―――‚―‚―‚―――― 678 Dampfschiffahrts-Gesellschaften, Rhedereien etc. ist seit Herbst 1901 eine drei- (statt bis dahin vier-) wöchentliche, die Linie nach Neu- Guinea (A 4) eine achtwöchentliche. Seit Jan. 1902 unterhält der Lloyd eine neue, sechswöchentliche Anschlusslinie — sowohl an die ostasiatische als an die australische Hauptlinie – von Singapore über Neu-Guinea nach Sydney. Der Lloyd ist verpflichtet, die Dampfer für die asiatische Linie abwechselnd von Bremen bezw. Hamburg ausgehen zu lassen. Zur Vermeidung von Konkurrenz hat der Lloyd ein Übereinkommen mit der Hamburg-Amerika-Linie in Hamburg ge- troffen, wonach diese 4 neu erbaute Dampfer in den in der Leitung des Lloyd ver. bleib. ostasiatischen Reichspostdampferdienst eingestellt hat. Die Subventionssumme fliesst in eine Betriebskasse, welche von dem Lloyd als verantwortlichem Leiter des Betriebes verwaltet wird. (Das Nähere über den Subventionsvertrag siehe im Jahr.- gang 1900/1901.) – Ausserdem existiert ein Vertragsverhältnis mit dem Belgischen Staate von 1886. Dieser Staat vergütet der Ges. für das Anlegen ihrer nach Ostasien und Australien gehenden Schiffe in Antwerpen jährl. frs. 80 000 und erstattet ihr die Lotsen- und Leuchtturmabgaben zurück. Neben der Reichspostdampferlinie nach Ostasien ist 1898 eine Frachtdampferlinie zwischen Bremen bezw. Hamburg, Rotterdam, Ant- werpen und Ostasien mit zunächst vierwöchentlichem Dienst organisiert. Von der Scottish Oriental Steamship Company erwarb der Lloyd Ende 1899 deren bisher zwischen Hongkong-Swatow und Bangkok verkehrende Flotte von 14 Dampfern. Dieser Dienst ist durch Einstellung weiterer Dampfer noch ausgebaut. Ferner wurden die Dampfer der Holt'schen East India Ocean Steamship Comp., welche im Frühjahr 1899 von einem deutschen Syndikat angekauft worden waren und zwischen Singapore-Bangkok und Singa- pore u. Borneo verkehren, von demselben käuflich übernommen. (Näheres über diese Küstendampferlinien, an denen mehrere andere Firmen beteiligt sind (s. Passiva der Bilanz] und die also verkehren zwischen Singapore-Bangkok, Borneo[ Sandakan]-Manila, Bangkok-Swatow-Hongkong, Swatow-Hankow und auf dem Yangtsekiang und neuerdings durch eine Linie Singapore-Macassar-Menado- Gorantalo erweitert sind, s. gleichfalls Jahrg. 1900/1901.) Die Yantsee-Flussschiffahrt wird ab 1901 mit der Hamburg-Amerika- Linie gemeinsam betrieben. Mit der internationalen Schlafwagen- Ges. in Brüssel hat der Lloyd zur besseren Verbindung der Nordseehäfen mit der Schweiz und Italien ab 1./6. 1902 eine erstklassige Eisenbahnverbindung, den „Lloyd-Express', über den St. Gotthard eingerichtet. – Mit der Hamburg-Amerika-Linie und den befreundeten englischen u. amerikanischen Dampfer- linien sind im Frühjahr 1902 bezügl. des nordamerikanischen Verkehrs besondere Verein- barungen getroffen, welche in einer Interessengemeinschaft, einem unter Pierpont Mor- gans Leitung stehenden Syndikat gipfeln und den einzelnen Ges. für eine Reihe von Jahren konstante Fracht- und Passageraten sichern. Die Syndikatslinien haben sich für die ganze, auf 20 Jahre bemessene Dauer des Vertrages verpflichtet, ohne das Einverständnis der deutschen Linien mit keinem ihrer Schiffe nach einem deutschen Hafen zu kommen, wogegen die deutschen Ges. versprechen, ihren gegenwärtigen Verkehr von England nicht über ein bestimmtes Mass hinaus zu erweitern. Nach 10 Jahren haben beide Teile das Recht, eine Revision des Vertrages zu verlangen und von dem Vertrage zurückzutreten, falls eine Revision nicht zustande kommt. Der Erwerb von Aktien der deutschen Gesellschaften seitens des Syndikats u. umgekehrt ist verboten. Zur Erledigung aller die gemeinsamen Interessen berührenden Fragen wird ein aus 2 Vertretern des Syndikats und 2 Vertretern der deutschen Gesell- schaften bestehendes Komitee eingesetzt, das keine Exekutivgewalt haben, sondern die an dasselbe gelangenden Angelegenheiten im Wege freundschaftl. Verständigung ordnen soll. Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung des Vertrages sollen einem Schieds- gericht unterbreitet werden. Befördert wurden 1901 insgesamt 305 530 Passagiere gegen 253 225 im Vorjahre (seit Bestehen des Lloyd 4 465 961 Personen) und 3 419 710 cbm Ladung gegen 2 707 218 im Jahre 1900. Die Dampfer des Lloyd durchliefen 1901 ca. 5 402 000 Seemeilen = etwa 255 mal den Umfang der Erde. An Grundbesitz und baulichen Anlagen besitzt der Lloyd: Geschäftsgebäude, Proviant- Amt, Werkstätte, Waschanstalt, Gepäckschuppen an der Papenstr., Pelzerstr., Gr. Hundestr. Stephani-Kirchenweide und am Bahnhof in Bremen, ferner eine grosse, gegenwärtig in der Erweiterung begriffene Reparaturwerkstatt daselbst, Stationsgebäude, neue Wartehalle, Kantine, 6 Schuppen, Dockanlage nebst Werkstätten, Maschinen etc., sowie Agenturgebäude in Bremerhaven. Sanitätsstation in Rio Branco (Brasilien). Neben dem jetzigen Geschäftsgebäude in Bremen sind 1899 mehrere Grundstücke erworben, auf denen ein neues Verwaltungsgebäude errichtet wird; der Bau wird 4–5 Jahre Zeit in Anspruch nehmen. Die Werkstätten in Bremen wurden 1901 zur Fabrikation von Schiffeinrichtungen umgestaltet und wurde für dieselben eine eigene G. m. b. H. „Nord- deutsche Maschinen- u. Armaturenfabrik“ unter selbständiger Leitung gegründet. Zur späteren Vergrösserung dieser Anlagen wurde von der A.-G. „Weser“ ein Nachbargrund- stück erworben, dessen Übergabe nach Fertigstellung der für die „Weser“ im Bau be-