Kredit-Banken und andere Geld-Institute. 69 Spar- und Vorschuss-Bank in Dresden. (In Konkurs.) Über das Vermögen dieser Ges. wurde am 6./12. 1901 der Konkurs eröffnet. Kon- kursverwalter: Rechtsanwalt Dr. Thieme, Dresden, Marschallstr. 18. Gläubiger-Ausschuss: Sekretär Claus, Rechtsanwalt Dr. Böhme, Starke, Buchdruckereibes. Glöss, Rechtsanwalt Dr. Backofen, Rechtsanwalt Schlechte, Baumeister Wunderlich, Baumeister Mirus. An- meldefrist 28./12. 1901. Erste Gläubigerversammlung 25./1. 1902. Prüfungstermin 8./3. 1902. Näheres über Ausbruch des Konkurses etc. s. Jahrg. 1902/1903. In der Gläubigerversammlung v. 25./1. 1902 berichtete der Konkursverwalter: Am 31./12. 1900 seien rund ca. M. 8 000 000 Spareinlagen bei der Bank deponiert gewesen, denen nur ein Effektenkto mit M. 870 870 gegenüberstand. Zu diesem Missverhältnis sei gekommen, dass die Bank von anderen Banken keine Hilfe erhielt. Bei Feststellung der Bilanz habe sich ergeben, dass die Bank fast keine einzige erste Hypothek, eine geringe Anzahl zweite Hypoth. und recht viel solche an dritter und vierter Stelle be- sitzt. Die Hypoth. gingen meist bis zum Werte des Grundstücks, zum Teil aber auch darüber hinaus. Die Bank hätte ein viel grösseres A.-K. haben müssen. Einem Spar- gelderumfang von M. 8 000 000 hätte mindestens M. 5 000 000 A.-K. gegenüberstehen müssen, oder man hätte es unterlassen sollen, die ganzen Spargelder in Bauhypotheken anzulegen und auf einen grossen Bestand an sicheren Wertpapieren, guten Bank- wechseln etc. halten sollen. Es seien Verluste an Baugelderhypoth. eingetreten, auch sei nicht so vorsichtig gewirtschaftet worden, wie es gegenüber einem solch grossen Einlegerkapital notwendig war. Daraus mache er der Verwaltung einen schweren Vor- wurf. Dies habe dahin geführt, dass das Gericht durch die Arrestlegung auf das Ver- mögen der Direktoren anerkannte, dass der Vorstand den Zusammenbruch der Bank verschuldet hat. Weiter habe der Vorstand der Bank grössere Kapitalien ausgeliehen an Mitglieder des A.-R. und ihm besonders nahestehende Personen. YVon den 9 Mit- gliedern des A.-R. schuldeten 8 der Bank die Summe von zus. M. 2 382 000 in Beträgen von M. 12 900 bis M. 996 000. Daraus sei dem Vorstand und dem A.-R. der Vorwurf zu machen, dass sie unter sich Geschäfte gemacht haben, ein Umstand, der mit zum Zu- sammenbruch der Bank geführt hat. Die am Tage der Konkurseröffnung gezogene Bilanz habe folgendes ergeben: Es waren vorhanden: M. 866 Bargeld, M. 9 160 381 aus- geliehenes Geld, M. 357 963 rückst. Zs., M. 6970 Effekten (ein Jahr früher rund M. 800 000) und einige Grundstücke, die der Bank M. 91 600 kosteten. Passiva: M. 7 020 000 Spar- einlagen (ein Jahr früher M. 1 000 000 mehr), M. 724 794 andere Schulden, M. 94 000 Depositenkto, M. 450 Div.-Kto u. M. 18 760 rückst. Gehalt. Daraus ergebe sich, dass den buchmässigen Schulden von M. 7 849 800 nominelle Werte von M. 6 271 992 gegenüber- stehen. Die letztgenannte Summe sei aber nicht so hoch vorhanden. Viele der Hypoth. und Sicherheiten seien nicht vollwertig und von den noch ungedeckten Aussenständen seien Abstriche zu machen. Nicht in die Bilanz eingefügt seien die Regressansprüche an den Vorst. und A.-R. Regresspflichtig seien dieselben unbedingt; allein diese That- sache warte noch der gerichtl. Anerkennung. Bei Pfändung der Direktoren Brückner und Werner seien nur etwa 40 Grundstücke vorgefunden worden. Diese Grundstücke dürften im Interesse der Konkursmasse nicht zur Subhastation kommen. Was die Aussen- stände bei den A.-R.-Mitgl. anlange, so seien grosse Verluste sicher zu erwarten. Am 28./4. 1903 fand der Schlusstermin statt. Es waren M. 33 273 bevorrechtigte u. M. 7 207703 nicht bevorrechtigte Forder. zu berücksichtigen. Die Teilungsmasse betrug M. 2 179 526. Hierzu kommt noch der Betrag, welcher von den „Vereinigten Spareinlegern“ zu zahlen ist, um an die nicht bevorrechtigten Konkursgläubiger 30 % zur Auszahlung zu bringen. Eine Anzahl Gläubiger haben sich unter der Firma „Vereinigte Spareinleger G. m. b. Kl (St.-Kapital M. 2 500 000, Sitz in Dresden, Moritzstr. 1, I) zus.gethan, um ihre Ansprüche wirksam vertreten zu können, bezw. um das gesamte Vermögen der in Konkurs verfallenen Spar- u. Vorschuss-Bank zu erwerben und, soweit es § 30 des Gesetzes, betr. die Ges. m. b. H., v. 20./4. 1892 zulässt, ohne Liquid., sodann aber durch Eintritt in die Liquid. zur Verteilung unter die Ges. zu bringen; durch langsame und planmässige Verwertung der Objekte soll viel erzielt werden. Geschäftsführer: Ferdinand Woldemar Glöss in Dresden. Die von den 33 Gesellschaftern eingebrachten Einlagen bestehen aus 40 % derjenigen Ansprüche, welche denselben aus den auf Einlagebücher der Spar- u. Vorschuss-Bank eingezahlten Geldern samt rückst. Zs. zustehen. Ausserdem stehen den Gesellschaftern in Verbindung mit den genannten Einlagen Schadenersatzansprüche gegen die Mitgl. des Vorst. u. A.-R. der Spar- u. Vorschuss-Bank, insbes. auf Grund der S§§ 241, 249 des H.-G.-B. und des B. G.-B. zu. Es dürfte zu einem Vergleich kommen. Die zum Schutze auch der kleinsten Einleger ge- gründete Treuhandbank A.-G. für Sachsen verwaltet ein Vermögen von M. 587 870. Die Abwickelung der von den Vereinigten Spareinlegern G. m. b. HI. übernommenen Masse der Spar- u. Vorschuss-Bank geht in zufriedenstellender Weise vorwärts, doch war hierbei, um grössere Verluste zu vermeiden, notwendig, auch Grundstücke im Versteigerungswege mit zu übernehmen. Dadurch wird allerdings die Auszahl. der Raten hinausgeschoben. Gegen- wärtig besitzt die Ges. noch 18 Hausgrundstücke u. 39 Parzellen Bauland, die bei Eintritt besserer Verhältnisse auf dem Grundstücksmarkte ohne Zweifel mit Gewinn abgestossen werden. Nachstehend giebt die Redaktion den Stand der Bank bei Ausbruch des Konkurses: =