― 286 Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. der Schiffs- u. Maschinenbau-Aktien-Ges. „Germania“ in Berlin, deren sämtl. Eigentum im April 1902 von der Firma Fried. Krupp angekauft ist, oder auf den Namen anderer Vor- besitzer steht, und zwar sowohl dasjenige Grundeigentum, welches direkt gewerbl. Zwecken dient und welches für Wohnungen für Beamte u. Arbeiter verwendet ist, als auch dasjenige, welches als Reserve dient. Ausgenommen ist nur dasjenige Grundeigentum in Kiel, welches zu dem Frau F. A. Krupp und ihren beiden Töchtern gemeinsam zugefallenen Nachlasse des F. A. Krupp gehört und bei der Erbteilung Fräulein Bertha Krupp zugeteilt wird, und welches aus der Seebadeanstalt und anderen nicht zu der Germaniawerft gehörigen Häusern u. Bauplätzen am Düsternbrooker Weg, sowie Bauplatz an der Caprivistrasse besteht. Ferner ist ausgenommen die zur Verwaltung Hügel gehörige Parzelle Försterhaus Gemeinde Sayn Flur 1 Nr. 882/273 von 7,70 a Flächeninhalt. Ferner gehören zu den eingebrachten Aktiven alle im Eigentum von Fräulein Bertha Krupp stehenden Bergwerksgerechtigkeiten und alle auf dem eingebrachten Grundeigentume stehenden Gebäude, Masch. u. Apparate, alle Bestände an bewegl. Masch. u. Apparaten, Ge- räten, Werkzeugen, Rohmaterial., Halb- u. Fertigfabrikaten und an Geldbeträgen, welche sich auf den gewerbl. Anlagen der Firma Fried. Krupp sowie ihrer Zweigniederl. befinden, endlich auch alle Beteilig., sonst. Wertp., Forder., Patentrechte, gewerbl. Verfahren, Geschäfts- geheimnisse sowie das Firmenrecht. Von der Übertragung auf die Ges. ausgeschlossen sind diejenigen ausländischen Wertp., welche für die Kaut.-Stellung im Auslande dienen u. zur Zeit im Buchwerte von M. 82 016 vorhanden sind. Die Passiven, welche auf den eingebrachten Aktiven lasten u. von der Ges. übernommen werden, betragen insgesamt M. 113 049 419. Unter Hinzurechnung der gewährten Aktien beläuft sich also der gesamte für die Aktiv-Sacheinlage gezahlte Entgelt auf M. 273 045 419. Davon entfallen auf die eingebrachten Immobil. M. 116 022 707, auf die Mobil. 83 642 373 u. auf die Forder.-Rechte M. 73 380 339. Zweck: a) Übernahme und Betrieb der der Firma Fried. Krupp in Essen, Inhaberin Fräulein Bertha Krupp, gehörigen Gussstahlfabrik in Essen und ihrer Zweigniederlass. und Aussenwerke (Stahlwerke, Schiffs- u. Masch.-Bauanstalten, Hochöfen, Kohlen- u. Eisenerz- bergwerke etc.); b) Herstell. u. Verkauf von Stahl u. Eisen u. sonst. Metallen, sowie von allen dazu erforderl. Roh- u. Hilfsmaterial., Verarbeitung von Stahl u. Eisen u. sonst. Metallen zu Gebrauchsgegenständen u. Zwischenfabrikaten aller Art, insbes. die Herstellung von Eisen- bahn- u. Schiffsbaumaterial. u. von Kriegsmaterial, Schiffen u. Masch.; c) Erwerbung, Er- richtung u. Betrieb von neuen Anlagen u. Abschluss von Geschäften aller Art, welche den unter b genannten Zwecken förderlich sind; d) Betrieb von sonst. Unternehm. u. Geschäften aller Art, welche als im Interesse der Ges. liegend erachtet werden. Fried. Krupp A.-G. umfasst folgende Werke: 1) Die Gussstahlfabrik in Essen mit den Schiessplätzen in Meppen und Tangerhütte und einem Schiessstand in Essen, den Kohlen- zechen ver. Sälzer u. Neuack, Hannover u. Hannibal, zahlreichen Eisensteingruben in Deutschland u. Beteilig. an Eisensteingruben bei Bilbao in Nord-Spanien, den mittelrhein. Hüttenwerken (Mülhofenerhütte, Hermannshütte, Eisengiesserei u. Maschinenfabrik in Sayn) u. einer Rhederei in Rotterdam mit Seedampfern, ferner den 1906 für M. 6 000 000 angekauften Fürstl. Solms-Braunfels'schen Erzgruben im Kreise Wetzlar u. der noch im Ausbau begriffenen Zeche Emscher Lippe (zusammen mit dem Nordd. Lloyd). 2) Die Zweigniederlassungen: Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen, das Stahlwerk Annen in Annen, Westfalen (früher F. Asthöwer & Co.), das Grusonwerk in Magdeburg-Buckau, die Germaniawerft in Kiel. Die hauptsächlichsten Erzeugnisse der Gussstahlfabrik in Essen sind Geschütze, Ge- schosse m. Zündern u. Zündungen, Gewehrläufe, Panzer in Form von gewalzten Blechen und Platten für alle geschützten Teile der Kriegsschiffe, sowie für Fortifikationszwecke, Eisenbahnmaterial, Schiffsbaumaterial, Maschinenteile jeder Art, Stahl- u. Eisenbleche, Walzen, Werkzeugstahl, Hartstahl, Specialstahle für die verschiedensten Teile des Kraft- wagenbaues, Stahlknüppel u. a. Auf der Gussstahlfabrik waren im Jahre 1906 in den etwa 60 Betrieben in Tätigkeit: ca. 6500 Werkzeug- und Arbeitsmaschinen, 21 Walzenstrassen, 155 Dampfhämmer von 100–50 000 kg Fallgewicht mit zus. 253 275 kg Fallgewicht, 74 hydraul. Pressen, darunter 2 Biegepressen zu je 7000 t, 1 Schmiedepresse zu 5000 t u. 1 zu 2000 t Druck- kraft, 382 Dampfkessel, 539 Dampfmasch. von 2 bis 3500 PS. mit zus. 59 059 PS., 1361 Elektro- motore von zus. 20 226 PS., 725 Krane von 400 – 150 000 kg Tragfähigkeit mit zus. 7 034 850 kg Tragfähigkeit. Der Wasserverbrauch i. J. 1906 betrug 17 333 934 cbm. Das Gaswerk der Guss- stahlfabrik lieferte 19 879 700 cbm Leuchtgas. Das Elektricitätswerk leist. i. J. 1905/06 13 105 400 Kilowattstunden. Den Verkehr auf der Gussstahlfabrik in Essen vermittelten u. a. ein normalspuriges Eisenbahnnetz mit direktem Gleisanschluss an die Staatsbahn Essen Haupt- bahnhof, Essen Nord und Berge-Borbeck mit etwa 72 km Geleise, ferner ein schmalspuriges Eisenbahnnetz mit etwa 52 km Geleise. Das Telegraphennetz der Gussstahlfabrik in Essen enthielt 21 Stationen, das Fernsprechnetz 520 Anschlüsse und 470 km Leitung. Auf den Schiessplätzen in Meppen, Essen u. Tangerhütte wurden i. J. 1906 rund 47 300 Schuss ab, gegeben u. dazu ca. 113 800 kg Pulver u. etwa 797 900 kg Geschossmaterial verbraucht. Die Arbeiterkolonien der Gussstahlfabrik in Essen sind die Kolonien Westend, Nordhof, Baumhof, Schederhof, Cronenberg, Alfredshof, Friedrichshof, Altenhof (für invalide u. pens. Arbeiter). Die gesamte Jahresleist. an Versich.- u. Kassenbeiträg., Unterstütz. u. Zuschüss. betrug i. J. 1906 M. 9 847 218. Nach dem Stande v. 1./1. 1907 betrug die Gesamtzahl der auf den Kruppschen Werken beschäftigten Personen. einschl. 5739 Beamte: 64 354, auf der Gussstahlfabrik allein