Mg=- Verschiedene Special-Fabriken der Textil-Industrie. 1651 Vereinigte Glanzstoff-Fabriken, A.-G. in Elberfeld, auerschulstr. 14. Fabriken in Oberbruch b. Heinsberg u. Niedermorschweiler (Els.). Gegründet: 19.)9. 1899; eingetr. 20./10. 1899. Statutänd. 14./6. 1901, 17./3. 1903, 30./6. 1906 u. 19.63. 1907. Sitz der Ges. bis 1901 in Aachen. weck: Erwerb, Errichtung und Betrieb sowie Beteilig. an Unternehm. im Gebiet der Chemie u. Textilindustrie. Die Ges. betreibt in ihren Fabriken zu Oberbruch, Reg.-Bezirk Aachen, und zu Niedermorschweiler bei Mülhausen i. Els. die Herstellung von künstlicher Seide (Glanzstoff), künstlichem Pferdehaar, Kunststroh und ähnlicher Zellulose-Produkte nach eigenen Patenten auf Grund des Kupfer-Ammoniak-Verfahrens. Dasselbe unterscheidet ieh von dem Verfahren anderer Unternehmungen ähnlicher Art dadurch, dass die Ges. bei ihrer Fabrikation die Verwendung von nitrierter Zellulose-Schiessbaumwolle, sowie Alkohol und Aether vermeidet; es ist durch zahlreiche Patente sowohl in Deutschland wie in den meisten ausserdeutschen Staaten geschützt. Die Patente laufen 1912–1920 ab. Die Patente für Frankreich sind an die A.-G. „La Soie Artificielle' zu Paris, diejenigen für Osterreich an die Erste Osterr. Glanzstoff-Fabrik A.-G. zu Wien übergegangen (s. unten). Der Grund- besitz der Ges. in Oberbruch beträgt 85 025 qm, von welchen ca. 21 800 qm bebaut sind. Der Betrieb der Fabrik erfolgt durch eine elektr. Kraft- u. Lichtzentrale von ca. 600 HP.; daron werden ca. 520 HP. durch Dampfkraft und 80 HP. durch eine zum Werk gehörige Wasserkraft erzeugt. Die Fabrik besitzt 4 Kessel von zus. ca. 520 qm Heizfläche. Die Kraftmaschinen-Anlage besteht aus einer ca. 400 HP.-Dampfmaschine. Ferner vorhanden: 3 Kältemaschinen – Ammoniak-Kompressoren –— von je 100 000, 50 000 u. 20 000 Cal. stündl. Leistung, 3 Luftkompressoren, 1 Anlage zur Erzeugung von Ammoniak mit 3 Kolonnen- Apparaten, deren Tagesleistung insgesamt max. 15 000 1 Salmiakgeist beträgt, und eine An- lage zur Herstellung von Atznatron mit einer Tagesleistung von ca. 8000 kg 33 % Natron- lauge. Zahl der Arb. in Oberbruch ca. 1500. Der Grundbesitz in Niedermorschweiler beträgt 72 233 qm, von denen ca. 14 440 qm bebaut sind. Die Betriebskraft wird dem Elektrizitäts- werk Mülhausen i. E. entnommen. Die Kesselanlage besteht aus 4 Dampfkesseln von zus. ca. 400 qm Heizfläche, wovon 3 für die Trockenkammer, die Ammoniakfabrik u. die Heizung dienen, während sich der vierte mit der vorerwähnten Dampfmaschine in Reserve befindet. Arbeiterzabl in Niedermorschweiler ca. 600. Die Ges. besitzt auch ein Grundstück von 6400 qm in Glauchau i. S. Zugänge auf Anlage-Kti erforderten 1906 M. 127 339. Die Ges. hat sich 1902 an der A.-G. „La Soie Artificielle“ in Paris mit frs. 75 000 beteiligt, von der sie ausserdem 3834 Genussscheine mit Gewinnanteil besitzt; diese Beteilig. steht mit zus. M. 60 000 zu Buch. Die franz. Ges. arbeitet nach dem Verfahren der deutschen. Zwecks Ausbeutung ihrer Patente in Österreich-Ungarn hat die Elberfelder Ges. 1904 gemein- schaftlich mit der Niederösterreich. Escompte-Ges. in Wien und der Oberrhein. Bank (jetzt Rhein. Creditbank) in Mannheim die Konzess. zur Errichtung der Ersten Österreich. Glanzstoff- Fabrik A.-G. in Wien erworben. Von dem auf K 2 500 000 bemessenen A.-K. (12 500 Aktien àK 200) hat die Mannh. Bank K 1 250 000 übernommen u. bot sie vereinbarungsgemäss ― bis 31./12. 1904 zu 150 % zuzügl. 4 % Stück-Zs. u. Schlussnotenstempel, den Aktionären der Verein. Glanzstoff-Fabriken zum Bezuge an, wobei auf je M. 2000 alte Aktien 5 Aktien à K 200 bezogen werden konnten. K 500 000 Aktien der österr. Ges. besitzt die Elberfelder Ges. Von dem gesamten Aktienerlös wird der Nom.-Wert von K 2 500 000 in die Ges. eingebracht. Das Aufgeld dient zum Erwerb der in Österr.-Ungarn gesicherten Patente u. Verfahren der Verein. Glanzstoff- Fabriken. Die in St. Pölten erbaute Fabrik ist 1906 in Betrieb gekommen und untersteht der Leitung des bisherigen Vorstandsmitgliedes der Elberfelder Fabrik Dir. Joh. Urban. Kapital: M. 2 500 000 in 2500 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 2 000 000, erhöht zwecks Er- weiterung der Anlagen lt. G.-V. v. 17./3. 1903 um M. 500 000 in 500 Aktien mit Div.-Ber. ab 1./1. 1903, angeboten den Aktionären 4: 1 v. 20./3.–4./4. 1903 zu 200 %. Agio mit M. 500 000 in den R.-F. Geschäftsjahr: Kalenderj. Gen.-Vers.: Im I. Sem. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung: Mind. 5 % z. R.-F. (erfüllt), bis 4 % Div., vom Rest 12 % Tant. an A.-R., Überrest Super-Div. bezw. nach G.-V.-B. Gesamt-Abschreib. bis Ende 1906 M. 2 421 992. Bilanz am 31. Dez. 1906: Aktiva: Grundstücke u. Gebäude 1 823 503, Kraftanlage 525 122, Fabrikat.-Anlage 466 725, Mobil. 14 368, Utensil. u. Werkzeuge 2, Patentkto 1, Kassa 8946, Wechsel 106 008, Effekten 496 419, Rohmaterial. 328 127, Betriebsmaterial. 112 355, Fabrikat. u. Waren 579 256, Bankguth. 1 324 473, Debit. 1 620 927. – Passiva: A.-K. 2 500 000, R.-F. 550 000, Spec.-R.-F. 1 950 000 (Rückl. 600 000), Delkr.-Kto 200 000 (Rückl. 74 587), Beamten- u. Arb.-Unterst.-F. 102 000 (Rückl. 50 000), Kredit. 145 184, Abschreib. 277 654, ausserordentliche 1 300 000, Div. 875 000, do. alte 300, Tant u. Grat. 216 049, Vortrag 290 050. Sa. M. 7 406 239. 3 Gewinn-u. Verlust-Konto: Debet: Betriebs-Unk. 1 941 963, Gen.-Unk. 421 396, Abschreib. 277 654, do. ausserordentl. 300 000, Gewinn 2 105 688. – Kredit: Vortrag 271 985, Fabrikat.- Ertrag 4 621 966, Effekten 138 720, Zs. u. Bankspesen 14 030. Sa. M. 5 046 703. Kurs Ende 1906: 523 %. Die Aktien wurden im Mai 1906 an der Berliner Börse zu- gelassen; eingeführt 16./5. 1906 zu 480 %. Dividenden: 1899/1900 (15 Mon.): 0 %; 1901–1906: 9, 15, 20, 30, 30, 35 %. Coup.-Verj.: 4 J. (K.) Direktion: Dr. Max Fremery; Oberbruch; Dr. Emil Bronnert, Niedermorschweiler; Rob. Froericks, W. Ohlischlaeger, Elberfeld. 104*