―― 1664 Nachtrag. Actien-Gesellschaft für chemische Industrie in Rheinau-Mannheim. (In Konkurs.) Gegründet: 5./8. 1886; hervorgegangen aus der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Chem. Fabrik Rheinaué. Gegen Ende Sept. 1902 stellte sich bei einer Bücherrevision heraus, dass die Ges. seit vielen Jahren mit Unterbilanz gearbeitet, welche vom Vorstand dureh falsche Buchungen verdeckt war. Es wurde deshalb 27 /9. 1902 über das Vermögen der Ges. der Konkurs eröffnet. Konkursverwalter: Rechtsanwalt Dr. Seiler in Mannheim; Anmeldefrist bis 3./11. 1902; Prüfungstermin 24./11. 1902. Der in der Gläubiger-Vers. am 20./10. 1902 vorge- legte Status per 27./9. 1902 ergab einen Fehlbetrag von M. 3 035 000. Hauptgläubiger sind die Banken der Ges., deren Forder. teilweise durch Unterlagen gedeckt sind. Die Direktoren J. A. Böhm und H. Henninger wurden verhaftet. Gegen diese beiden sowie gegen die Direktoren Dr. Kohlstock und C. F. Holland wurde Anklage erhoben, und zwar gegen Böhm wegen betrügerischen Bankerotts, Fälschung der Bücher, Untreue u. Verschleierung, gegen Henninger wegen Beihilfe dazu, gegen die beiden andern wegen Pflichtverletzung im Amte. Die Prozesse wurden Anfang Nov. 1903 vor der Strafkammer in Mannheim geführt und endeten mit der Verurteilung Böhms zu 3 Jahren 3 Monaten Gefängnis und M. 3500 Geld. strafe event. 29 Wochen weiter Gefängnis, Henningers zu 9 Monaten Gefängnis und M. 150 Geldstrafe; die Untersuchungshaft ist beiden angerechnet. Die Angeklagten Holland und Dr. Kohlstock wurden freigesprochen. Auch ein frühreres Mitgl. des A.-R. wurde wegen Vergehens gegen § 313 des H.-G.-B. zu M. 500 Geldstrafe verurteilt. Ende Januar 1903 wurde die gesamte Fabrikanlage an die Firma Kunheim & Co. in Berlin für M. 1 855 000 verkauft, wobei die Oblig.-Anleihe von M. 1 000 000 unter Zustimmung der Oblig.-Besitzer auf dem Anwesen stehen geblieben ist. Zu dem Kaufpreis treten noch der Preis für Mobilien und Warenvorräte, sowie die Eingänge aus Forderungen, besonders an Dir. Böhm, und die allerdings zweifelhaften Ergebnisse aus den Regressansprüchen an den A.-R. Im ganzen dürften die Gläubiger 60–65 % Konkurs-Div. erhalten. Die Aktionäre gehen somit ganz leer aus, nachdem sich eine Reorganisation der Ges. als undurchführbar erwiesen hatte. Mitte Mai 1903 erfolgte eine Abschlagsverteilung von 50 % an die Gläubiger, wozu M. 1 400 000 verfügbar waren. Zu berücksichtigen waren M. 8885 bevorrechtigter u. M. 2 770 000 nicht bevorrechtigter Forderungen. Kapital: M. 2500 000 in 2500 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 1 000 000, herabges. 1899 auf M. 800000, und gleichzeitig wieder auf M. 1 000 000, 1893, 1896 und 1900 um weitere je M. 500 000 erhöht. (Anleihe: M. 1 000 000 in 4½ % Hypothekar-Schuldverschreib. von 1899, rückzahlb. zu 102 %, Stücke à M. 1000, auf den Namen der Oberrhein. Bank lautend. Sicherheit: I. Hypoth. zu gunsten der Oberrhein. Bank auf dem 9 ha 43 a 99 qm grossen Grundbesitz nebst Fabrik und sonst. Gebäuden in Rheinau. Kurs Ende 1899–1902: 102.20, –, 98, – %. Aufgelegt 25./8. 1899 zu 101.50 %. Notiert in Frankf. a. M. Die Besitzer der Oblig. stimmten 2./3. 1903 dem Ver. kaufe des Etabliss. an die Firma Kunheim & Co. in Berlin zu, wobei die ganze Anleiheschuld unter vorstehender Bedingung von der Käuferin übernommen wurde.) Genussscheine: Ausgegeben 1200 Stück, wovon 544 im Besitz der Ges. selbst. Die Scheine sind durch Ausbruch des Konkurses wertlos geworden. 85 Kurs Ende 1895–1903: In Berlin: 128, 124, 124.50, 126.50, 123.50, 117, 107, 10, 1.30% Eingeführt 5./7. 1895 zu 127 % durch Steinsieck & Co. – In Mannheim: 128, 124, 124, 120, 124.50, 116, 106, 9, 2 %. Die Aktien werden seit 15./10. bezw. 20./10. 1902 franko Zs. gehandelt. bividenden 1887–1901: 0, 0, 0, 3, 5, 7, 6, 7, 8, 7, 7, 7, 7½, 7½, 7 %; Genussscheine 1887–94: 0 %; 1895–99: M. 11, 0, 0, 0, 0 per Stück. CGoup.-Verj.: 4 J. n. F. pDirektion: Jos. A. Böhm, C. F. Holland, Dr. H. Kohlstock, Stellv. H. Henninger. Aufsichtsrat: (3–9) Vors. Konsul Carl Bürck, Stellv. Rechtsanw. A. von Harder, Bank-Dir. Grosch, Mannheim; Ph. Mahler, Baden-Baden. Bei Ausbruch des Konkurses. *Papierfabrik Sebnitz, Akt.-Ges. in Sebnitz i. S. Gegründet: 13./6. 1904; eingetr. 20./6. 1904. Gründer: Dr. Fr. R. Jochheim. Fabrikbes. Albert F. Brandt, Plattenthal; Gust. O. Engert, Bautzen; Bank-Dir. W agner, anwalt Dr. N. B. Schiebler in Dresden. Die Ges. ist in erster Linie dazu bestimmt, 3 gesamte Fabrikanwesen der Papierfabrik zu Sebnitz aus der Konkursmasse „„ erwerben und fortzubetreiben, nachdem eine dahingehende Vereinbarung von den tionären der in Konkurs geratenen alten Sebnitzer Papierfabrik A.-G. bereits in der gericht lichen Vers. vom 3./6. 1904 einstimmig beschlossen war. „... Zweck: Herstellung, Anschaffung, Bearbeitung und Verwertung aller in die Papier- u. Papierbearbeitungsindustrie einschlagenden Stoffe und Erzeugnisse. Kapital: M. 375 000 in 375 Aktien à M. 1000. Gen.-Vers.: Im I. Geschäftshalbj. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Direktion: Papiertechniker Hubert Bernh. Klostermann, Sebnitz. Sebnitz Aufsichtsrat: Rechtsanwalt Dr. Jul. Bondi, Dresden; Fabrikbes. Bernh. Mey, Sebnt, Max Reimer, Justizrat Gg. Schubert, Dresden.