Kohlenbergbau. 853 A. Riebeck'sche Montan-Werke, Actien-Gesellschaft in Halle a. S. Gegründet: 1883. Letzte Statutänd. v. 9./12. 1899. Zweck: Herstellung von Paraffin, Mineralölen und anderen Fabrikaten aus Braunkohlen, so- wie der Handel in diesen Artikeln, ferner die Ausnutzung des der Gesellschaft gehörigen Bergwerkseigentums durch Gewinnung und Veräusserung der gewonnenen Bergwerks- produkte. Nach dem Tode des alleinigen Besitzers Komm.-Rat Riebeck wurde die Ges. zwecks Auseinandersetzung von dessen Erben gegründet. 1888 wurden sämtliche Aktien an ein Konsortium verkauft. Besitztum: Bergwerke, Schwelereien, Brikettfabriken bei Reussen, Gaumnitz, Webau, Tackau, Wildschütz, Theissen, Oberröblingen a. S., Luckenau, Gladitz, Deuben und Dieskau, ferner Mineralöl- und Paraffinfabriken in Webau, Reussen und Oberröblingen, woselbst eine elektr. Centrale angelegt ist, Eisengiesserei, Maschinenfabrik und Kessel- schmiede für eigenen Bedarf in Webau. 1888 übernahm die Ges. die Grube Walthers Hoffnung bei Stedten für M. 1 500 000, 1891 kaufte sie sämtl. Kuxe der Gew. Viktoria für M. 585 481 und 1897 die Rittergüter Tackau und Deuben für M. 731 466.75, unter deren Feldern der Abbau der 3 Gruben Hedwig bei Wildschütz, Emilie bei Tackau und Marie bei Deuben umgeht, sowie Kohlenfelder von 120 Morgen in Zembscher Flur (jetzt Grube Winterfeldt). 1900 wurde das 132,8910 ha grosse Rittergut Naundorf für M. 449 579 er- worben; die darunter befindliche Kohle war bereits Eigentum der Ges. und wird das Zukunftsfeld für die neuen Gruben Paul und Louise bilden. Ferner kaufte die Ges. 1900 zur Sicherung ihres Bedarfes an Feuerkohlen die zum Domänengut Göthewitz gehörigen Braunkohlenfelder, woselbst ein neuer Schacht Hermann und in Verbindung damit eine Drahtseilbahn nach Fabrik Webau angelegt wird; die Inbetriebsetzung dürfte 1903 er- folgen. Das Grundeigentum der Ges. umfasste ausser den 3 Rittergütern mit 1784 Morgen 157,93 qR. Flächeninhalt am 1./4. 1902 an 1890 Morgen 42,33 qR. Die beiden neuen Werke Riesserschacht bei Dieskau u. Winterfeldt bei Zembschen sind 1898 in Betrieb gesetzt. Bei Dieskau auf Grube Delbrück ist 1901 ein neuer Schacht abgeteuft. Ende 1898 wurden von Heinrich Otto Schmidt in Zeitz ab 1. Jan. 1899 für M. 1 500 000 erworben die vier Gruben Siegfried bei Trebnitz, Trebnitz bei Trebnitz, Friedrich Franz bei Werschen, Nr. 531 bei Theissen, die Schwelereien Trebnitz mit 12 Öfen, Teuchern mit 24 Öfen, die Mineral- und Paraffinfabrik Trebnitz (inzwischen ausser Betrieb gesetzt) die Nass- pressanlage Trebnitz mit 11 Millionen Steinen Produktion, die neu eingerichtete Brikett- fabrik mit 2 Pressen und 50–55 Doppelwaggons Wochenproduktion, Anschlussgeleis zum Bahnhof Luckenau, 60 Morgen Grundbesitz etc. Bei der Übernahme wurde der Kohlen- bestand in der Erde auf 75 Mill. hl markscheiderisch festgestellt. Die Kohlenförderung betrug damals ca. 2½ Mill. hl jährlich. Von dem ausbedungenen Kaufpreise wurden M. 1 321 197 durch Barzahlung beglichen, während der Rest von M. 178 802 durch Über- nahme der rückständigen, unverzinslichen Kohlen-Restkaufgelder belegt wurde. Im Sept. 1899 wurden sämtliche Kuxe der nunmehr aufgelösten Gew. Robert bei Wansleben, welche mit ihren Grubenanlagen mit den früher erworbenen 4500 Morgen grossen Kohlenfeldern der Gew. Victoria markscheidet, für den Betrag von M. 475 000 er- worben. Die Ges. teuft daselbst einen neuen zweiten Schacht ab. Die Kuxe sind ebenso wie die bislang auf dem Konto „Aufschliessung des Viktoriafeldes“ gesammelten Beträge zus. M. 924 211 bei der Wertverteilung 1901 auf die verschied. Substanzkonten übertragen. Für Neuerwerbungen, Neubauten, Maschinen und Anlagen wurden 1899/1900–1901/1902 insgesamt M. 856 505, 1 952 266, 1 731 112 aus den flüssigen Mitteln der Ges. ausgegeben. 1901 wurden besonders die Schwelöfen einem Umbau unterzogen. Die Arbeiterzahl aller Werke der Ges. betrug im Durchschnitt 1897/98–1901/1902: 3277, 3387, 3768, 4141, 4167, welche 1901/1902 M. 4 380 864 Löhne erhielten. Seit Nov. 1901 erfuhr schleppenden Absatzes wegen die Kohlenförderung eine Einschränkung von 15 %, die Brikettproduktion eine solche von 30 %. Kapital: M. 12 000 000 in 12 000 Aktien (Nr. 1–12 000) à M. 1000. Die G.-V. vom 25. Nov. 1898 beschloss die Ausgabe von M. 2 000 000 neuer, vom 1. April 1899 ab div.-ber. Aktien à M. 1000. Der Erlös fand teils zum Ankaufe des Schmidt'schen Nachbarwerkes, teils für die Betriebsverwaltung Verwendung. Die Aktien wurden von einem Bank- konsortium zu 144 % übernommen und den Aktionären 5: 1 vom 19.–31. Dez. 1898 zu 150 % angeboten. Geschäftsjahr: 1./4.–31./3. Gen.-Vers.:: Spät. Juli in Halle a. S. oder Berlin. 1 Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung: 5 % zum R.-F. bis 10 % des A.-K.; ist dies eingetreten (wie der Fall), dann 5 % zum Extra-R.-F., bis derselbe ebenfalls 10 % des A.-K. erreicht hat; dann bis 4 % Div., vom Übrigen 5 % Tant. an A.-R., Rest Super-Div., event. nach G.-V.-B. Der Ewxtra-R.-F. kann auf Antrag des A.-R. durch G.-V.-B. nicht nur zur Deckung ausserord. Verluste, sondern auch zu anderen Zwecken verwendet werden. Die Gesamtabschreib. 3 bis Ende März 1902 betrugen M. 12 603 799. ilanz am 31. März 1902: Aktiva: Grundstücke 1 162 331, Wohngebäude 339 263, Betriebs- gebäude u. Betriebsanlagen 1 520 026, Maschinen u. Apparate 1 410 953, Eisenbahnanlagen