationsanlage. Der Verbrauch an Selterswaſſer und Limonaden wird vorausſichtlich namentlich in den Sommer⸗ monaten recht erheblich ſein. Die kleinen Selters⸗ waſſerfabriken in der Nähe von Sommerfeld, die als Bezugsquellen in Betracht kämen, ſind mangels aus⸗ reichender Kontrolle des verwendeten Waſſers zu be⸗ anſtanden, während der Bezug von außerhalb nicht in Betracht kommt. Die eigene Herſtellung iſt nach den Erfahrungen in anderen Anſtalten wirtſchaftlich vorteilhaft; in den Anſtalten Friedrichsheim und Luiſenheim der Landesverſicherungsanſtalt Baden ſtellen ſich die Selbſtkoſten für ½ℳ Liter Selters auf 1,5—2, für Limonaden auf 4—5 Pf., wogegen die Einkaufspreiſe 5—6 bzw. 10—12 Pf. betragen. Zur Fabrikation iſt ein Rieſelapparat für Kraft⸗ betrieb in Ausſicht genommen, der von einem Mann bedient werden kann. Der Apparat füllt etwa 3000 Flaſchen à ½ Liter in 10 Stunden. Die Koſten dafür betragen 535 ℳ. Hinzu kommen noch einige Nebenapparate, als Abfüllvorrichtung, Flaſchen⸗ reinigungsmaſchine, Standgefäße pp. mit zuſammen 295 ℳ, ferner 1000 Flaſchen, Transmiſſionen, Kraft⸗ leitung, Regale pp. mit 620 ℳ; außerdem die An⸗ lage von Zu⸗ und Abflußleitungen, Spülbecken uſw. mit 250 %. Die Koſten für die Bereitſtellung eines 263 — kühlen Raumes zur Herſtellung des Selterswaſſers werden auf dem Baufonds übernommen, ſo daß die Koſten der geſamten Anlage mithin 535 — 295 * 620 250 1700 ℳ betragen. 4. Anpflanzung von Laubholz für den Schutzſtreifen am Rieſelfeld. Nach der Vorſchrift der Regierung iſt bei der Anlage des Rieſelfeldes zur Beſeitigung der Anſtalts⸗ abwäſſer an der Oſtſeite deſſelben ein 20 m breiter Schutzſtreifen freizulaſſen, der mit ſchnellwachſendem Laubholz bepflanzt werden ſoll. Die Koſten ſind diesſeits auf 2000 ℳ ermittelt worden. 5. Anlegung eines Hühnerhofes. Die Beſchaffung einwandsfreier Eier zu einem annehmbaren Durchſchnittspreis kann durch eigene Hühnerhaltung erreicht werden; es wird zu dieſem Zweck Einrichtung eines Hühnerhofes für mindeſtens 100 Legehühner empfohlen. Da eine handelsmäßige Verwendung der Wintereier, des Schlachtgeflügels und der Raſſehühner nicht in Frage kommt, ſind zwar Erſparniſſe nicht zu erwarten, doch kann bei zweck⸗ mäßiger Einrichtung und Bewirtſchaftung ein reich⸗ licher Ertrag von Eiern zum Durchſchnittsſelbſtkoſten⸗ preis von etwa 67½2 Pf. für das Stück angenommen werden. Eine Ueberſicht über das Ergebnis der Hühnerhaltung in der Heilſtätte Müllroſe von An⸗ fang 1909 bis Ende Auguſt 1912 iſt in den Akten enthalten. Hühner müſſen ſehr gut gehalten werden, wenn ſie gut legen und geſund bleiben ſollen. Dazu ge⸗ hören geräumige, praktiſche und ſaubere Ställe, großer Auslauf und aute Fütterung. — Die Ein⸗ zäunung von zwei oder drei kleineren Höfen zur Iſolierung der Zuchtſtämme iſt notwendig. Die ganze Anlage kann allmählich ausgebaut werden. Die Anlage des notwendigen Stalles ſoll am ſchon vor⸗ handenen Stall vorgenommen werden. Die Koſten der Hühnerhofanlage waren zuerſt dem Antrage des Anſtaltsdirektors gemäß mit 4600 ℳ berechnet worden. Es werden jedoch für die geſamte Anlage nur 1500 ℳ beantragt. 6. Beſchaffung von Pferd und Wagen. Da die Bahnſtation Beetz⸗Sommerfeld von der Anſtalt nur etwa 2 km entfernt iſt, erſcheinen auf den erſten Blick die Verkehrsmöglichkeiten für die Angeſtellten nicht ſo ſehr ungünſtig. Zur Lebens⸗ mittelbeſchaffung für die verheirateten Angeſtellten jedoch, für den Schulbeſuch der Kinder und ſchließlich für den geſellſchaftlichen Verkehr der Angeſtellten iſt indeſſen häufige Benutzung des Anſtaltsfuhrwerks unvermeidlich. Da die zwei für den Fahrbetrieb der Anſtalt im Inventar vorgeſehenen Pferde ohnehin, ſobald eins der Pferde erkrankt oder lahm geht, nicht ausreichen, ſo wird Beſchaffung eines dritten Pferdes ſowie eines leichten Wagens empfohlen. — Die Koſten hierfür werden mit 2000 ℳ beantragt. 7. Mehrbedarf von Objekten für die Be⸗ und Entwäſſerungsanlagen. Im Vorentwurf war eine größere Badeanlage im Zentralbadehauſe vorgeſehen, die jedoch zwecks Verminderung der Koſten für die Geſamtanlage weſentlich eingeſchränkt werden mußte. Da aber nach dem Programm des Anſtaltsleiters täglich 25—30 Bäder in jedem Pavillon verabfolgt werden müſſen, ſo wird eine Vermehrung der Bade⸗ wannen dringend erforderlich. — Im Erdgeſchoß