838 Getreide-Mühlen, Brot-Fabriken ete. Baltische Mühlen-Gesellschaft in Neumühlen bei Kiel. Gegründet: 28./5. 1881. Besteht seit 1866. Letzte Statutänd. 3./2. 1900. Zweck: Betrieb des Mühlengeschäftes und aller damit in Verbindung stehenden Getreide- etc. Geschäfte. Die Ges. besitzt eine zum Vermahlen von Roggen und Weizen eingerichtete Mühle. Da die Einrichtungen derselben veraltet waren, wurde, um das Etablissement wieder leistungs- und konkurrenzfähig zu machen, 1899 ein vollständiger Umbau des- selben für den automatischen Mühlenbetrieb beschlossen. Derselbe wurde in der Zeit von Mitte Aug. 1899 bis Mitte Jan. 1900 von der Luther'schen Mühlenbaufirma in Braun- schweig ausgeführt. Der Betrieb auf der Roggenseite wurde Ende Nov. 1899, auf der Weizenseite Mitte Jan. 1900 wieder aufgenommen, doch wurde derselbe erst im Febr./März 1900 wieder zu einem normalen. Die Roggenmühle kann nunmehr bis zu 100 t, die Weizenmühle mehr als 120 t täglich verarbeiten. Der Umbau erforderte einen Aufwand von im ganzen M. 601 958; die Mittel hierzu wurden durch die nachstehend erwähnte Kapitalumwandlung auf Grund des Beschlusses der G.-V. am 29./11. 1898 gewonnen. War das Geschäft 1900/1901 schon für die Ges. überaus ungünstig, so hat sich ihre Lage 1901/1902 weiter, wenn auch nicht in dem Masse wie im Vorjahre verschlechtert. Der 1901/1902 entstandene Betriebsverlust von M. 23 909 ist freilich nur zum kleineren Teil im regelmässigen Betriebe der Mühle entstanden, in der Hauptsache ist er anderen Gründen zuzuschreiben. Als im Herbst 1901 die neuen amerikanischen Weizen an den Markt gelangten, bedurfte es langer und kostspieliger Versuche, ehe eine rationelle Verarbeitung dieser Ware, die sich ganz anders artete als in früheren Jahren, möglich war. Einen weiteren Verlust erfuhr die Ges. durch eine Arbitrage über ein erhebliches Objekt, die in London gegen die Ges. ausfiel, obgleich man in Hamburg und Berlin die Chancen der Mühle in dieser Sache günstig beurteilte. Der Mehlabsatz nach dem Aus- lande ging 1901/1902 um mehr als die Hälfte zurück u. betrug etwa nur der Produktion des Etablissements. Dadurch war man gezwungen, die Konkurrenz im Inlande auf- zunehmen, was sich nur zu gedrückten Preisen ermöglichen liess. Gesamtverlust ult. März 1902 M. 131 747. – Die ausserord. G.-V. der Ges. v. 13./3. 1902 hatte eine fünf- gliedrige Kommission zur Prüfung der Verhältnisse des Unternehmens eingesetzt. Nach dem Berichte, den diese Kommission in der G.-V. v. 27./6. 1902 erstattet hat, ist sie einstimmig zu dem Resultate gekommen, dass sich die Fortführung des Betriebes unter allen Umständen für das Unternehmen empfiehlt. Es wurde festgestellt, dass eine gau wesentliche Kohlenersparnis bei Erneuerung der jetzt vorhandenen veralteten Dampf- kessel- und der Dampfmaschinenanlage als zweifellos zu betrachten ist. Deshalb muss es als dringende Aufgabe bezeichnet werden, die unrationell arbeitenden, veralteten Dampfmaschinen durch neue, sparsamere zu ersetzen und hierdurch den Verbrauch an Kohle u. Arbeitslohn einzuschränken. Sobald die Kostenanschläge der zur Konkurrenz aufgeforderten Fabriken vorliegen, wird zu beraten sein, wie die Geldmittel für diese Neubeschaffung in der am wenigsten belastenden Weise zu beschaffen sind. Dabei ist aber gleichzeitig im Auge zu behalten, dass die Ges. in den nächsten 6 Jahren den ganzen Rest der jetzigen Pr.-Anleihe in Höhe von M. 433 000 zurückzuzahlen hat. Trotz alledem ist die Prüfungskommission zu der Überzeugung gelangt, dass selbst bei glück- licher Ausnutzung der Konjunktur und gewissenhafter Geschäftsführung im günstigsten Falle nur ein kleiner Gewinn aus dem Betriebe herauszuholen sein wird, und dass daran auch die Erneuerung der Dampfmaschinen- und Kesselanlage kaum etwas ändern wird. Vermahlen wurde 1894/95–1901/1902: 53 535, 61 126, 48 532, 52 582, 46 580, 20 361, 35 335. 41 611 t Weizen und Roggen. (Ausfall 1899/1900 infolge Umbau der Mühle.) Kapital: M. 2 500 000, und zwar M. 1 500 000 in 1500 Vorz.-Aktien (Nr. 1–1500) à M. 1000 und M. 1 000 000 in 2000 St.-Aktien (Nr. 1–2000) à M. 500. Die seit 1. Juli 1899 vollgezahlten Vorz.-Aktien geniessen 6 % Vorrechts-Div. mit event. Nachzahlungsverpflichtung und Vorbefriedigung im Falle der Liquidation. Urspr. A.-K. M. 3 500 000, hiervon wurden lt. G.-V.-B. v. 13. Juni 1891 M. 500 000 zu 76 % und lt. G.-V.-B. v. 26. Mai 1894 weitere M. 100 000 zu 72.50 % zurückgekauft. die verbliebenen M. 2 900 000 St.-Aktien wurden lt. G.-V.-B. v. 29. Nov. 1898 in der Weise herabgesetzt, dass M. 1 500 000 Vorz.-Aktien à M. 1000 geschaffen, bei deren Bezug die vor- handenen St.-Aktien zu 60 % ihres Wertes in Zahlung genommen wurden und eine Zu- zahlung von 40 % in bar zu erfolgen hatte, die dann noch vorhandenen M. 2000 000 St.-Aktien wurden auf 50 % ihres Wertes abgestempelt. (Frist hierzu 11. Jan. bis Ende Febr. 1900, für restliche ausstehende 36 St.-Aktien wurde die Frist bis 5./4. 1902 verlängert. Die St.-Aktien tragen in roter Farbe den Aufdruck: „Von 2 in Gemässheit des Be- schlusses der G.-V. v. 28./11. 1898 behufs Zus. legung eingereichter St.-Aktien behält diese St.-Aktie ihre Giltigkeit.“ 16 nicht eingereichte alte St.-Aktien wurden für kraftlos erklärt. Anleihe: M. 1 500 000 in 4 % (bis 1. April 1895 5 %) Prior.-Oblig., Stücke à M. 1000. 8= 1./4. u. 1./10. Tilg. al pari in 20 Jahren durch jährl. Ausl. am 2./1. auf 1./4.; frühere Iils. vorbehalten. Sicherheit: I. Hypoth. auf dem Etablissement. Pfandhalter: Nordd. Bank. Hamburg. Verj. der Coup.: 4 J. (F.) In Umlauf Ende März 1902 noch M. 501 000. Kur in Hamburg Ende 1896–1902: 100, 100.25, 99.50, 97.50, 92, 95, 98.50 %. 8 Geschäftsjahr: 1. April bis 31. März. Gen.-Vers.: Spät. Juni in Neumühlen, Kiel oder Hamburs. Stimmrecht: Jede Vorz.-Aktie à M. 1000 – 2 St., jede St.-Aktie à M. 500 = 1 St. ―― ―― ―