Leder-Fabriken. 1295 Dividenden 1894–1906: 10, 15, 15, 15, 10, 6, 0, 0, 0, 7, 11, 12½, 15 %. Coup.-Verj.: 4 J. (K.) Direktion: Gen.-Dir. Dr. Oscar Poppe; kaufm. Dir. Gust. Hueck; techn. Dir. Hauptm. a. D. Curt von Michalkowski. Prokuristen: Rich. Ebeling, Paul Händel. lufsichtsrat: (3–5) Vors. Geh. Kommerz.-Rat Herm. Wirth, Stellv. Bankier Selmar Solmitz, Berlin; Adolf Riemann, Coburg; Fred S. Warburg, London; Bernh. Bräutigam, Hannover. zahlstellen: Für Div.: Gesellschaftskasse; Berlin: Hardy & Co., G. m. b. H. —― ― Leder-Tabriken. Aachener Lederfabrik, Akt.-Ges. in Aachen. Gegründet: 10./5. 1898; eingetr. 8./7. 1898. Statutänd. 6./7. 1899, 19./9. 1903, 24./10. bezw. 6./12. 1904, 20./10, 1905 u. 23./5. 1907. Übernahmepreis M. 1 123 000. Gründung s. Jahrgang 19021903. Die Firma lautete bis 6./12. 1904 „A.-G. für Lederfabrikation de Hesselle & Cie.“ Zweck: Fabrikation von Leder aller Art, insbesondere von Riemencroupons, Sohlleder- croupons, Vachecroupons u. Vacheabfällen. – Das Unternehmen wird auf dem der Ges. ge- hörigen, in der Jülichstr. 236 zu Aachen belegenen Grundstück betrieben, dasselbe ist 1 ha 5a 52 qm gross und vollständig lastenfrei, Taxwert im März 1901 M. 154 288. Bebaut sind rund 5500 qm. Die Gebäude –— Rohhäutelager, Gerbstoffmagazine, Wasserwerkstatt, 5 Gruben- ballen, 3 Trockenhäuser, 5 Appreturwerkstätten, Extraktion und Vacuumanlagen, je 2 Masch.- und Kesselhäuser, Warenlager, Bureau-Wohnhaus –— standen Ende 1903 mit M. 242 500 zu Buche. Zu den eingebrachten Immobil. gehört auch eine Wassergerechtsame. Die Ges. be- schäftigt durchschnittlich 140 Arbeiter und arbeitet nach amerikanischem, den deutschen Verhältnissen angepasstem System. – Im Juli 1904 gelegentlich der Abwesenheit des techn. Direktors Heinr. de Hesselle stellte sich heraus, dass dieser seit Jahren Bilanzfälschungen begangen, indem er die in den Gruben und Zurichtungen befindlichen Häute, die sich bef der damals mangelhaften Buchführung einer genauen Nachprüfung entzogen, in Zahl und Gewicht höher angegeben und auf diese Weise tatsächlich nicht erzielte Gewinne herausgerechnet hatte, deren Verteilung also zu Unrecht geschehen war. Die Sorge der Ver- waltung nach dieser Entdeckung war auf eine genaue Inventuraufnahme gerichtet, die sich aber per 30./4. 1904 (dem eigentl. Schluss des Geschäftsjahres) mangels fehlender Unterlagen nicht aufstellen liess. Um zweifellos richtig zu gehen, blieb nichts anderes übrig, als der Auf- stellung die Bestände per 15./7. zugrunde zu legen. Nach Bekanntwerden der Unregelmässig- keiten hatte die Verwaltung von dem danach flüchtig gewordenen Dir. de Hesselle notarielle Abtretung seines damals auf M. 300 000 geschätzten Vermögens bewirkt. Einer auf den 27./8. 1904 einberufenen G.-V. wurde der Stand des Unternehmens unterbreitet und von derselben eine 7gliedrige Kommission zur Prüfung der Verhältnisse der Ges., besonders auch der event. Regresspflicht der Verwaltungsorgane, eingesetzt. Die Kommission kam zwar zu der Überzeugung, dass eine Ersatzpflicht des Vorst. u. A.-R., die beide übrigens nicht gelten lassen wollten, vorhanden sei, empfahlen aber im Interesse der Ges. die Annahme eines Ver- gleichs, da im Falle Scheiterns desselben jahrelange Prozesse entstanden wären, die etwa er- strittene Ersatzsumme aber in keinem Verhältnisse zu den Vorteilen eines Vergleichs gestanden hätte. Die G.-V. v. 24./10. 1904, in welcher die Kommiss. ihren Bericht, der die Lebensfähigkeit des Unternehmens anerkannte, genehmigte nach langen Debatten die unter Kapital angeführten Einigungsbeschlüsse. Die Unterbilanz am 15./7. 1904 wurde mit M. 1 349 534 ausgewiesen. Aus den unter Kapital erwähnten M. 200 000 an die Ges. übergegang. Vermögensteilen de Hesselles wurden bisher M. 136 771 erlöst. Zu verwerten bleiben noch: das frühere Wohnhaus de Hesselles in Aachen, sowie frs. 95 000 Aktien der Manufacture de Chaussures frangaises à Varsovie nebst zugehörigen Genussscheinen. Nach Hinzurechnung der hieraus resul- tierenden M. 40 000 zu den bereits erlösten M. 136 771 bleiben M. 23 228, mit welchem Be- trage die Aktien der Manufacture de Chaussures francaises à Varsovie bewertet wurden. Da jedoch der Tageswert dieser Aktien nicht festzustellen ist, so wurde der Betrag ganz ab- geschrieben (1905/06 mit M. 22 000 verkauft). Der Betrieb 1904/1905 ist durch die Rekonstruktion der Ges. beeinträchtigt worden. An feststellbaren, nicht wiederkehrenden Ausgaben waren insgesamt M. 73 292 aufzuwenden. Dazu traten nachträgl. Abschreib. m. M. 5489, Abschreib. für 1904/1905 mit M. 20 861 und die oben erwähnten M. 23 228 auf Effekten (Manufactures de Chaussures), wodurch die Gesamtaufwendungen sich auf M. 122 870 summieren. Dagegen wurde aus dem Betrieb ein Überschuss von M. 70 033 erzielt, so dass ein Verlust von M. 52 537 sich ergab; davon wurden M. 21 635 durch die Res. gedeckt und restl. M. 30 902 als Unter- bilanz vorgetragen. Eine gründliche Reorganisation wurde 1905/1906 durchgeführt, nicht nur durch rationelle Anderung des Betriebes u. durch Aufhebung der Berliner Filiale, sondern auch durch Verabschiedung des kaufmänn. Dir. Dr. Franz Jorissen, der zufolge des oben- Vergleichs mit dem alten A.-R. mit übernommen werden musste und mit dem obigen techn. Dir. Heinr. de Hesselle 6 Jahre lang im Amte war.