Strassen- und Kleinbahnen, Bergbahnen etc. 621 Heidelberger Strassen- und Bergbahn-Akt.-Ges. in Heidelberg. Gegründet: 18./7. 1887. Letzte Statutänd. v. 6./12. 1899. Die Ges. übernahm Konc. u. Bahn von der Handels-Ges. Leferenz & Co. nebst den in der alten Bergheimerstr. 7 belegenen Grund- stücken, 33 a 62 qm, Gebäuden, Material., Geleisanlagen, Pferden, Wagen u. Geschirren etc. für M. 349 000 in Aktien, wobei der Wert der Konc. mit M. 25 000 in Ansatz gebracht wurde. Zweck: Bau, Erwerb und Betrieb von Strassen-, Sekundär- und Bergbahnen, im besonderen der Heidelberger Strassen- und Bergbahn. Die Koncession für den Betrieb der Heidel- berger Pferdebahn ist ab 27./9. 1883 vom badischen Ministerium auf 35 Jahre erteilt und durch Vertrag mit dem Stadtrat zu Heidelberg v. 18. Sept. 1883 ergänzt worden; sie umfasst drei Strassenzüge der Stadt Heidelberg, und zwar: 1) vom Hauptbahnhof durch die Hauptstrasse bis zum Carlsthor; 2) vom Hotel Bayerischer Hof durch die Berg- heimerstrasse bis zur Römerstrasse; 3) vom Hauptbahnhof durch die Rohrbacherstrasse bis zum Steigerweg. Betriebslänge 3,729 km. Spurweite 1 m. Die Unternehmer haben die Pflicht, den Bahnkörper und zwar die Fläche zwischen den Schienen und je 40 em ausserhalb derselben zu pflastern und in gutem Zustande zu erhalten. Falls die Kon- cession nicht verlängert wird, fällt die Geleisanlage unentgeltlich dem Eigentümer der Strasse zu, während alle Betriebsmittel und Einrichtungen nach ihrem wirklichen durch 3 Sachverständige festzusetzenden Werte abzutreten sind. Die Pferdebahn wurde im Mai 1885 dem Betriebe übergeben. In der ausserord. G.-V. v. 20./12. 1901 wurde die Umwandlung des Pferdebetriebes in elektr. Betrieb beschlossen. Das zum Umbau nötige Kapital wird von der Stadtgemeinde Heidelberg gegen 4 % Zs. P. a. vorgestreckt und wird dieselbe die Verlängerung der staatlichen Koncession für die Strassenbahn bis Ablauf der Bergbahn-Konc. (1938) nachsuchen. Der Umbau wird voraussichtlich im Laufe des Sommers 1902 beendet sein. Unterm 25. Juni 1888 erhielt die Ges. eine weitere Koncession zum Bau und Be- triebe einer kombinierten Drahtseil- u. Zahnradbahn von Heidelberg nach dem Schloss und der Molkenkur für 50 Jahre. Die Betriebseröffnung der Bergbahn erfolgte am 30. März 1890. Vom 31. März 1915 ab hat die Stadt Heidelberg bezw. der badische Staat das Recht, mit dreijähriger Ankündigung die Bergbahn anzukaufen, wobei als Kaufpreis der 25fache Betrag des durchschnittlichen Reinertrags der letzten 10 Jahre, von der Ankündigung an zurückgerechnet, mindestens aber die urspr. Herstellungs- kosten = M. 849 157.40 abzüglich der etwa zur Herstellung des ordnungsmässigen Bahn- zustandes erforderlichen Kosten, vergütet werden müssen. Nach dem Vertrage mit der Stadt Heidelberg v. 27. Sept. 1888 ist der Ges. die unentgeltliche Benutzung der die Bahn kreuzenden städtischen Strassen und Wege gestattet. Dieselbe wird mittels Tunnels in einer durchschnittlichen Steigung von 25 % bis zur Schlossstation, und von da in offenem Einschnitte mit ungefähr 43 % Steigung bis zur Station Molkenkur geführt. Wenn nach Ablauf der Koncession die Bahn nicht von der Stadt Heidelberg oder von dem Staate erworben, auch die Koncession nicht erneuert wird, so ist die Ges. verpflichtet, die gesamte Bahnanlage zu beseitigen und den früheren Zustand nach Anordnung der Oberaufsichtsbehörde wieder herzustellen. Die Bergbahn ist eine kombinierte Seil- und Zahnradbahn nach einem System, welches darin besteht, dass am oberen Ende eine Seilscheibe befestigt ist, um welche ein entsprechend starkes Drahtseil von der ungefähren Länge der Bahn führt, an dessen beiden Enden je ein mit zwei Zahnrädern und einem unterhalb der Sitze befindlichen Wasserkasten versehener Wagen angehängt ist. Die Bahn hat ihren Anfangspunkt am Fusse des Schlossberges. Die Bahnlänge beträgt wagrecht gemessen 457,7 m, in der Steigung gemessen 488,91 m, die absolute Höhe zwischen dem unteren und oberen Bahnsteig 172 m. Betriebslänge 0,498 km. Spurweite 1 m. Betriebs-Einnahme: 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 Pferdebahn . M. 113 944 117517 127 878 139 522 148 173 159 469 165 639 Bergbahn 99 090 54 351 59 252 65 655 69 367 72 135 69 830 Personen zus. 1 147 604 1 245 740 1 389 614 1 510 138 1 643 615 1 763 058 1 819 271 Kapital: M. 1 235 000 in 1235 Aktien (Nr. 1–1235) à M. 1000. Urspr. M. 350 000, erhöht lt. G.-V.-B. v. 10./2. 1890 um M. 885 000 (auf M. 1 235 000). Die Stadt Heidelberg erwarb 1900 nom. M. 928 000 Aktien der Ges. zum Preise von 160 % bezw. 162 % von der Deutschen Bank und dem Bankhause Abel & Co. in Berlin. Das Unternehmen ist somit in der Hauptsache im Besitz der Stadt. Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Gen.-Vers.: Im I. Sem. Stimmrecht: Jede Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung: Mind. 5 % und höchstens 10 % zum R.-F. bis derselbe 10 % des Grund- kapitals beträgt, vom Rest die vertragsm. Tant. an Dir. u. Beamte, 4 % Div., vom Ubrigen bis 10 % Tant. dem A.-R. (ausser einer festen Jahresvergütung von M. 6000), Überrest zur Verf. d. G.-V., die auch die Dotation weiterer Rücklagen beschliessen kann. Beträgt die Brutto-Einnahme der Bergbahn in einem Jahre mehr als M. 90 000, so sind 20 % des Überschusses an die Stadt abzuliefern.