532 ――――― Dampfschiffahrts-Gesellschaften, Rhedereien etc. England nicht über ein bestimmtes Mass hinaus zu erweitern. Nach 10 Jahren haben beide Teile das Recht, eine Revision des Vertrags zu verlangen und von dem Vertrage zurückzutreten, falls eine Revision nicht zustande kommt. Der Erwerb von Aktien der deutschen Ges. seitens des Syndikats und umgekehrt ist verboten. Zur Erledigung aller die gemeinsamen Interessen berührenden Fragen wird ein aus 2 Vertretern des Syndikats und 2 Vertretern der deutschen Ges. bestehendes Komitee eingesetzt, das keine Exekutiv. gewalt haben, sondern die an dasselbe gelangenden Angelegenheiten im Wege freund.- schaftl. Verständigung ordnen soll. Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung des Vertrags sollen einem Schiedsgericht unterbreitet werden. Im Hinblick auf diese Interessengemeinsch. u. gleichzeitig zur Wahrung der in keiner Weise angetasteten Selbständigkeit der deutschen Ges. beschloss die G.-V. v. 23./6. 1902 folg. Statutänd.: „Zu Vorst.- bezw. A.-R.-Mitgliedern können nur im Deutschen Reichsgebiete wohnhafte Reichsangehörige erwählt werden. –— Über Abänderung der Statuten, Ver. grösserung oder Herabsetzung bezw. teilweise Zurückzahlung des A.-K., Vereinigung der Ges. mit einer anderen, Aufnahme von Anleihen zu nicht blos vorübergehenden Zwecken, Auflösung der Ges., kann nur mit einer Mehrheit von des in einer G.-V. vertretenen A.-K. Beschluss gefasst werden. Ein die Auflösung der Ges. aussprechender oder ein die Abänderung der §$§ 1, 2, 8 Abs. 3, 13, 14, 20, 22, 26 Abs. 1/3 u. 31 des Statuts betreffender Beschluss einer G.-V. bedarf zu seiner Giltigkeit der mit Stimmen- mehrheit beschlossenen Genehmigung einer 2. G.-V., welche frühestens 6, spät. 8 Wochen nach der I. G.-V. stattzufinden hat. Der nämlichen erschwerten doppelten Beschluss- fassung unterliegen alle Statutänd., welche den Verlust oder die Einschränhkung der Selbständigkeit der Ges. zur Folge haben würden. – Der Lloyd hat dem Morgan-Trust einen ideellen Anteil von 25 % des A.-K. eingeräumt und auf diesen die jeweilig zur Ver- teilung kommende Div. zu vergüten, während die Ges. anderseits auf diesen Anteil seitens des Trust eine feste Verzinsung von 6 % erhält; die bezügl. Vereinbarungen sind 1./1. 1903 in Kraft getreten. – Bezügl. des Verkehrs mit Südamerika, besonders nach Brasilien ist im Sept. 1902 mit den an diesem Geschäft beteil. Rhedereien eine Verständ. erzielt. Gleichzeitig hat der Lloyd zus. mit der Hamburg-Amerika-Linie einen Teil (je 12/% der Aktien der Holland-Amerika-Linie in Rotterdam erworben. Befördert wurden 1905 insgesamt 449 243 Passagiere gegen 353 686 im Vorjahre (seit Bestehen des Lloyd 5 977 834 Personen) und 3 537347 ebm Ladung gegen 3 435 148 im Jahre 1904. Die Dampfer des Lloyd durchliefen 1905 ca. 5 850 400 Seemeilen = etwa 271 mal den Umfang der Erde. An Grundbesitz und baul. Anlagen besitzt der Lloyd: Geschäftsgebäude, Proviantamt, Werkstätte, Waschanstalt, Gepäckschuppen an der Papenstr., Pelzerstr., Gr. Hundestr, Wegensende u. am Bahnhof in Bremen, ferner eine grosse Reparaturwerkstatt daselbst, Stationsgebäude, neue Wartehalle, Kantine, 8 Schuppen, Dockanlage nebst Werkstätten, Masch. etc., sowie Agenturgebäude in Bremerhaven. Sanitätsstation in Rio Branco (Brasil.) u. Kontrollstationen an der deutsch-russ. Grenze. Neben dem jetzigen Geschäftsgebäude in Bremen sind 1899 mehrere Grundstücke erworben, auf denen ein neues Verw.-Gebäude errichtet ist. Die Werkstätten in Bremen wurden 1901 zur Fabrikation von Schiffeinricht. umgestaltet u. wurde für dieselben eine eigene G. m. b. H. „Nordd. Maschinen- u. Armaturen. fabrik“ mit M. 1 500 000 Kapital (wovon d. Lloyd M. 1 480 000 besitzt) unter selbständ. Leitung gegründet. Zur späteren Vergrösserung dieser Anlagen wurde von der A.-G. „ Weser ein Nachbargrundstück erworben, dessen Übergabe nach Fertigstell. der für die „Weser“ im Bau begriff. neuen Werftanlage erfolgen wird. – Auf der Insel Borkum hat der Lloyd 1901 2 Stationen für drahtlose Telegraphie eingerichtet und mehrere Schiffe mit der gleichen Einricht. versehen, die Schnelldampfer ferner zu dem gleichen Zweck mit Apparaten des sog. „Long Distance System. Neben den 1901 erweiterten Bremerhavener Werkstätten der Ges. ist eine Anstalt für Vornahme von Schleppversuchen an Schiffsmodellen erbaut. 1901 wurde zur Errichtung von Lagerhäusern und eines Wohnhauses Grundbesitz in Manil erworben. Ferner hat der Lloyd, um sich für seinen immer grösser werdenden Kohlen. bedarf unabhängig von fremden Lieferanten zu machen, eigene Grubenfelder an der Enischer-Lippe bei Datteln mit der Firma Krupp in Essen erworben; der Bau der Schacht. anlagen ist im Werk. In der Blancobucht (Simsonhafen) auf Neuguinea ist 1904 eine eigene Pier- u. Hafenanlage nebst Kohlenstation hergestellt. Mit der Firma Stone & 09 Ltd. in London hat sich der Lloyd 1904 zwecks Ausnutzung des Patents Dörrscher Schottentürverschlüsse zu einem Syndikat vereinigt u. sich 1905 bei der Gründung der neuen Bremer Roland-Linie, die eine Verbindung zwischen Bremen u. der Westküste von Süd-Amerika unterhält, an dieser mit M. 2 000 000 Aktien beteiligt. Die Flotte des Nordd. Lloyd wird nach Fertigstellung der im Bau befindl. Fahrzeus (darunter 8 Doppelschraubendampfer) aus 86 Ocean- bezw. 48 Küstendampfern 646 765 Reg.-Tons Brutto-Raumgehalt und 525 145 indic. HP., 232 Flussdampfern und Flussschleppern, Leichtern u. Kohlenprähmen mit 111 830 Reg.-Tons „ gehalt u. 11 905 indic. HP. u. 2 Schulschiffen mit 5823 Reg.-Tons Brutto-Raumgehalt 9= stehen. Ende 1905 standen zu Buche 110 See- u. Küstendampfer u. 2 Schulschiffe mit M. 156 520 000, 30 Flussdampfer, 117 Leichterfahrzeuge etc. mit M. 3 996 500. Durchschnitts- alter der Schiffe 6.96 Jahre. Der Lloyd beschäftigt insgesamt über 20 000 Personen.