464 Kohlenbergbau. Oberschlesische Kokswerke und Chemische Fabriken, Aktien-Gesellschaft in Berlin W. 64, Unter den Linden 8. Gegründet: Am 18. Dez. 1890. Neues Statut v. 26. Juni 1896 mit And. v. 23. Febr. 1897. Zweck: Errichtung, Erwerb, Pachtung, sowie Veräusserung und Betrieb von Koksanstalten, Erwerb, Betrieb und Veräusserung von Bergwerken und Bergwerks-Gerechtsamen, Ver- wertung der bei der Koksproduktion gewonnenen Nebenprodukte, Erwerb und Ver- wertung von Patenten auf dem Gebiete der Koks-Industrie mit Einschluss der Neben- produkte, Erwerb, Errichtung, Pachtung, Betrieb und die Veräusserung aller Fabriken und Anlagen, welche zur Erreichung der vorgedachten Zwecke dienen, Errichtung von Zweigniederlassungen im In- und Auslande, Beteiligung an anderen industriellen Unter- nehmungen, deren Geschäftsbetrieb zu den vorgedachten Zwecken in Beziehung steht. Die Gesellschaft betreibt die Produktion von Koks und die Gewinnung der hierbei entfallenden Nebenprodukte, namentlich Teer, Ammoniak (koncentriertes Ammoniak- wasser und schwefelsaures Ammoniak), die Destillation von Teer und die Herstellung von Benzol. Die Gesellschaft besitzt in Oberschlesien keine eigenen Kohlengruben, sondern kauft die zu verkokende Kohle von den Oberschlesischen Fettkohlen-Gruben, fast ausschliesslich von der Königin Luise-Grube zu Zabrze. Die Gesellschaft produzierte im Jahre 1897 in Oberschlesien 381 204 t Stück- und Würfelkoks, 50 759 t kleinere Sortimente und Zünder; an Ammoniak-Produkten wurden hergestellt 12 300 t, zur Verfügung standen 7500 t fremder Produktion. In Mährisch- Ostrau wurden gefördert 163 300 t Kohlen und produziert 73 250 t Koks. In Ober- schlesien betrug die Arbeiterzahl 1748, in Mährisch-Ostrau 1567, also zus. 3315 Personen. Vermögens-Objekte: Die Hauptetablissements der Gesellschaft in Oberschlesien sind: 1) Die Koksanstalt Poremba zu Zabrze, bestehend aus 170 schmalen und 30 breiten Koksöfen, welche werktäglich 700 Tonnen Kohle durchsetzen. Die Anstalt umfasst weiter zwei separate Kondensationsanlagen und Ammoniakdestillationen, ferner eine Teerdestillation nebst den zugehörigen Nebenanlagen. Die Anstalt befindet sich auf einem von dem Königl. Bergfiskus vorläufig bis zum Jahre 1933 gepachteten Terrain. 2) Die Koksanstalt Skalley zu Zabrze, auf eigenem Terrain befindlich, umfasst 120 schmale und 80 breite Koksöfen, ebenfalls mit entsprechender Kondensationsanlage für die Gewinnung von Teer und Ammoniak; neuerdings wurde eine Benzolfabrik in Be- trieb gesetzt. Sie ist für einen Kohlendurchsatz von täglich 800 Tonnen eingerichtet. 3) Die durch Vertrag v. 15. Jan. 1897 gegen Gewährung von 2400 Stück neuer Aktien der Gesellschaft mit Dividenden-Berechtigung seit 1. Jan. 1897 in die Gesellschaft ein- schliesslich des Terrains inferierte Koksanstalt Glückauf zu Dorotheenhof bei Zabrze, bestehend aus 200 Koksöfen und einer vollständigen Kondensationsanlage zur Gewinn- ung von Teer und Ammoniak. Die Anstalt verarbeitet täglich 450 Tonnen Kohle. Die letztere Anlage ist belastet mit einer Abgabe von 1 Pfennig per Centner dar- gestellten Koks, maximal jedoch M. 12 000 pro anno, zu Gunsten des Grafen Guido Henckel von Donnersmarck zu Neudeck und mit dem Vorkaufsrecht für denselben Be- rechtigten. Das Unternehmen ist mit M. 2 400 000 zu Buch gestellt. Die Brutto- Erträgnisse, welche dasselbe während der letzten drei Jahre vor der Erwerbung er- brachte, haben in keinem Jahre weniger als 11 % des jetzigen Buchwertes betragen. Die Gesellschaft befasst sich ausserdem mit der Gewinnung von Nebenprodukten auf fremden Anlagen unter verschiedenen Vertragsformen. Insbesondere kommen hier in Betracht die Verträge mit der Oberschlesischen Eisen-Industrie, A.-G. für Bergbau und Hüttenbetrieb, wonach der Betrieb der Nebenprodukt-Gewinnungsanlagen auf der Julienhütte zu Bobrek 0./S., in denen Teer, Ammoniak und Benzol gewonnen werden, teils von der Oberschlesischen Eisen-Industrie-Gesellschaft für Rechnung der Ober- schlesischen Kokswerke und Chemischen Fabriken Aktien-Gesellschaft, teils vonl etzterer Gesellschaft für eigene Rechnung erfolgt. Diese Verträge laufen bis 1903, wobei der Gesellschaft Optionsrechte zustehen, wodurch die Gesamtdauer dieser Verträge bis zum Jahre 1918 verlängert werden kann. Die Gesellschaft erwarb im Juli 1896 sämtliche (100) Kuxe der Mährisch-Ostrauer Steinkohlen-Gewerkschaft Marie-Anne zum Preise von fl. 3 815 000. Der Besitz besteht aus einem etwa 8 500 000 Quadratmeter grossen Grubenfelde in Ellgoth b. Mährisch- Ostrau mit einer grossen Schachtanlage (Ignatzschacht) und Koksofenanlage ohne Neben- produktgewinnung. Eine neue Koksofenanlage von 60 breiten Ofen mit Gewinnung von Teer und Ammoniak kam im Mai 1897 in Betrieb. Die Grube befindet sich noch in den Anfangsstadien ihrer Entwickelung. Der Kohlenreichtum des Grubenfeldes reicht bei einer Förderung von jährlich 400 000 Tonnen auf mehr als 80 Jahre. Der Vertrieb des Koks erfolgt durch die Gesell- schaft selbst, der Vertrieb der nicht zur Verkokung gelangenden Kohle auf Grund eines dauernden Vertrages durch die Firma Emanuel Friedlaender & Co. zu Berlin bezw. Wien. Auf den Rest des bei Ostrau belegenen Bergwerkbesitzes der Firma Vlad. Vondracek & Co. – Freischürfe eines Feldes von etwa 33 000 000 Quadratmeter Flächeninhalt — hatte die Gewerkschaft Marie-Anne sich Vorrechte für den Erwerb gesichert; die Option