1184 Pulver-, Sprengstoff- und Zündwaren-Fabriken. Rheinisch-Westfälische Sprengstoff-Akt.-Ges. in Köln, mit Fabriken in Rönsahl, Troisdorf, Nürnberg und Stadeln. Gegründet: 30./9. 1886; eingetr. 11./1. 1887. Letzte Statutänd. 27./12. 1899. Zweck: Fabrikation u. Vertrieb von Dynamit, Pulver u. sonst. Sprengstoffen, Munition u. Zündmitteln, insbes. von solchen Sorten, welche im Bergbau Verwendung finden, sowie der Betrieb aller sich hieran anschliessenden Geschäfte. Die Ges. besitzt u. betreibt folgende Fabriken: 1) Dynamitfabrik in Rönsahl, die alle Sorten von Nitroglycerin-Sprengstoffen her- stellt u. nach einer Explosion Ende 1904 1905 neuerbaut wurde; 2) Fabrik für Schiesswolle. Collodiumwolle u. rauchloses Pulver in Troisdorf 3) Fabrik für Militärmunition, Fahrradteile sowie Press-, Zieh- u. Stanzartikel in Troisdorf; 4) Sprengkapselfabrik in Troisdorf 5) Fabriken für Zündhütchen, Flobert- u. Jagdmunition in Nürnberg u. Stadeln. Um der Schiesswollfabrik eine dauernde Beschäftigung zu sichern, wurde 1904 in Troisdorf eine Celluloidfabrik erbaut u. 1905 in Betrieb gesetzt. Grundbesitz zus. ca. 39 ha. 1905 durchschnittl. 1247 Arbeiter u. Arbeiterinnen. Lohnsumme M. 1 328 784. Die Ges. ist bei der Transvaal-Dynamit-A.-G., ferner bei der Siegener Dynamitfabrik, deren Verwalt. die Cölner Ges. führt, mit nom. M. 152 000 in Aktien u. bei der Fabrik elektr. Zünder G. m. b. H. in Cöln mit einer Einlage v. M. 67 500 beteiligt. Die Ges. und die Act.-Ges. Siegener Dynamitfabrik sind als Rhein-Siegener Gruppe im Jahre 1894 in ein Vertragsverhältnis mit dem sogen. „General-Kartell“ getreten, dem folg. Pulverfabriken: 1) Ver. Köln-Rottweiler Pulverfabriken, 2) Cramer & Buchholz Pulverfabriken m. b. H. in Rönsahl u. Rübeland, 3) Wolff & Co. Commandit-Ges. auf Aktien in Walsrode, u. die zur Gruppe der Nobel Dynamite Trust Company, Limited, gehörigen Dynamitfabriken, nämlich: 4) Dynamit-Act.-Ges. vorm. Alfred Nobel & Co. in Hamburg, 5) Rheinische Dynamit- fabrik in Opladen, 6) Deutsche Sprengstoff-Act.-Ges. in Hamburg, 7) Dresdner Dynamitfabrik in Dresden angehören. Diesem „General-Kartell' ist auch die Nobel Dynamite Trust Company, Lim., für ihre ausserdeutschen Ges., beigetreten. Zwischen dem „General-Kartell“ einerseits und der von der Rhein.-Westf. Sprengstoff-Ges. und der Siegener Dynamitfabrik repräsen- tierten „Rhein-Siegener Gruppe“ andererseits besteht eine Interessengemeinschaft, nach welcher die „Rhein-Siegener Gruppe“ am Schluss eines jeden Jahres dem „General-Kartell' ihr gesamtes Geschäftsergebnis überweist. Dagegen vergütet das ,General-Kartellé“ der Rhein-Siegener Gruppe“ eine Summe, die sich aus Gewinn-Quoten für Abschreib., Div. u. Tant. zusammensetzt. Der Vertrag läuft bis Ende 1925. Drei Jahre vor seinem Ablauf, also spät. am 31./12. 1922, haben die Ges. der Rhein-Siegener Gruppe sich darüber zu erklären, ob sie nach Ablauf dieses Vertrages die Geschäfte für eigene Rechnung fortführen oder von dem „ General-Kartellé die Übernahme der Geschäfte mit allen Aktiven und Passiven ver- langen wollen. Für den letzteren Fall ist die Cöln-Rottweiler Ges. für das „General-Kartell' verpflichtet, die Aktien der Rhein.-Westf. Sprengstoff-A.-G. und ebenso diejenigen der A.-G. Siegener Dynamitfabrik per 31./12. 1924 zu demjenigen Kurse zu übernehmen, der sich ergibt, wenn man die Durchschnittszahl der für die fünf Geschäftsjahre 1917–1921 der Rhein-Siegener Gruppe zugefallenen Gewinnquote unter Annahme einer 6 % Verzinsung kapitalisiert. Umsatz 1901–1905: M. 4 427 045, 4 819 536, 4 996 557, 5 347 331, 7 499 772. Kahital: M. 5 000 000 in 5000 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 4 000 000, davon zuerst M. 3 000 000, dann 1891 die restl. M. 1 000 000 begeben; erhöht lt. G.-V. v. 27./12. 1899 um M. 1 000 000 (auf M. 5 000 000) in 1000 Aktien, div.-ber. ab 1./1. 1900, hiervon M. 200 000 an das Pulverkartell zu 120 % überwiesen, die restl. M. 800 000 übernahmen die Disconto-Ges. in Berlin und Sal. Oppenheim jr. & Co. in Cöln zu 136 % mit der Verpflicht., hiervon M. 660 000 den alten Aktionären zu 140 % anzubieten, was 22./1.–7./2. 1900 geschah; auf 6 alte Aktien entfiel 1 neue. Diese Neu-Em. erfolgte behufs Durchführung techn. Verbesser. Geschäftsjahr: Kalenderj. Gen.-Vers.: Spät. im Juni. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung: 5 % z. R.-F. bis 20 % des A.-K. (erreicht), alsdann vertragsm. Tant. an Vorst. u. Beamte, 4 % Div., vom verbleib. Überschuss 8 % Tant. an A.-R., Rest zur Verf. d. G.-V. Bilanz am 31. Dez. 1905: Aktiva: Grundstücke 495 909, Anlagen 3 333 298, auswärtige Magazine 2, Patente 1, Magazinbestände u. Betriebsvorräte 1 951 488, Debit. 2 501 569, Kassa, Wechsel 132 128, Effekten 392 549. – Passiva: A.-K. 5 000 000, R.-F. 1 093 406, Spe-R.-F. 120 000, Restkaufschilling Nürnberg 110 000, Beamten-Unterstütz.-F. 26 549, Kredit. 1 683 381, alte Div. 130, Gewinn 773 478. Sa. M. 8 806 944. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Abschreib. 336 709, Beamten-Unterstütz.-F. 20 000, Div. 700 000, Tant. f. A.-R. 43 478, Vortrag 10 000. – Kredit: Saldo 10 000, Fabrikations-, Waren-, Kartell-Kto etc. 1 100 187. Sa. M. 1 110 187. „. Kurs: In Cöln Ende 1891–1905: 141, 149, 153.50, 164.50, 178, 217, 192.50, 196.50, 188, 165, 163, 182, 173, 217, 234 0%. – In Berlin Ende 1904–1905: 216.25, 235 %. Zugelassen Mai 1904; erster Kurs 21./5. 1904: 180.50 %. 0 Dividenden 1887.–1905: 8, 10, 15, 15, 7, 8, 10,11½ 14½, 14, 13¼2 13½, 11, 11, 10, 8Ä, 10, 13 14 % Coup.-Verj.: 4 J. (K.) Direktion: Gen.-Dir. E. Müller, Dir. Wilh. Heumann, Berlin. „ Prokuristen: O. Dahlmann, W. Kill, W. Cramer, Cöln; Dir. Aug. Gerwert, Franz Hölzer, Jos. Hahn, Nürnberg. „ Aufsichtsrat: (6–11) Vors. Ed. Freih. von Oppenheim; Stellv. Geh. Komm.-Rat E. Rhein-Elbe; Komm.-Rat Louis Hagen, Geh. Komm.-Rat J. N. Heidemann, Geh. Komm-Hat Gust. Michels, Cöln; Gen.-Dir. Dr. Gust. Aufschläger, Hamburg; Dr. M. Schenck, Siegen; ―