= ―― Holz-Industrie, Möbel-Fabriken etc. 1649 Holzindustrie Hermann Schütt, Aktien-Gesellschaft in Czersk a. d. Ostbahn, Westpreussen, mit Verkaufscentrale u. Fabrik in Berlin, S0. Michaelkirchstr. 17. Gegründet: 14./10. 1897 mit Wirkung ab 1./1. 1898, handelsger. eingetr. am 16./12. 1897. Letzte 9 Statutänd. v. 11./4. 1899, 29./3. 1900, 26./3. 1901 u. 13./2. 1902. Der Gesamtpreis des von Herm. Schütt in die Ges. eingebrachten Etablissements betrug M. 652 000, wofür der Inferent 600 Aktien à M. 1000 und M. 45 000 bar erhalten hat, während für den Rest M. 7000 Hypoth.-Schulden übernommen wurden. Zweck: Erwerb und Fortbetrieb der Holzleistenfabrik mit Dampfsägewerk von Herm. Schütt in Czersk mit Werken in Neubza (Westpreussen) und Georgenburg (Russland), auch Betrieb des Rundholz-Engrosgeschäfts. Specialität: Fabrikation von Goldleisten, Antik-, Rohleisten und geschnitzten Leisten. Das Fabrikgrundstück in Czersk ist ca. 63 000 qm gross, wovon ca. 20 000 qm von Gebäuden bedeckt werden; diese bestehen in der Haupt- 3 sache aus einer Schneidemühle mit 4 Vollgattern, einer Rohleistenfabrik mit 40 Kehl- und 3 Dampfmaschinen mit zusammen 500 HP., einer Goldleistenfabrik mit einer Dampf- maschine von 45 HP. und 6 Wohnhäusern. Die Ges. erwarb ab 1. Jan. 1898 die Gold- leistenfabrik Reder & Co. in Czersk für M. 160 000, ferner noch vor Inkrafttreten des russ. Forstschutzgesetzes in der Nähe der Stadt Georgenburg einen grösseren Wald- komplex von ca. 50 000 Festmeter Kiefern-Langholz für ca. M. 450 000, worauf M. 179 307 angezahlt wurden und dessen Abholzung bereits beendet ist. 1899 wurde das ca. 30 ha grosse Gut Hohenholm bei Bromberg angekauft, auf dem in Gemeinschaft mit dem Ver. Säge- und Hobelwerke R. Schaak & Co. Akt.-Ges. in Memel eine Dampfschneidemühle mit Holzbearbeitungsfabrik in grossem Umfange errichtet wurde, welches Etablissement inzwischen ganz auf die Ges. Schütt überging. Über die Kapitalerhöhung zu diesem Zwecke s. unten. Von diesem Werk ist seit 1./10. 1900 die Schneidemühle, seit 1./4. 1901 die Bautischlerei im Betrieb. Hohenholm hat 3 Dampfmaschinen von 600 HP., 6 Voll- und 2 Horizontal-Gatter, eigenen Hafen- und Bahnanschluss. Die Bautischlerei arbeitet ausschl. mit amerikanischen Präzisionsmaschinen und fertigt täglich 100 Thüren. Die Zweigniederlassung in Berlin wurde im Nov. 1898 errichtet, auch anfangs 1900 in Ver- bindung mit der Nordd. Holzindustrie Ges. m. b. H. in Bromberg Michaelkirchstr. 17 eine Centralverkaufsstelle eröffnet. An der Bromberger Holzindustrie hat die Ges. einen Anteil von M. 990 000, voll eingezahlt. Das Geschäff erbrachte 1901 einen Konjunktur- verlust von rund M. 40 000, einen Zinsverlust von M. 45 695, hat sich im übrigen aber als lebensfähig erwiesen. Für die Czersker Ges. berechnet sich der Zinsverlust bei dieser Beteiligung auf rund M. 50 000, die aus ihrem allg. Geschäft bestritten werden mussten. Die Ges. ist ferner mit M. 50 000 beteiligt an der Neustettiner Holzbearbeitungsfabrik R. Schreiber G. m. b. H. in Neustettin. Arbeiterzahl der Holzindustrie Schütt insgesamt ca. 500. – Von der Verteilung einer Div. für 1900/1901 konnte schon deswegen keine Rede sein, weil dem Reingewinn von M. 26 805 in der Bilanz der Nordd. Holzindustrie in Bromberg, welche fast ganz im Besitz der Ges. ist (s. oben), ein Verlust von M. 85 695 gegenübersteht. Kapital (bis Ende 1901): M. 1 500 000 in 1500 Aktien (Nr. 1–1500) à M. 1000. Urspr. A.-K. M. 1 000 000, auf welche bis Ende 1898 M. 700 000 eingezahlt waren, vollgezahlt im März 1899. Die G.-V. v. 6./4. 1899 beschloss zwecks Errichtung des Hohenholmer Etablissements (s. oben) Erhöhung des A.-K. um M. 500 000 (auf M. 1 500 000) in 500 Aktien à M. 1000, div.-ber. ab 1./7. 1899 pro rata der geleisteten Einzahlung, seit Jan. 1900 voll eingezahlt. Für ihre ausgedehnten Betriebe bedarf die Ges. grosser Geldmittel; da ihr nun durch Künd. eines Teiles ihres seitherigen Bankkredits in den letzten Monaten bedeutende Summen entzogen waren, beschloss die G.-V. v. 13./2. 1902 Erhöhung des A.-K. bis um M. 500 000 durch Ausgabe von bis 500 ab 1./10. 1901 div.-ber. Vorz.-Aktien à M. 1000. Dieselben erhalten aus dem Reingewinn 6 % Div. vorweg (ohne Nachzahlungsanspruch) und nehmen, nachdem die St.-Aktien 4 % erhalten haben, an der Super-Div. mit diesen gleichmässig teil. Im Falle Auflösung der Ges. werden die Vorz.-Aktien vor den St.- Aktien befriedigt. Den St.-Aktionären wurde bis 20./3. 1902 ein Bezugsrecht auf die Vorz.-Aktien (3: 1, event. auch eine neue Aktie auf weniger als 2 alte Aktien, sofern dadurch der Höchstbetrag der Kapitalserhöhung nicht überschritten wurde) zu pari zuzügl. 2 % Aktienstempel eingeräumt; die St.-Aktien, auf welche dieses Bezugsrecht nicht ausgeübt wurde, wurden im Verhältnis 3:1 zus. gelegt (Frist zur Einreichung dazu bis 31./3. 1902) und ist dieses durch Stempelaufdruck auf den giltig gebliebenen St.-Aktien kennt- lich gemacht. Die erste Einzahlung mit 25 % zuzügl. 2 % Stempel auf die Vorz.-Aktien hatte bis 20./4. 1902, die zweite mit 50 % bis 25./5. 1902 zu erfolgen, die Einzahlung restl. 25 % bestimmt der A.-R. Die Erhöhung des A.-K. gilt bis zu dem Betrage als erfolgt, welcher bis 31./10. 1902 gezeichnet sein wird; die Zus. legung der St.-Aktien muss bis 1./10. 1902 durchgeführt sein. Ab Geschäftsj. 1906/1907 unterliegen die Vorz.-Aktien der Tilg. durch Ausl. zu 110 % zuzügl. 6 % Zs. vom Beginn des betr. Geschäftsj. an bis zum Tage der Auszahlung. Gegen diese Beschlüsse wurde Protest zu Protokoll gegeben. Die Ges. hofft in etwa 2 Jahren ihre frühere Prosperität wieder herstellen zu können. Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1902/1903. I. 104 ―――――――――ᷣͤh