Fischerei und Fischwaren-Industrie. 70 729 Die Ges. ist in den Vertrag eingetreten, welchen Chr. u. Ad. Vinnen mit der Grossh. Oldenburgischen Regierung vorbereitet hatten und welcher die Pachtung eines von der genannten Regierung inzwischen hergestellten Fischereihafens zu Nordenham nebst an- grenzendem Gebiet und regierungsseitig hergestellten Pier- und Geleisanlagen zum Gegenstande hat. Nachdem dieser Pachtvertrag am 12. Mai 1896 abgeschlossen, erstreckt sich der Zweck der Ges. ferner auf Herrichtung und Ausnutzung aller ihrem Betriebe dienlichen Anlagen auf dem gepachteten Gebiete. Dauer der Pachtzeit 20 Jahre, jährl. Pachtpreis M. 15 000. Wird eine Verlängerung des Vertrages über 20 Jahre nicht be- absichtigt, so ist von beiden Seiten mit einjähriger Frist zu kündigen. Erfolgt die Kün- digung nicht, so läuft der Vertrag dergestalt weiter, dass nur auf den 1. Okt. jeden Jahres 1 Jahr vorher gekündigt werden kann. Nach Beendigung des Pachtverhältnisses ist die Pächterin berechtigt und auf Verlangen der Verpächterin verpflichtet, die auf dem gepachteten Grundstück von ihr hergestellten Anlagen wieder zu entfernen. Die M. 10 000 betragenden Kosten für eine nachträglich vereinbarte Terrainaufhöhung verzinst die Pächterin für die Dauer der Pachtzeit mit 3½ % jährlich. Die Ges. hat sich verbindlich gemacht, dass aus ihrem Fischereibetriebe der Grossh. Oldenburgischen Eisenbahnver- waltung ab 1. April 1897 eine durchschnittliche jährliche Frachteinnahme von mind- M. 45 000 erwächst; falls die garantierte Frachteinnahme nicht erzielt wird (bislang noch stets überschritten), hat die Ges. ,Nordsee“ 33 % des Ausfalles zu vergüten. Etwaige Zahlungen aus früheren Perioden werden zurückerstattet, soweit sich bei einer Abrechnung ergiebt, dass die früheren Fehlbeträge durch spätere Mehreinnahme aus- geglichen sind. Für die Erfüllung ihrer dem Grossh. Oldenburgischen Staate gegenüber eingegangenen Verpflichtungen haftet die Ges. mit ihrem gesamten Vermögen und hat zur Sicherheit für alle dem Grossh. Oldenburgischen Staate aus diesem Vertrage er- wachsenden Ansprüche ein Pfandrecht an 3 ihrer Fischdampfer bestellt. Sofern ein ver- bfändetes Schiff untergeht oder zum Betriebe unbrauchbar wird, ist an seiner Stelle ein anderes Schiff zu bestellen. Die Ges. betreibt die grösste Dampf-Hochseefischerei Deutschlands mit 29 eigenen Fischdampfern und einem Schleppdampfer; verkauft wurden 1902 5 alte Dampfer und da- für 10 neue beschafft (10 weitere Schiffe waren Okt. 1903 im Bau, hauptsächlich zur Ausbeutung südlicher Fischgründe). Zum Eistransport von Norwegen dient das Vollschiff Unioné. Umsatz 1900–1902: M. 2 146 000, 2 021 000, 2 363 000; 1903 I. Sem. 1 351 000. Kapital: M. 3 500 000 in 3500 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 3 000 000, erhöht zum Bau neuer Dampfer lt. G.-V. v. 7./9. 1903 um M. 500 000 in 500 ab 1./7. 1903 div.-ber. Aktien, be- geben unter Ausschluss des Bezugsrechtes der Aktionäre an ein Konsortium zu 130 % zuzügl. 4 % St.-Zs. ab 1./7. 1903. Das Konsortium hatte den Aktienstempel und die Kosten der Einführung sämtl. Aktien an der Berliner Börse zu tragen. Anleihe: M. 1 000 000 in 4 % Anteilscheinen lt. staatl. Genehm. v. 26./8. 1902; Stücke à M. 1000 auf Inhaber. Zs. 1./3. u. 1./9. Tilg. zu pari ab 1907 durch jährl. Ausl. von mind. M. 50 000 im Mai auf 1./9.; ab 1907 gänzl. Künd. mit 3 monat. Frist vorbehalten. Die Ges. haftet für Kap. u. Zs. der Anleihe mit ihrem ganzen Vermögen u. hat als specielle Sicherheit die mit je M. 100 000 bewerteten 10 neuen oben erwähnten Dampfer verpfändet. Treuhänder, Vertreter der Inh. der Anteilscheine u. Zahlst.: Bremen: Bernhd. Loose & Co. Bei Verlust oder Verkauf eines der verpfändeten Dampfer ist nach Wahl der Ges. der darauf ruhende Pfandbetrag auszulosen oder ein anderer gleichwertiger Dampfer oder mehrere Dampfer im gleichen Gesamtwerte an seine Stelle zu setzen, oder in anderer Weise eine nach dem Er- messen von Bernhd. Loose & Co. gleich hohe Sicherheit zu bestellen. Die verpfänd. Dampfer sind genügend gegen Seeschaden zu versichern u. sind die Versich.-Ansprüche an die Treu- händerin zu übertragen. Verj. der Coup.: 4 J. (K.), der Stücke 10 J. (K.) Begeben sind zu- nächst M. 800 000. Der Erlös der Anleihe diente zur Stärkung der Betriebsmittel der Ges. und zur Bezahlung des Restes der Baukosten genannter neuer Dampfer. Kurs in Bremen Ende 1902–1903: 100, 101,25 %. Zugelassen im Nov. 1902. Hypotheken: M. 211 500, wovon M. 110 000 zu 4 bezw. 4 %, auf das Haus in Leipzig, M. 77 500 zu 4 % auf das in Dresden, M. 24 000 zu 3¾ % auf das in Dresden, letztere zum 1./4. 1904 von der Ges. gekündigt, erstere beiden halbjährl. kündbar. Geschäftsjahr: 1./7.–30./6. (früher bis 1902 Kalenderj.). Gen.-Vers.: Bis Ende Okt. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung: 5 % z. R.-F., bis 4 % Div., vom Übrigen 10 % Tant. an A.-R., Rest Super-Div. bezw. nach G.-V.-B. Die Ges. „Nordsee“ ist gehalten, ihre Dampfer, soweit angängig, gegen Seeschaden resp. Totalverlust zu versichern, doch ist es ihr nach eingeholter Genehm. des A.-R. gestattet, bis zu 30 % des Risikos für eig. Rechnung zu laufen. Von letzterem Recht ist bislang kein Gebrauch gemacht, da sich die volle Versich. zu annehmbaren Raten bewerkstelligen liess. Versichert waren die Dampfer Sommer 1903 mit £ 180 000 gegen M. 2 964 280 Buch- wert; ausserdem sind die Schiffe gegen Feuersgefahr in deutschen Häfen versichert. ZBilanz am 30. Juni 1903: Aktiva: Dampferkapital 2 964 280, Anlagen Nordenham 223 226, Immobil.; Leipzig 156 900, Bremen 93 800, Dresden 294 228; Segelschiff „Union-' 23 300, Inventar 20 450, Masch. 26 315, Eisenb.-Wagen 50 940, elektr. Anlage 4180. Kassa 5791, Effekten 45 000, Filialenkapital 169 975, Waren u. Material. 332 755, Fische 46 265, Debit. 234 154, Filial-Kaut. 14 956, Kaut. 270 000, Anzahl. auf im Bau befindl. Dampfer 271 505, vorausbez. Versich. 5793. Hassiva: A.-K. 3 000 000, Anleihe 1 000 000, do. Zs.-Kto 13 333, R.-F. 92 681 (Rückl. 12 563),