Fabriken für Chemikalien etc. 681 termin 24./11. 1902. Der in der Gläubiger-Vers. am 20./10. 1902 vorgelegte Status per 27. 9. 1902 ergab einen Fehlbetrag von M. 3 035 000. Hauptgläubiger sind die Banken der Ges. deren Forder. teilweise durch Unterlagen gedeckt erscheinen. Das A.-K. ist verloren. Der Betrieb wird vorläufig für Rechn. der Masse weitergeführt. Es ist ein neungliedriger Gläubiger- ausschuss gewählt. In der Masse dürften etwa 50–60 % liegen. Die Direktoren Böhm u. Henninger wurden verhaftet; Böhm hat sein Vermögen selbst zur Verf. der Gläubiger gestellt. Da es hauptsächl. nur aus Aktien der falliten Chem. Industrie, aus Anteilen an den Gesell- schaften des Rheinau-Koncerns u. Grundstücken besteht, die gegenwärtig nur einen minimalen Wert repräsentieren, so dürfte durch eine langsame Liquid. dieses Vermögens für die Konkurs- masse ein erheblich höherer Zuwachs herauszuschlagen sein, als im Falle des vermiedenen Konkurses zu erzielen gewesen wäre. Die Verwalt.-Organe werden regresspflichtig gemacht; es werden M. 2 300 000 Entschädig. verlangt; Vergleichsverhandlungen sind im Gange. Die Bilanzfälschungen wurden dadurch verdeckt, dass die Debit. zu hoch, die Kredit. zu niedrig eingestellt waren, auch die Bewertung der Vorräte eine viel zu hohe war. IZweck: Fabrikation chem.-techn. und pharmaceut. Produkte, hauptsächl. flüssige Gase, Ammoniakpräparate etc., sowie An- u. Verkauf von Chemikalien. Die Ges. war Verkaufsstelle für mehrere chem. Syndikate. Fabrik in Rheinau. Der Betrieb wirè fortgesetzt. Zur Wieder- aufrichtung des Unternehmens sind verschiedene Pläne ausgearbeitet, von denen jedoch im Jan. 1903 noch keiner greifbare Gestalt angenommen hatte. Von dem 156 321 qm gross ge- wesenen Terrain der Ges. wurden 1899 an 14 333 qm an die Rheinau G. m. b. H. in Mann- heim abgetreten, sodass noch 141 988 qm (Ende 1901 noch 141 586 qm) im Besitz der Ges. ver- blieben. Die Ges. erhielt von der Rheinau G. m. b. H. M. 100 000 Gewinnanteil in 3 Raten. Kapital: M. 2 500 000 in 2500 Aktien à M. 1000. Das urspr. A.-K. von M. 1 000 000 wurde zur Deckung der damals vorhandenen Unterbilanz 1889 durch Zusammenlegung von je 5 in 4 Aktien auf M. 800 000 herabgesetzt und gleichzeitig wieder auf M. 1 000 000 erhöht. Die G.-V. vom 20. Juni 1893, 30. Mai 1896 u. 16. Juni 1900 beschlossen weitere Erhöhungen um je M. 500 000 (auf M. 2 500 000); die Em. von 1896 erfolgte in 500 ab 1. Jan. 1896 div.-ber. Aktien à M. 1000, begeben zu 120 %, die Em. von 1900 in 500 ab 1. Juli 1900 div.-ber. Aktien à M. 1000, angeboten den Aktionären (4: 1) bis 31. Juli 1900 zu 120 %. Die Aktien lauten auf den Inhaber, können aber auf Nam. gestellt werden und umgekehrt. Anleihe: M. 1 000 000 in 4½ % Hypothekar-Schuldverschreib. von 1899, rückzahlbar zu 102 %, Stücke à M. 1000, auf den Namen der Oberrhein. Bank lautend. Zs. 2./1. u. 1./7. Tilg. ab 1910 durch Verl. im Juli (zuerst 1909) auf 2. Jan.; verstärkte oder Totalkünd. seitens der Ges. mit 3 monat. Frist jederzeit zulässig. Sicherheit: I. Hypothek zu gunsten der Oberrhein. Bank auf dem 9 ha 43 a 99 qm grossen Grundbesitz nebst Fabrik und sonstigen Gebäuden in Rheinau. Die Anleihe diente zur Bezahlung von Bank- schulden u. Ausführung von Neubauten und Betriebserweiterungen. Verj. der Coup. in 4 J., der verl. Stücke in 30 J. Kurs Ende 1899–1902: 102.20, –, 98, – %. Aufgelegt am 25./8. 1899 zu 101.50 %. Natiert in Frankf. a. M. Zum Vertreter der Inh. der Schuld- verschreib. im Konkursverfahren wurden in der G.-V. v. 3./11. 1902 Dr. Staadecker u. Bankbeamter Röbig in Mannheim gewählt. Genussscheine: Die ersten Zeichner der Aktien I. Emiss. erhielten zu je 10 gezeichneten Aktien 12 auf den Namen lautende Genussscheine, in Summa 1200 Stück, davon am 31. Dez. 1901 544 im Besitz der Ges. selbst. Diese Genussscheine, welche nicht am Gesell- schaftsvermögen partizipieren und keinerlei Aktionärrechte verleihen, berechtigen die Eigentümer zum Bezuge der Hälfte des unten unter Gewinnverteilung bezeichneten bilanzmässigen Gewinnüberschusses, insoweit dieser Bezug M. 50 für den einzelnen Genussschein nicht übersteigt. Die Ges. kann die Genussscheine jederzeit mit M. 500 pro Stück tilgen oder verlosen. Der auf amortisierte Genussscheine fallende Gewinn ist zu deren weiteren Tilg. mit zu verwenden. Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Gen.-Vers.: Im I. Semester. Stimmrecht: 1 Aktie —– 1 St. Gewinn-Verteilung: 5 % zum R.-F., 4 % Div. an Aktien, vom verbleib. Betrage 10 % Tant. an A.-R., vertragsm. Tant. an Dir. u. Angestellte, dann 6 % Super-Div. an Aktien, Rest zur Hälfte an Genussscheine bis M. 50 pro Stück, u. zur Hälfte weitere Super-Div. Bilanz am 31. Dez. 1901: Aktiva: Fabrik Rheinau: Grundbesitz 1, Eisenbahnanschluss 19 579, Gebäude 701 567, Maschinen u. Apparate 827 256, Brunnen u. Kanalisation 23 608, Mobil. u. Utensil. 51 745, Fabrikate, Halbfabrikate, Handelswaren, Rohstoffe, Kohlen, Material., u. Emballagen 1 698 368, Effekten 32 269, Wechsel 45 471, Kassa 4214, Debit. 1 787 271, Patente 3000. – Passiva: A.-K. 2 500 000, Oblig. 1 000 000, R.-F. 300 000, Spec.-R.-F. 100 000, Delkr.- Kto 10 000, Versuchskto 30 000, alte Div. 825, Oblig.-Zs.-Kto 20 160, Kredit. 860 393, Accepte 49 955, Pensionskasse 22 688, Gewinn 300 331. Sa. M. 5 194 354. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Unk., Saläre, Steuern, Versich., Zs. u. Reparaturen 266 423, Abschreib. auf Effekten 138, Verluste 758, Gewinn 300 331 (davon Abschreib. 94 760, Div. 175 000, Tant. 30 392, Unterst.- u. Pens.-Kasse 178). Sa. M. 567 652. – Kredit: Über- schuss an Fabrikaten u. Handelswaren M. 567 652. Kurs Ende 1895–1902: In Berlin: 128, 124, 124.50, 126.50, 123.50, 117, 107, 10 %. Eingeführt am 5./7. 1895 zu 127 % durch Steinsieck & Co. – In Mannheim: 128, 124, 124, 126, 124.50, 116, 106, 9 %. Die Aktien werden seit 15./10. bezw. 20./10. 1902 franko Zs. gehandelt. Dividenden 1887–1901: 0, 0, 0, 3, 5, 7, 6, 7, 8, 7, 7, 7, 7½, 7½, 7 %; Genussscheine 1887–94: 0 % 1895–99: M. 11, 0, 0, 0, 0 per Stück. Coup.-Verj.: 4 J. n. F.