818 Gas-Gesellschaften. Gas-Anstalt Gaarden in Gaarden bei Kiel mit Zweigniederlassung in Libau. Gegründet: Im Jahre 1885. Letzte Statutenänd. vom 28. Nov. 1899 bezw. 20. Dez. 1900. Zweck: Betrieb der zu Gaarden belegenen Gasanstalt, sowie Erwerb, Anlage resp. Pachtung von an anderen Orten belegenen Gasanstalten, elektr. oder anderen Beleuchtungsanstalten. Die Ges. zahlte an die Firma Schmidt & Bichel in Kiel für die auf fiskalischem Terrain belegene Gasanstalt M. 338 196.19, Gaslieferungsverträge mit der kaiserl. Werft, kaiserl. Garnison-Verwaltung, Kommune etc. M. 30 866.48, Vorräte, Kautionen, Aussen- stände etc. 30 937.33. Sa. M. 400 000. Lt. G.-V.-B. v. 28. Nov. 1888, 3. Juni 1890 hat die Ges. die Gasanstalt Libau eben: falls von der Firma Schmidt & Bichel erworben. Der Preis betrug M. 1 200 000, und die Anstalt wird seit 1. Okt. 1891 für Rechnung der Ges. betrieben. Betreffs der Gasanstalt Gaarden lautete der Vertrag mit der kaiserl. Werft dahin, dass nach 25 Jahren (am 5. Juli 1905) die Gasanstalt unentgeltlich in das Eigentum der Werft übergehen sollte, soweit das zur Gasanstalt Gehörende einen Anschaffungswert von M. 200 000 Hat. Dieser Vertrag wurde dahin abgeändert, dass die Gasanstalt Gaarden schon zum 1. Nov. 1900, statt am 5. Juli 1905, abgebrochen werden konnte. Die neue Gasanstalt ist auf einem vor längerer Zeit erworbenen Platze erbaut und der Betrieb seit Aug. 1900 dahin übergeleitet. Die Produktionsfähigkeit des neuen Werkes beträgt 6000 cbm pro Tag und kann auf mehr als das Doppelte gebracht werden. Der Vertrag mit der kaiserl. Werft ist mit Modifikationen auf 10 Jahre verlängert und gewährt der Ges. das Vorrecht der Weiterlieferung nach dieser Zeit mit dem Rechte des Eintritts in anderweit etwa gestellte billigere Offerten. Der Vertrag mit der Gemeinde Gaarden wurde am 18. Sept. 1880 auf 50 Jahre geschlossen und giebt der Ges. das ausschliess- liche Recht der Beleuchtung von Gaarden. Rohrnetz und Gasanstalt bleiben auf ewige Zeiten das Eigentum der Ges. Auch die Gemeinde Neumühlen wird lt. Vertrag vom 10. Juli 1900 von der Gasanstalt Gaarden mit Gas versorgt. Das Rohrnetz wurde ausser auf den Arbeiter-Bauverein, Ellerbeck und Wellingdorf noch auf Dietrichsdorf ausgedehnt. Der Gasanstalt in Libau wurde am 5. Mai 1881 von der Stadtverwaltung auf 50 Jahre das ausschliessliche Recht der öffentlichen und privaten Lieferung von Gas in der Stadt Libau erteilt. Am 1./8. 1932 geht die Anstalt unentgeltlich, jedoch mit Aus- schluss des in Vorräten und Ausständen angelegten Betriebskapitals in den Besitz der Stadt Libau über. Zwischen dem 25. und 30. Betriebsjahre kann die Stadt Libau die Gasanstalt käuflich erwerben, wenn sie den durchschnittlichen Ertrag der letzten 5 Jahre mit 6 % p. a. kapitalisiert und 25 % von diesem Betrage hinzuzahlt. Durch Kauf brachte die Ges. 1898/99 für M. 140 000 die Gasanstalt zu Angermünde in ihren Besitz und schloss mit der Stadt Angermünde einen Vertrag, nach welchem die Ges. sich zum Ausbau der Gasanstalt verpflichtet und der Stadt ein Kaufrecht zu festem Preise nach 10 Jahren gewährt wurde. Im übrigen ist die Koncessionsdauer nicht be- grenzt. Die Verhältnisse in Angermünde lassen eine gute Konsum-Entwickelung erwarten. Kapital: M. 1 000 000 in 1000 Aktien (Nr. 1–1000) à M. 1000. Urspr. A.-K. M. 400 000, er- höht lt. G.-V.-B. vom 1. Okt. 1891 um M. 600 000 (auf M. 1 000 000). Die G.-V. vom 20. Dez. 1900 sollte über Erhöhung um M. 500 000 und Ausgabe einer Prior.-Anleihe in Höhe von M. 600 000 beschliessen. Anleihe: M. 600 000 in 5 % Partial-Oblig. von 1891, rückzahlbar zu 110 %, Stücke à M. 1000. Zs. 1./4. u. 1./10. Tifg. ab 1894 bis 1930 durch jährl. Ausl. im Okt. auf 1. April; ab 2. Okt. 1900 verstärkte oder Totalkündigung zulässig. Sicherheit: I. Hypothek zu gunsten der Kieler Bank auf den Besitz in Libau im Werte von 36 960 Halbimperialen. Zahlst.: Eigene Kasse; Hamburg; Norddeutsche Bank. Ende 1900 noch in Umlauf M. 552 000. Kurs Ende 1896–1900: 112, 111, 109.50, 106, 106.50 %. Aufgelegt am 14. Juni 1895 zu 106 %. Notiert in Hamburg. Geschäftsjahr: 1. Okt. bis 30. Sept. Gen.-Vers.: Okt.-Dez. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung: 5 % zum R.-F.. 10 % zum Ern.-F. während der ersten 20 Jahre, dann 5 % Div., vom Rest bis 10 % Tant., dann Super-Div. Bilanz am 30. Sept. 1900: Aktiva: Gasanstalt Gaarden 924 639, do. Angermünde 241 819, Betriebsutensilien, Magazinbestände 73 371, Rohmaterialien 14 078, Effekten 96 796, De- bitoren 127 442, Kassa 4824, Gasanstalt Libau 1 200 000, Gewinn Libau 1899/1900 125 589. Passiva: A.-K. 1 000 000, Partial-Oblig. 552 000, Hypothek Angermünde 60 000, Bankanleihe 735 118, Kreditoren 55 887, R.-F. 54 636, Ern.-F. 131 504, Oblig.-Zs. 13 125, Oblig.-Tilg. 48 000, Reingewinn 158 289. Sa. M. 2 808 561. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Rohmaterialien u. Generalunkosten 152 494, Oblig.-Zs. 27 800, Zs. Angermünde 6000, Gewinn 158 289. — Kredit: Gewinn auf Gas- u. Neben- produkte 216 348, Zs. 2646, Gewinn Libau 125 589. Sa. M. 344 584. Gewinn-Verwendung: R.-F. 7914, Ern.-F. 39 420, Div. 100 000, Tant. 10 954. Reservefonds: M. 62 550, Ern.-F. M. 170 925. Dividenden 1886/87–1899/1900: 7, 8½, 8, 9, 6¼, 6, 5½, 7, 9, 9, 9, 10, 10, 10 %. Coup.-Verj.: 4