Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. 199 Westfälische Stahlwerke Actien-Gesellschaft zu Bochum,. Gegründet: Am 12. Dez. 1889; handelsger. eingetragen am 23. Jan. 1890. Letzte Statutenänd. vom 29. Nov. 1899 u. 19. Mai 1900. Zweck: Erwerb, Anlage und Betrieb von Etablissements zur Herstellung und Bearbeitung von Stahl, Eisen und anderen Materialien zu fertigen Handelsartikeln, sowie deren Vertrieb. Anlage, Erwerb und Betrieb von Berg- und Hüttenwerken ist gestattet. Die Ges. begann Mitte 1890 mit der Errichtung eines Stahlwerkes bei Bochum und er- öffnete den Betrieb im Juni 1891 zunächst mit einer Walzenstrasse, der Ende Okt. eine zweite hinzutrat. 1891/92 wurden ein Hammerwerk, Bandagenwalzwerk und eine mechanische Werkstätte zur Herstellung von Schmiedestücken sowie Eisenbahnrad- sätzen, 1892/93 ein Fein- und Schnellwalzwerk, 1894/95 eine Fabrik feuerfester Steine, 1895/96 eine Stahlfacongiesserei und zwei Blockstrassen und 1897/98 eine Weichen- fabrik angelegt, 1899/1900 eine neue mechanische Werkstätte, sowie eine neue Radfabrik. Erzeugnisse: Schienen, Rillenschienen, Schwellen, Laschen, Radsätze, Unterlagsplatten, Radreifen, Achsen für Eisenbahn- und Strassenbahnwagen, Weichen jeder Art, Stab- und Facgoneisen, Bandeisen, Schmiedestücke, Stahlfaconguss für Maschinen- und Schiffs- bau und Rohstahlhalbfabrikate aller Art etc. Der Grundkomplex beträgt ca. 25 ha. Das Werk ist mit Station Bochum durch Bahnanlagen verbunden. Mit Wirkung ab 1. Jan. 1900 wurde die Marienhütte in Eiserfeld b. Siegen mit einem Areal von 4700 qR erworben (siehe b. Kapital), auf welcher 2 Hochöfen vorhanden sind, die zus. ca. 25 000–30 000 t Roheisen im Jahre liefern; diese Anlage ist mit dem Bahnhof Eiserfeld durch Anschlussbahn und mit zwei in der Nähe liegenden Eisensteingruben durch Seilbahnen verbunden. Der Gewinn betrug in den Jahren 1895–99 M. 94 134, 146 752, 103 774, 96 197, 139 311. Zu gleicher Zeit wurden die sämtlichen Aktien der Finnentroper Hütte (A.-K. M. 300 000, Div. 1899/1900–1900/1901: 7, 0 %) für M. 200 000 angekauft; diese Hütte be- sitzt auf einem mit dem Bahnhof Finnentrop durch Anschlussbahn verbundenen Grund- stück eine Hochofenanlage mit zwei Hochöfen und allem Zubehör, deren Jahresproduktion sich auf 10–12 000 t beläuft, ferner ein in der Nähe liegendes, mit Arbeiterwohnungen bebautes Grundstück und diverse in den Oberbergamtsbezirken Bonn und Dortmund be- legene Grubenfelder. Der Gesamtgrundbesitz der Finnentroper Hütte stellt sich auf ca. 2250 qR. Die Ges. litt 1900/1901 empfindlich unter dem Rückschlag der Konjunktur; ausserdem ist die Ges. auf Abnahme von Halbzeugmaterial verklagt worden infolge von Lieferungs- abschlüssen mit der Firma Karl Spaeter in Koblenz, die diese auf Differdingen-Dannen- baum, Rombacher Hütte und Aumetz la paix übertragen hat. Die Ges. hat wegen dieser schwebenden Differenzen den Betriebsüberschuss von M. 450 389 zu einer besonderen Rückstellung verwendet. In dieser Angelegenheit kam Mitte Nov. 1901 ein Vergleich dahin zustande, dass die Stahlwerke für die bis jetzt versteigerten Mengen M. 500 000 sofort bar zahlen; falls auch das letzte Drittel des Abschlusses zur Versteigerung kommt, sind weitere M. 250 000 zu zahlen; die Stahlwerke zahlen alle Gerichts- und Anwaltskosten einschl. derjenigen der Gegenpartei. Produktion in Bochum: 1894/95 1895/96 1896/97 1897/98 1898/99 1899/1900 1900/1901 Stahl- u. Flusseisenblöcke t 59 000 72 000 78 000 75 000 91 900 94 000 61 500 Walzfabrikate u. Schmiede- stücke etc . . . . t 45 900 56 900 60 500 60 600 69 800 72 700 51 400 Kapital: M. 7 000 000 in 7000 Aktien (Nr. 1–7000) à M. 1000. Urspr. A.-K. M. 2 000 000, erhöht 1894 um M. 1 000 000, lt. G.-V.-B. vom 9. Juli 1895 um M. 1 000 000, div.-ber. ab 1. Juli 1896 (für 1895/96 mit 4 % Bauzinsen bedacht), angeboten den Aktionären 3:1 bis 2. Aug. 1895 zu 160 %, und lt. G.-V.-B. vom 5. Nov. 1898 um M. 1 500 000 in 1500 Aktien à M. 1000, angeboten den Aktionären 3: 1 vom 26./11. bis 5./12. 1898 zu 175 %. Diese Aktien waren pro 1898/99 zur Hälfte div.-ber., ab 1. Juli 1899 voll div.-ber. Die G.-V. v. 19. Mai 1900 beschloss weitere Erhöhung des A.-K. um M. 1 500 000 (auf M. 7 000 000) in 1500 neuen Aktien à M. 1000, div.-ber. ab 1. Juli 1900, davon übernommen M. 900 000 von der Nationalbank für Deutschland zu 160.50 % mit der Verpflichtung, hiervon M. 688 000 den bisherigen Aktionären zu 190 % abzügl. 4 % Stückzinsen bis 1. Juli 1900 durch die Ges. anzubieten, was Ende Mai bis 15. Juni 1900 geschehen; auf nom. M. 8000 alte Aktien entfiel eine neue Aktie. Die Em. von 1900 diente zur Ausführung von neuen Anlagen auf dem alten Werke, zur Verstärkung der Betriebsmittel, sowie mit nom. M. 600 000 Aktien zum Erwerb der Marienhütte in Eiserfelde (Kaufpreis ca. M. 1 500 000) und der Aktien der Finnentroper Hütte (A.-K. M. 300 000). Letztere erworben von der Nationalbank für M. 200 000 bar, welche gleichzeitig den Rest der neuen Aktien der Stahlwerke im Betrage von M. 900 000 zu 160.50 % übernahm (siehe oben). Hypothek: M. 86 700 Restkaufgelder, zu 4 % verzinslich. Hypothekar-Anleihe: M. 1 750 000 zu 4 % von 1897, rückzahlbar zu 103 %, Grundschuldbriefe à M. 1000. Zinsterm. 2./1. u. 1./7. Tilg. vom 2./1. 1901 ab durch jährl. Ausl. im Juni