1444 Nachträge. Rheinische Bank in Mülheim a. d. Ruhr. (Siehe Bd. I 1901/1902, S. 164.) Der im Juni und Juli 1901, wahrscheinlich durch Zwangsverkäufe für einen Gross- aktionär hervorgerufene Kursrückgang der Aktien der Bank, führte zu einem Ansturm auf ihre Kassen in Mülheim und Duisburg. Die Verwaltung sah sich daher genötigt, ein Darlehen von M. 3 000 000 gegen Hinterlegung von Sicherheiten zu 4 % bei den Mit- gliedern des A.-R. (M. 2 400 000) und bei verschiedenen nicht beteiligten Berliner Gross- banken (M. 600 000) aufzunehmen. (Ausserdem lieh noch die Firma Thyssen in Mül- heim a. d. R. M. 350 000.) Dadurch wurde es ihr ermöglicht, allen Anforderungen zu entsprechen. Das Darlehen ist bis 1./10. 1902 unter der Bedingung gegeben, dass die Bank ihre Schulden bezahle und keine neuen Kredite bewillige, dagegen ist es nicht an die Bedingung der Liquidation geknüpft. Es ist in zwei Teilzahlungen von je M. 1 500 000 zurückzuzahlen; bei der ersten Teilzahlung sind die Banken zu berücksichtigen. Das Institut hat seine Mittel grösstenteils in momentan schwer oder gar nicht realisierbaren Werten (Kuxe) bezw. Beteiligungen und gewährten Krediten (so an Leo Hanau, früheren Vors. des A.-R. der Bank) festgelegt. Auch wird von einer Anzahl Kunden der Bank Differenzeinwand erhoben, um sich ihren Zahlungsverpflichtungen zu entziehen. Akut gewordene Verlegenheiten haben nicht vorgelegen, aber die Erneuerung der stark an- geschwollenen Acceptschuld stiess auf Schwierigkeiten. In der dann zum 17./8. 1901 einberufenen G.-V. wurde über die Geschäftslage Bericht erstattet. Bei einer event. Liquidation dürfte nach Ansicht der Verwaltung für die Aktionäre eine erhebliche Quote (70 %) des A.-K. resultieren. Vorläufig werden die Geschäfte weitergeführt mit der Direktive, keine Effekten-Kommissionsgeschäfte zu betreiben, sondern den Kontokorrent- verkehr zu pflegen. Die Beschlussfassung über die Zukunft der Bank bleibt einer weiteren G.-V. vorbehalten, nachdem die G.-V. v. 4./1. 1902 nicht beschlussfähig war. Die Tagesordnung derselben lautete: 1. Beschliessung der Liquidation. 2. Im Falle der Ablehnung Feststellung des Verlangens auf Erhebung einer Klage gegen Aufsichtsrat und Vorstand aus nachlässiger Geschäftsführung, eingereicht von den Bonner Aktionären an deren Spitze Rechtsanwalt Schmitt steht. In der Begründung heisst es, „der ungünstige Vermögensstand der Bank sei wesentlich darauf zurückzuführen, dass sowohl Vorstand wie Aufsichtsrat seit langem die ihnen gesetzlich obliegende Pflicht, sowohl in der Führung als in der Gberwachung der Geschäfte der Bank, die Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmannes zu wahren, in schwerer Weise verletzt haben.“ Zu der abzustossenden Masse gehören selbstverständlich auch die Ersatzansprüche gegen Vorstand und Aufsichtsrat, und die Liquidation erscheint für geboten, um diese Ansprüche zur baldigen Geltung zu bringen, abgesehen davon, dass bei der gegenwärtigen Geschäftslage der Bank eine Fortführung der Geschäfte nicht im Interesse der Aktionäre liegt. Für den Fall, dass die Liquidation nicht beschlossen wird, ist eine Minderheit, welche mehr als ein Zehntel des A.-K. im Besitz hat, entschlossen, die Erhebung der Klage gegen A.-R. und Vorstand zu veranlassen. Die Filiale in Duisburg wurde 1901 aufgelöst. Kurs der Aktien Ende 1901: 38.50 %. Direktion: Jul. Hilb. Aufsichtsrat: (5–11) Vors. Aug. Thyssen, Mülheim a. d. R.; Oskar Rothschild, Berlin; Justizrat Dr. Carl Michels, Duisburg; Hch. Meyer, Frankfurt a. M.; Carl Roesch, Mülheim a. d. R.; Gust. Krimer, Köln. – Frühere Mitgl.: Leo Hanau, Justizrat Dr. Eug. Bock, Carl Cahn, Bank-Dir. Ernst Friedländer, Gen.-Konsul Eug. Landau, Bank- Dir. P. Barnewitz, Oberbergrat Dr. Victor Weidtmann, Bank-Dir. R. Michelet. Prokuristen: Mülheim: Max Stern, Jos. Hermeling. Plauener Bank, Aktiengesellschaft in Plauen i. V. Gegründet: 19./1. 1901; handelsger. eingetr. 30./12. 1901. Eröffnung am 2./1. 1902. Gründer: Komm.-Rat Wilh. Weindler, Privatmann Wilh. Andreas Müller Louis Apitzsch, Dir. Hugo Herz, Adolf Hoffmann, Franz Jahn, Rich. Kant, Rechtsanwalt Dr. Wilh. von Petrikowsky. Zweck: Betrieb von Bank- und Handelsgeschäften aller Art. Kapital: M. 2 000 000 in 2000 Aktien (Nr. 1––2000) à M. 1000. Der Gesamtgründungsaufwand, welcher zu Lasten der Ges. (für Stempel, Kosten, Zs. etc.) zu gewähren und aus der Gesellschaftskasse zu bezahlen ist, ist auf 3 % des A.-K. – M. 60 000 festgesetzt, und erfolgte deshalb die Ausgabe der Aktien zum Kurse von 103 0%. Was von diesen M. 60 000 zum Gründungsaufwande nicht verbraucht werden sollte, verbleibt der Ges. Geschäftsjahr: Kalenderj. Gen.-Vers.: Im I. Geschäftshalbj. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung: 5 % zum R.-F., event. besondere Abschreib. u. Rücklagen, vertragsm. Tant. an Vorst. u. Beamte, hierauf 4 % Div., vom brigen Tant. an A.-R., Rest Super- Div. bezw. nach G.-V.-B.