Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. 635 Weiterbetrieb der Berg- und Hüttenwerke der liqu. Schlesischen Hütten-, Forst- und Bergbau-Aktien-Ges. Minerva, insbesondere der Hütten Zawadzki, Sandowitz, Colon- nowska, Vossowska, Renardshütte, Lisczok und Friedenshütte. Die Ges. übernahm ferner von der Minerva zusammen 493 Kuxe von 7 Steinkohlenzechen, einen Abbauvertrag auf 30 Jahre (bis 1902) bez. eines Kohlenfeldes der fiskalischen Königin Luisen-Grube bei Zabrze, Pachtverträge über 3 andere Gruben diverse Eisenerzfelder und Förderrechte in den Kreisen Beuthen, Tarnowitz, Rybnik, Pless und Kreuzburg (der Erzfördervertrag mit der Hugo Henckelschen Verwaltung lief Ende 1893 ab), eine amerikanische Mühle mit Bäckerei, ca. 6000 Morgen Forst- etc. Grundstücke. Preis zus. M. 6 750 000. Die Vorräte an Erzen, Kohlen u. Eisen wurden mit M. 1 683 255 bewertet. Anderweit erwarb die Ges. noch 255 a Kalksteinfeld etc. und 44 Kuxe von Steinkohlenzechen. 1883 wurden von der Stadt Beuthen 183 Morgen Terrain und in 1889 38 Kuxe der Saaragrube erworben. Gegenwärtig besitzt die Ges. ausser den erwähnten und später hinzugekauften Grund- stücken, Forsten, Eisenerz- und Steinkohlen-Berechtsamen das Hüttenwerk Friedenshütte. An Betriebseinrichtungen für die Eisen- und Stahlbranche sind daselbst vorhanden. Eine Koksanstalt von 280 Kammern mit Gewinnung von Teer, Ammoniak und Benzol, 5 Hochöfen ausgestattet mit 3 modernen Gebläsemaschinen und 12 Cowperapparaten, eine elektrische Zentrale mit 7 durch Hochofengase betriebenen Gasmotoren von zus. 4700 HP, 5 Konverter, 3 Martinöfen, 3 Kupol- und 2 Spiegelöfen, 2 Roheisenmischer, ein grosses Blockwalzwerk, eine Trägerstrecke zur Erzeugung von Trägern bis 550 mim- Höhe, eine Grobstrecke, eine Blech- und Universalstrecke, ein Hammerwerk, ein Bandagen- walzwerk, eine Radsatzfabrik mit sämtlichen nötigen Vorrichtungen, ein Feinblechwalz- werk mit Glüherei, Beizerei, Verzinkerei und Wellblechfabrik, eine Aschenwäsche, zus. 70 Kessel, 23 Schmalspur- und 7 Normalspurlokomotiven. Die Ges. besitzt ferner das Puddlings- und Stabeisen-Walzwerk in Zawadzki mit 20 Puddelöfen, 11 Schweissöfen, 6 Dampfhämmern, einer Luppenstrecke und 4 Walzenstrecken, 36 Kesseln und 2 Normalspurlokomotiven. Das Hammerwerk in Vossowska, eine Giesserei in Colonnowska. Die grosse amerikanische Mühle und Bäckerei zu Zawadzki ist bis 30./6. 1910 verpachtet. Auch die Renardshütte, der Kalksteinbruch in Lagiewnik (inzwischen verkauft) und die Steinkohlengrube kons. Oskar sind ausser Betrieb. Die Ges. gehört dem Stahlwerksverbande (Düsseldorf) und dem Oberschles. Stahlwerksverbande an. Die Ges. hat 1899 mit den aus dem urspr. Eigentum der Minerva und späteren Er- werbungen der Ges. stammenden 390 Kuxen von 5 verschiedenen Gruben nach Austausch mit Kuxen anderer Interessenten und nach Ankauf der Oberfläche ein konsolidiertes Kohlen- Grubenfeld, die Friedensgrube, geschaffen. Dasselbe ist 1½ km von der Friedenshütte be- legen. Die Kohlenfelder (Schwarzwaldterrains ca. 179 ha 86 a 27 qm gross) wurden 1899 bis 1901 aufgeschlossen und zur teilweisen Kostendeckung für die betr. Schachtanlagen etc. das A.-K. 1899 um M. 4 400 000 erhöht. Die Aufschlussarbeiten wurden Okt. 1901 vollendet, so- dass seitdem die Förderung aus den beiden Schachtanlagen Annaschacht (429 m) und Maria- schacht (356 m) aufgenommen werden konnte. Gefördert wird aus 3 Sohlen. Belegschaft der Grube Ende 1905 1025 Mann. Wegen Beschaffung von Mitteln s. Anleihe von 1902. Die ausserord. G.-V. v. 15./9. 1904 genehmigte die Untersuchung u. eventuelle spätere Erwerbung der von der Fürstl. Pless'schen Central-Verwalt. in Gemeinschaft mit der Bank f. Handel u. Ind. auf 2 Jahre (bis 17./8. 1906) in Option erhaltenen Kohlenfelder. Dieselben liegen im nordwestl. Flügel des privilegierten Bergbaugebietes der Standesherrschaft Pless und umfassen ein Areal von 6–8 Maximalfeldern. Auf diesen Feldern sind seit Okt. 1904 in der Gegend von Smilowitz, Althammer u. Neudorf vier Bohrlöcher niedergebracht worden, welche am 31./12. 1905 eine Teufe von 1210.7, 1114.7, 1218.49 u. 920.05 m erreicht hatten und das Vorhandensein beträchtlicher Kohlenmengen nachwiesen. Inzwischen ist 1905 das Kohlengebirge erbohrt worden. Wegen Kapitals-Erhöhung zu diesem Zwecke s. Kapital. Die Ges. hat Ende des Jahres 1905 mit der Gräflich Schaffgottschen sowie der Gräflich Ballestremschen Verwalt. eine Interessengemeinschaft von zunächst 10 jähr. Dauer geschlossen, welche die gemeinsame Verwertung der gesamten Kohlenförderung der drei Verwaltungen durch die Firma Emanuel Friedländer & Co., Berlin, bezweckt und regelt. Von der Schaffgottschen Verwaltung hat die Ges. 20 ha erworben. Im Zusammenhang hiermit schloss die Ges. mit der genannten Verwaltung einen 50jährigen Pachtvertrag auf einen Komplex von Grubenfeldern, welche mit der Friedensgrube markscheiden. In 1890 und 1891 wurden Eisenerzfelder und Eisenerzförderungsrechte nebst Röstanlage und Bahnanschluss in Rostoken b. Marksdorf in Ungarn für M. 450 000 erworben u. in 1896 zwei neue Koksofengruppen gebaut. Ferner besitzt die Ges. Dolomitbrüche in Radzionkau- Rudypiekar (auch solche in Pacht). Die Eisenerzfelder in der Feldmark Georgenberg sind zu dem Eisenerzbergwerk „Julius“ vereinigt worden. Die Ausbeutung jenes Erzfeldes wird für gemeinsame Rechnung in Angriff genommen. Der Grundbesitz der Ges. umfasste Ende 1905: a) in und bei Zawadzki (Kreis Gross. Strehlitz) 1035 ha 41 a 56 qm, b) in Poremba (Kreis Zabrze) 15 ha 23 a 28 qm, c) in Neudorf (Kreis Kattowitz) 5 ha 22 a 76 qm, d) im Kreise Tarnowitz 60 ha 77 à 06 qam, 0) in Friedens- hütte 238 ha 34 a 49 qm, f) in Marksdorf (Ungarn) 35 ha 55 a 90 qm, g) im Kreise Rybnik 8 ha 55 a 10 qm, h) im Kreise Gleiwitz 18 ha 32 a 52 qm, somit in Sa. 1417 ha 42 a 67 qm. Ferner Gemeinschaftsbesitz mit der Bank f. Handel u. Ind. in Berlin 145 ha 54 a 62 qm (s. oben). Für Neuanlagen u. Anschaffungen inkl. Friedensgrube wurden 1905 M. 4 664 727 verausgabt.