1118 Weinbau und Schaumwein-Fabriken. Weinbau und Schaumwein-Fabriken. A. wilhelmj Actien-Gesellschaft, Weinbau u. Weinhandlung zu Hattenheim i. Rheingau. (In Liquidation lt. G.-V.-B. vom 15./4. 1899.) Gegründet: 19./4. 1888 durch Übernahme der Firma A. Wilhelmj für M. 2 420 000. Der Ges. gehörten ca. 300 Weinberge in den Gemarkungen von Rauenthal, Eltville, Erbach (Markobrunnen), Hattenheim, Hallgarten, Rüdesheim u. Assmannshausen, ferner das Fürst Löwenstein-Wertheimsche Gut Rauenthal und das Schloss Reichartshausen nebst Weingut. Die Liquidatoren verkauften im Nov. 1899 das Weingut Rauenthal (19,58 ha), mit etwa M. 900 000 zu Buch stehend, an die Kgl. preuss. Domänenverwaltung für M. 1 111 145, die Weinberge in der Erbacher Gemarkung wurden im Jan. 1900 von dem Prinzen Albrecht von Preussen erworben; die Parzellen in Markobrunnen wurden dabei mit M. 400 pro Rute bezahlt, 1905 Verkauf des kleinen Weinberges zu Hattenheim für M. 472. Der Fortgang der Liquid. seit 1900 wurde durch die Ungunst der allg. wirtschaftl. Verhältnisse andauernd sehr erschwert, die sich im Weingeschäft besonders fühlbar machen. Immerhin hatten sich die Verhältnisse der Ges. 1904/1905 durch Verminderung der Unk. derart gebessert, dass die Unterbilanz nur M. 131 902 gegen M. 320 619 im Vorjahre betrug. Wenngleich bei dieser Summe in Betracht gezogen werden muss, dass der vor- letzte Abschluss durch den Vergleich mit Prokurator Wilhelmj einen Buchverlust von M. 111 500 brachte (hierüber s. Jahrg. 1904/1905 d. B.), so bleibt immer noch ein um ca. M. 77 200 günstigeres Resultat. 1905/06 brachte einen neuen Verlust von M. 100 955. Der Gesamtfehlbetrag hat jetzt die Höhe von M. 1 385 511 erreicht. Versteigert wurden 1904/1905 für M. 90 000 Weine, 1905/06 für ca. M. 84 000 verkauft. Die Verhandlungen wegen Verkaufs der Immobil. blieben bis 1906 resultatlos; es gelang nicht die Immobil. zu dem in der Eröffnungsbilanz angesetzten Werte an den Mann zu bringen. Um eine schnellere Beendigung der Liquidation herbeizuführen, fand dann am 12./11. 1906 eine freiwillige Versteigerung statt, wobei Schloss u. Weingut Reichartshausen für M. 300 000, Gutshaus Hattenheim für M. 90 000 und Weinberge in Assmannshausen für M. 4100 u. das Fasslager für M. 10 000 verkauft wurden, also ca. M. 444 750 unter dem Buchwert. Das Weinlager wurde für M. 184 070 verkauft, für Gerätschaften etc. wurde ein Erlös von M. 17 092 erzielt, u. die M. 13 9 betragenden Forderungen wurden für M. 11 159 abgegeben. Insgesamt hat die Ges. mithin M. 596 423 erhalten. Davon wurden die noch umlaufenden Oblig. nebst Zinsen mit M. 136 818 zurückbezahlt; ausserdem wurden die beiden Hauptgläubiger teilweise befriedigt u. von ihnen eine materielle Erklärung erwirkt, dass sie auf den Ausfall ihrer Forderungen verzichten. Die Aktionäre fallen ganz aus. Die Vorlage der Schlussabrechnung der Liquidation findet am 25./2. 1907 statt. Kapital: M. 2 272 000 in 73 St.-Aktien und 2199 Vorz.-Aktien à M. 1000. Urspr. Kap. M. 1 200 000, erhöht 1889 um M. 600 000, 1890 um weitere M. 600 000. Die G.-V. vom 5./11. 1894 beschloss Vorz.-Aktien bis zu M. 2 400 000 mit Div. ab 1./1. 1895 auszugeben. Der Bezug dieser Vorz.-Aktien konnte stattfinden gegen Einlieferung von einer alten Aktie unter Zuzahlung von 30 % = M. 300, bezüglich vom 10. Juni bis 10. Aug. 1895 unter Zuzahlung von 40 %, oder gegen Einlieferung von 3 alten Aktien behufs Zus. legung in eine Vorz.-Aktie. Zuzahlung à M. 300 erfolgte auf 2054 Aktien = M. 616 200, à M. 400 auf 81 Aktien = M. 32 400, 192 Aktien wurden in Vorz.-Aktien umgewandelt, 73 Aktien blieben rückständig. Von dem Gewinn aus der Zuzahlung = M. 648 000 und der Zus. legung = M. 128 000, zusammen M. 776 600 wurden verwendet M. 370 000 zu Abschreib., M. 376 600 zur überweisung auf Amortisation und Disp.-F. Aufgelegt M. 800 000 7./9. 1889 zu 123 % bei Leopold Friedmann in Berlin. Die letzten 600 Aktien wurden von Friedmann al pari übernommen und 26./7. 1890 zu 105 % aufgelegt. Die Aktionäre konnten auf je 3 alte Aktien eine neue beziehen. Die Vorz.-Aktien werden vor den St.-Aktien eingelöst, dann diese, Rest gleichmässig an alle Aktien. Das A.-K. ist verloren. Anleihen: I M. 1 000 000 in 5 % Partial-Oblig. v. 1888, 1000 Stücke à M. 1000 auf Namen u. durch Indossament übertragbar. Zs. 2./1. u. 1./7. Tilg. ab 1888 mit 1 % und ersparten Zs. durch jährl. Ausl. im April auf 1./7. Im Juni 1906 noch M. 78 000 in Umlauf. II M. 1 050 000 in 5 % Partial-Oblig. von 1893, 1050 Stücke à M. 1000; davon unbegeben M. 79 000. Zs. 1./4. u. 1./10. Tilg. ab 1894 bis 1932 mit 1 % u. ersp. Zs. durch jährl. Ausl. im Juli auf 1./10. Im Juni 1906 noch in Umlauf M. 59 000. Im Juni 1899 sind M. 550 000 dieser Anleihe zur teilweisen Deckung der Bankschuld verwendet. Hypotheken: M. 510 000. Geschäftsjahr: 1./6.–31./5.; früher Kalenderj. Gen.-Vers.: Im I. Sem. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Bilanz am 31. Mai 1906: Aktiva: Weinberg Assmannshausen 17 206, Weingut und Schloss Reichartshausen 1 098 150, Gutshaus Hattenheim 232 400, Waren- Vorräte (Weinlager) 478 654, Fässer etc. 129 333, Debit. 23 735, Dubiose 1, Kassa u. Guthaben bei der Reichsbank 1053, Verlust 1 385511. – Passiva: Vorz.-Aktien 2 199 000, St.-Aktien 73 000, Oblig. 134 000, Hypoth. 510 000, Bankschulden 431 800, Kredit. 36 244. Sa. M. 3 366 044.