Metall-Industrie. 721 Vereinigte Kammerich'sche Werke, A.-G. in Berlin, Y. Fennstr. 27, Zweigniederlassung in Schladern und Bielefeld-Gadderbaum. Gegründet: 10./6. 1896; eingetr. 20./7. 1896. Letzte Statutänd. 16./5. 1900, 9./6. 1902, 4./12. 1903 5. 1904. Betrieb von Feinblechwalzwerken für Stahl- u. Eisenbleche; Herstellung von Stahl- u. Eisenwellblechen u. von Eisen- u. Wellblechkonstruktionen aller Art, Verzinkerei u. Feilenfabrikation, insbes. Erwerb, Fortbetrieb u. Erweiterung der den offenen Handels-Ges. i. Fa. A. Kammerich & Co. in Berlin u. Eisenwerk Schladern A. u. G. Kammerich in Schladern (tieg) gehörigen Etabliss., übernommen für M. 1 357 319 abz. M. 261 319 in Hypoth., sodass der Vorbesitzer M. 1 096 000 in 1096 Aktien à M. 1000 der A.-G. erhielt. Das Berliner Grundstück Fennstr. 27 umfasst ca. 2578 am (176 qR.), die Grundstücke in Schladern ca. 2 ha 71 a 33 qm, die Grundstücke in Bielefeld (s. unten) ca. 1 ha 20 a 37 qm. Die bislang getrennten Betriebe in Berlin sind 1902 in der Fennstr. vereinigt worden; es wurde zu diesem Zweck daselbst ein Neubau aufgeführt. 1899 wurde das Rohrwerk der Firma Wrede & Co. in Bielefeld-Gadderbaum erworben; es werden daselbst jetzt in der Hauptsache nur noch nahtlose Stahlrohre und Transmissionswellen hergestellt. — Seit 1898 bis Ende 1900 hat die Ges. nach und nach sämtl. Stammanteile (M. 360 000) der Wesselmann-Maschinen-Ges. m. b. H. in Berlin, erworben. Dieselbe beschäftigte sich neben dem Handel mit Werkzeugmasch., insbes. mit der Aus- beutung eines Patentes auf Blechscheeren. – Da der Fortbestand der Wesselmann-Masch.- Ges., Breslau, an der Kammerichs Werke eine Beteilig. genommen hatten (deren Buchwert Ende 1902 noch M. 25 000), ein günstiges Resultat nicht erwarten liess, hat sich die Ges. per 30./6.1903 aufgelöst, was nicht ohne Verlust möglich war. – Der Handel mit Werkzeugmasch. ist 1901 aufgegeben, die vorhandenen Bestände sind 1902 mit M. 60 000 Verlust en bloc für M. 103 000 verkauft; die Fabrikation der Papierbeschneidmaschinen ist seit März 1902 wieder eine geregelte. Die Ges. ist seit 1900 in Verfall geraten, u. zwar trägt daran neben der allg. Ungunst der wirtschaftl. Verhältnisse die Hauptschuld der übergrosse Expansionseifer der fräheren Verwaltung, die das hohe Agio der Aktien benutzte, um der Ges. immer neue Unternehmungen aufzupfropfen. Das J ahr 1900 schloss nach erheblichen Abschreib. mit M. 350 691 Unterbilanz, die aus dem R.-F. gedeckt wurden. 1901 ergab sich nach voll- ständigem Aufbrauch der Res. ein neuer Verlust von M. 330 961, zu dessen Tilg., wie zur Sanierung der Ges. überhaupt, die G.-V. v. 9./6. 1902 die unten angegebene Kapitalrekon- struktion beschloss. Inzwischen sind die Wechselverbindlichkeiten der Ges. abgelöst, zu den lauf. Betriebsmitteln bedient sie sich eines durch Kaut.-Hyp. gesicherten Bankkredits. Das Jahr 1902 vermochte die Lage der Ges. nicht zu verbessern, vielmehr ergab die Bilanz per 31./12. 1902 einen neuen Verlust von einschl. der Abschreib. M. 258 417, der sich bis 1./7. 1903 auf M. 337 000 steigerte und eine neue Sanierung, wie sie die G.-V. v. 4./12. 1903 be- schloss, nötig machte. Die Unsicherheit der Zukunft der Ges. und ein längerer Streik der Feilenhauer zeitigte auch im II. Sem. 1903 einen Verlust von noch M. 15 000, sodass der Ge- samtschaden 1903 M. 94 151 beträgt. Der beabsichtigte Verkauf des Werkes in Schladern, das stillsteht, ist noch nicht möglich gewesen. Die Verwaltung hofft 1904 nach vollzogener Wiederaufrichtung auf bessere Erfolge. In Bielefeld ist eine nicht unwesentliche Besserung der Geschäftslage eingetreten, in Berlin die Trägerabteilung ausreichend beschäftigt. Kapital: M. 1 066 000 in 1066 gleichber., abgest. Aktien à M. 1000. Urspr. M. 1 100 000, erhöht It. G.-V. v. 22./10. 1898 um M. 300 000 in 300 Aktien, div.-ber. ab 1./1. 1899, hiervon angeboten den Aktionären M. 275 000 4: 1 v. 1.–12./12. 1898 zu 180 %; ferner erhöht lt. G.-V. v. 16./9. 1899 um M. 500 000 (auf M. 1 900 000) in 500 Aktien, div.-ber. ab 1./1. 1900, angeboten M. 368 000 den Aktionären 3: 1 v. 7.–18./12. 1899 zu 165 %. Zwecks Tilg. der am 31./12. 1901 mit M. 330 961 ausgewiesenen Unterbilanz und Vornahme von Abschreib. beschloss die G.-V. v. 9./6. 1902 Herabsetz. des A.-K. auf M. 1 266 000, u. zwar durch Zus. legung der Aktien im Verhältnis 3: 2 u. um M. 1000 durch Ankauf einer Aktie nicht über M. 666.66. Ferner wurde Erhöh. des A.-K. um höchstens M. 1 900 000 durch Ausgabe von bis 1900 Vorz.-Aktien à M. 1000 beschlossen. Auf diese stand den Aktionären ein Bezugsrecht in der Weise zu, dass für jede bisherige Aktie unter Anrechnung von M. 666.66 und Zuzahl. von M. 333.34 eine als solche abgest. Vorz.-Aktie bezogen werden konnte. Frist zur Einreichung der Aktien zur Zus. legung bis 1./12. 1902 bezw. zur Zuzahl. und Umwandlung in Vorz.-Aktien 17.–30./6. 1902. Die Zuzahl. wurde auf M. 1 450 000 Aktien mit ca. M. 483 676 geleistet u. wurden diese damit Vorz.- Aktien, M. 450 000 wurden in M. 300 000 St.-Aktien zus. gelegt. 31 nicht eingereichte St.-Aktien wurden für kraftlos erklärt. Buchgewinn der Transaktion M. 633 344, verwandt mit M. 330 961 zur Tilg. der Unterbilanz per Ende 1901, mit M. 117 210 zu Abschreib. und anderweit. Das A.-K. betrug danach M. 1 750 000 in 1450 Vorz.- und 300 St.-Aktien à M. 1000. In der G.-V. v. 25./6. 1903 wurde ein Vertrauensausschuss zur Prüfung aller Verhältnisse des Unternehmens gewählt Der Bericht der Kommission ergab kein erfreuliches Bild von der Lage der Ges., riet jedoch von der Liquid. ab. Infolgedessen beschloss die G.-V. v. 4./12. 1903 zwecks Tilg. der Unterbilanz (festgestellt per 30./6. 1903 auf M. 337 000) das A.-K. um M. 684 000 auf M. 1 066 000 herabzusetzen durch Zus. legung der 1450 Vorz.-Aktien im Verhältnis 3:2, durch Ankauf 1 Vorz.-Aktie zu 40 % u. durch Zus.-legung der noch vorhandenen 300 St.-Aktien im Verhältnis 3: 1 (Frist 17.–30./12. 1903). Die solcher Art zus. gelegten St.-Aktien sind alsdann den bisherigen Vorz.-Aktien gleichgestellt, sodass künftig der Nachzahlungsanspruch der Vorz.- Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1904/1905. I. 46