Nachträge. 1475 sämtliche übrigen Geschäfte. Dir. Behrens legt sein Amt als Mitglied des Gläubiger- ausschusses nieder. Der neue Gläubigerausschuss setzt sich zusammen aus Krischer, Prokurist der Bank für Rheinland und Westfalen, Köln; Konsul Stolle, Bonn; Bankier Wallach und Rechtsanwalt Dr. Mosler, Berlin. Die Fabrikation soll weitergeführt werden. Leo und Arthur Boeing und der Vertreter Leo Otto Boeings lehnen ab, eine Verzicht- leistungserklärung zu unterschreiben, dass sie gegen die heutigen Beschlüsse keine Ein- wendungen erheben. Justizrat Sayn verliest die ihm zugegangene Offerte der Siemens- Ges., welche M. 5 600 000 bar und M. 1 000 000 neuer Siemens-Aktien zum Kurse von 115 % vorsieht; diese Million neuer Siemens-Aktien werden zu 115 % an ein aus den vier Hauptgläubigern bestehendes Konsortium zu 180 % begeben werden; die Siemens-Ges. übernimmt die Konkursforderungen der Berliner Handels-Gesellschaft, der Bergisch Märkischen Bank, des Halleschen Bankvereins und der Bank für Rheinland und Westfalen, soweit diese durch Verpfändung sichergestellt sind. Von der Übernahme und dem Verzicht ausgeschlossen bleiben Forderungen, die aus Vorschüssen und anderen Forderungen entstanden sind. Siemens übernimmt ferner die im Jahre 1897 ausgegebenen Schuldscheine von M. 1 970 000 zu 103 % und begleicht den Rest des Kaufpreises in bar. Sayn empfahl eine Ausschreibung in den Zeitungen, ob nicht andere Angebote zu erhalten wären, befürchtet indessen, dass, wenn nicht schnell Rat geschafft würde, die Subhastation der Grundstücke neben dem Konkursverfahren eintreten würde. Da günstigere Angebote nicht eingingen, so wurde die Offerte der Siemens-Ges. angenommen. Dieses Angebot lässt, die Siemens-Aktien zu 115 % gerechnet, nach Deckung der auf M. 4 500 000 bezifferten zu verzinsenden Schulden für die Aktionäre einen Überschuss von rund M. 2 350 000 erwarten; indessen ist hierbei zu beachten, dass für die Siemens- Aktien ein erheblich höherer Kurswert zu erzielen sein wird (die alten Siemens-Aktien notieren gegenwärtig ca. 237 %, sie erhielten zuletzt 18 % Div.); lediglich hierdurch stellt sich das jetzige Gebot gegen das frühere günstiger. Ausser Betracht steht hierbei der Wert bezw. das Entgelt für die besonders zu bezahlenden Vorräte etc. Auf Grund der Ermächtigung des Amtsgerichts zu Ehrenbreitstein v. 30./12. 1901 werden die Aktionäre auf den 24./1. 1902 zu einer ausserord. G.-V. nach Vallendar a. Rh. einberufen. Auf der Tagesordnung stehen: 1) Wahl von Mitgl. zum A.-R.; 2) Aufhebung des Beschlusses des A.-R. v. 4./12. 1900; 3) Beschlussfassung, ob dem Verkauf der Fabriken und Liegenschaften der Ges. mit den Gruben, Steinbrüchen und Berechtigungen an die Glasindustrie vorm. Friedr. Siemens-Dresden zugestimmt werden soll; 4) Bei Ablehnung des Punktes 3 – Beschlussfassung über die selbständige Erhaltung des Unternehmens und Beschaffung der nötigen Geldmittel, um das Unternehmen schuldenfrei zu machen. Die Einberufung dieser G.-V. erfolgt auf Veranlassung des aus dem Amte entlassenen und in strafrechtlicher Untersuchung befindlichen früheren Gen.-Dir. Boeing bezw. dessen Rechtsvertreters. Welchen Zweck die abermalige G.-V. haben soll, ist trotz der aus- führlichen Tagesordnung nicht ersichtlich. Der bisherige Verlauf der Dinge hat dar- gethan, dass die Aktionäre nicht zuzahlen wollen und können. Anderseits ist keinerlei Aussicht vorhanden, dass sich jemand findet, welcher der stark überschuldeten Ges. die zur Abwendung des Konkurses erforderlichen Mittel vorschiesst. Gegründet: Am 2./2. 1891. Sitz der Ges. bis Mai 1897 in Bad Nauheim. Letzte Statutänd. V. 8./6. bezw. 2./8. 1899, 22./5. 1900. Zweck: Herstellung von feuerfesten u. säurefesten chemisch-technischen Produkten für die chemische Industrie, für Glas- und sonstige Hütten, von keramischen Erzeugnissen und Hohl-Glaswaren (Flaschen jeder Art), von feuerfesten und säurefesten Anlagen für alle Zwecke, von schwefelsaurer Thonerde, Rohsulfat, Pariser und Berliner Blau, sowie Ge- winnung von Thon, Quarzit, Mineralien, Mineralwässern (Mineralbrunnen Zollhaus) etc. Die Ges. übernahm von E. Boeing in Nauheim sämtliches Fabrikterrain, Anschlussgeleise, Fabrikgebäude, Brennöfen, Dampfkessel etc. für M. 1 031 045. An fertigen Waren sind 1896–99 hergestellt: ca. M. 1 800 000, 2 200 000, 3 150 000, 4 724 000; davon versandt1899 für ca. M. 2 557 000; 1900: M. 3 224 237. Besitzstand: Der gesamte Grundbesitz der Ges. umfasst z. Z. annähernd 825 Morgen = 206 ha. Für Vergrösserung des Grundbesitzes, des Fabrik- und Grubenbetriebes etc. wurden 1898: M. 1 980 000 und 1899 an M. 3 970 000 ausgegeben; 1898 für Arbeiter- und Beamtenhäuser M. 485 000. Vorhanden sind u. a. 80 Arbeiterhäuser mit etwa 266 Wohnungen. Das am Bahnhof gelegene Terrain, auf welchem die Fabrikanlagen in Bad Nauheim errichtet sind, hält ca. 3803 qm und die in der Nähe gelegenen Quarz-, Quarzit-, Quarzsand- u. Thongruben der Ges. halten ca. 28 600 qm. Anlagen in Wirges: a) Fabrik feuerfester und säurefester Produkte (Chamottefabrik); b) Glashüttenanlage (z. Z. mit 6 W annenanlagen, eine weitere Wanne steht in Reserve); c) chemische Fabrik (schwefelsaure Thonerde, Alaun, Pariser u. Berliner Blau u. ähnliche Produkte); die Schwefelsäurefabrik hat im Sommer 1901 den Betrieb einstellen müssen. Das Terrain in Wirges hält mit dem an- schliessenden konsolidierten Thongrubenfeld ca. 88 923 qm. Ausserdem gehören zu der Anlage in Wirges noch verschiedene Thon- und andere Gruben mit 37 424 qm und ein Terrain für Beamten- und Arbeiterwohnungen von 42 946 dm. Die Ges. besitzt und betreibt ausserdem die Glashütte in Osterwald mit 2 Wannen und hat ab 1./1. 1900 das 93*