Fabriken für Chemikalien etc. 1155 = ― 5 dee Actien-Gesellschaft für chemische Industrie in Rheinau-Mannheim. (In Konkurs.) Gegründet: 5./8. 1886; hervorgegangen aus der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen chem. Fabrik Rheinaué. Gegen Ende Sept. 1902 stellte sich bei einer Bücherrevision heraus, dass die Ges. seit vielen Jahren mit Unterbilanz gearbeitet, welche vom Vorstand durch falsche Buchungen verdeckt war. Es wurde deshalb 27./9. 1902 über das Vermögen der Ges. der Konkurs eröffnet. Konkursverwalter: Rechtsanwalt Dr. Seiler in Mannheim; Anmeldefrist bis 3./11. 1902; Prüfungstermin 24./11. 1902. Der in der Gläubiger-Vers. am 20./10. 1902 vorge- legte Status per 27./9. 1902 ergab einen Fehlbetrag von M. 3 035 000. Hauptgläubiger sind die Banken der Ges., deren Forder. teilweise durch Unterlagen gedeckt sind. Die Direktoren J. A. Böhm und H. Henninger wurden verhafter. Gegen diese beiden sowie gegen die Direktoren Dr. Kohlstock und C. F. Holland wurde Anklage erhoben, und zwar gegen Böhm wegen betrügerischen Bankerotts, Fälschung der Bücher, Untreue u. Verschleierung, gegen Henninger wegen Beihilfe dazu, gegen die beiden andern wegen Pflichtverletzung im Amte. Die Prozesse wurden Anfang Nov. 1903 vor der Strafkammer in Mannheim geführt und endeten mit der Verurteilung Böhms zu 3 Jahren 3 Monaten Gefängnis und M. 3500 Geld- strafe event. 29 Wochen weiter Gefängnis, Henningers zu 9 Monaten Gefängnis und M. 150 Geldstrafe; die Untersuchungshaft ist beiden angerechnet. Die Angeklagten Holland und Dr. Kohlstock wurden freigesprochen. Auch ein früheres Mitgl. des A.-R. wurde wegen Vergehens gegen § 313 des H.-G.-B. zu M. 500 Geldstrafe verurteilt. Die auf diese Urteile beim Reichsgericht eingelegten Revisionen wurden bis auf eine Böhm betreffend verworfen. Ende Januar 1903 wurde die gesamte Fabrikanlage an die Firma Kunheim & Co. in Berlin für M. 1 855 000 verkauft, wobei die Oblig.-Anleihe von M. 1 000 000 unter Zustimmung der Oblig.- Besitzer auf dem Anwesen stehen geblieben ist. Zu dem Kaufpreis traten noch der Preis für Mobil. u. Warenvorräte, sodass der Gesamtkaufpreis M. 2 827 422 betrug, der abzügl. der Oblig. von Kunheim & Co. bar bezahlt worden ist. Hierzu kommen noch die Forder. an Dir. Böhm, sowie an das Stahlwerk Mannheim, welche inzwischen zum Teil bezahlt wurde, endlich der Re- gressanspruch an die Mitgl. des A.-R., welche auf Schadensersatz in Höhe von M. 2 188 160 eingeklagt sind. Wie weit diese Forder. realisierbar sein wird, kann mit Bestimmtheit nicht angegeben werden, dass aber die Verurteilung des A.-R. erfolgen wird, darf nach dem Er- gebnis des Strafverfahrens jetzt schon mit Sicherheit erwartet werden. Mitte Mai 1903 er- folgte eine Abschlagsverteilung von 50 % an die Gläubiger, wozu M. 1 400 000 verfügbar varen. Zu berücksichtigen waren M. 8885 bevorrechtigter u. M. 2 770 000 nicht bevor- rechtigter Forderungen. Welche Quote an die Gläubiger noch entfallen wird, lässt sich zurzeit noch nicht annähernd bestimmen. Ende 1905 fanden Vergleichsverhandlungen mit den Mitgliedern des A.-R. wegen Erledigung des Regressprozesses statt. Kapital: M. 2 500 000 in 2500 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 1 000 000, herabges. 1899 auf M. 800 000, und gleichzeitig wieder auf M. 1 000 000, 1893, 1896 und 1900 um weitere je M. 500 000 erhöht. Anleihe: M. 1 000 000 in 4½ % Hypothekar-Schuldverschreib. von 1899, rückzahlb. zu 102 %, Stücke à M. 1000, auf den Namen der Oberrhein. Bank lautend. Sicherheit: I. Hypoth. zu gunsten der Oberrhein. Bank auf dem 9 ha 43 a 99 qm grossen Grundbesitz nebst Fabrik und sonst. Gebäuden in Rheinau. Kurs Ende 1899–1904: 102.20, –, 98, –, 101.20, 101.90 %. Aufgel. 29. S. 1899 zu 101.50 %. Not. Frankf. a. M. Die Besitzer der Oblig. stimmten 2./3. 1903 dem Ver- kaufe des Etabliss. an die Firma Kunheim & Co. in Berlin zu, wobei die ganze Anleiheschuld unter vorstehender Bedingung von der Käuferin übernommen wurde. Genussscheine: Ausgegeben 1200 Stück, wovon 544 im Besitz der Ges. selbst. Die scheine sind durch Ausbruch des Konkurses wertlos geworden. Kurs Ende 1895–1905: In Berlin: 128, 124, 124.50, 126.50, 123.50, 117, 107, 10, 1.30, 1.30, 4 %. Eingeführt 5./7. 1895 zu 127 % durch Steinsieck & Co. – In Mannheim: 128, 124, 124, 126, 24.50, 116, 106, 9, 2, 2, 1.50 %. Die Akt. werden seit 15./10. bezw. 20./10. 1902 franko Zs. gehandelt. Dividenden 1887–1901: 0, 0, 0, 3, 5, 7, 6, 7, 8, 7, 7, 7. 7½, 7½, 7 %; Genussscheine 1887–94: 0% 1895–99: M. 11, 0, 0, 0. 0 per Stück. Coup.-Verj.: 4 J. n. F. bDirektion: Jos. A. Böhm, C. F. Holland. Dr. H. Kohlstock, Stellv. H. Henninger. Aufsichtsrat: (3–9) Vors. Konsul Carl Bürck, Stellv. Rechtsanw. A. von Harder, Bank-Dir. Grosch, Mannheim; Ph. Mahler, Baden-Baden. Bei Ausbruch des Konkurses. * 0 0 0 Saccharin-Fabrik Akt.-Ges. vorm. Fahlberg, List & Co. in Salbke-Westerhüsen a. Elbe bei Magdeburg. Gegründet: 26./3. bezw. 1./7. 1902 mit Wirkung ab 1./1. 1902; eingetr. 2./7. 1902. Gründer s. Jahrg. 1902/1903. – Die Komandit-Ges. Fahlberg, List & Co. in Salbke hat hr daselbst betriebenes Fabrikationsgeschäft mit Aktiven und Passiven lt. Bilanz per 1. 1902 mit sämtl. Patenten, Fabrikgeheimnissen und allen Ansprüchen aus Verträgen für M. 1901729 als Unterschied zwischen den mit M. 3 245 219 bewerteten Aktiven u. M. 1 343 490 übernommenen Passiven in die A.-G. eingebracht u. dafür M. 1 425 000 in Aktien u. M. 476 729 ar erhalten. Dr. Const. Fahlberg zu Salbke hat ein Grundstück daselbst (M. 50 000) u. von der ihm gegen die Kommandit-Ges. Fahlberg, List & Co. zustehenden Forderung von M. 154217 M. 150 000 in die A.-G. eingelegt, wofür ihm M. 200 000 in Aktien gewährt sind. 78*