Gas-Gesellschaften. 1039 Gas-Anstalt Gaarden in Kiel-Gaarden mit Zweigniederlassung in Libau. Gegründet: 4./12. 1885; eingetragen 21./12. 1885. Letzte Statutänd. 28./11. 1899 u. 20./12. 1900. Die Ges. zahlte an die Firma Schmidt & Bichel in Kiel für die von derselben über- nommene auf fiskalischem Terrain belegene Gasanstalt M. 338 196.19, Gaslieferungsverträge mit der kaiserl. Werft, kaiserl. Garnison-Verwaltung, Kommune etc. M. 30 866.48, Vorräte, Kautionen, Aussenstände etc. 30 937.33. Sa. M. 400 000. Zweck: Betrieb der zu Gaarden belegenen Gasanstalt, sowie Erwerb, Anlage resp. Pachtung von an and. Orten beleg. Gasanstalten, elektr. oder and. Beleuchtungsanstalten. Die Ges. betrieb zunächst nur die von der Firma Schmidt & Bichel in den Jahren 1880–81 erbaute Gasanstalt in Gaarden bei Kiel. Lt. G.-V.-B. v. 28./11. 1888 u. 3./6. 1890 hat die Ges. die Gasanstalt Libau ebenfalls von der Firma Schmidt & Bichel erworben. Preis M. 1 200 000, Betrieb für Rechnung der Ges. seit 1./10. 1891. – 1./11. 1899 wurde die Gasanstalt Angermünde (Prov. Brandenburg) für M. 140 000 hinzuerworben. Die Gaardener Gasanstalt versorgt die kaiserl. Werft zu Gaarden, die Gemeinde Gaarden, die Ansiedelung des etwa 1500 Mitgl. zählenden Arbeiterbauvereins in Ellerbek, die Gemeinden Wellingdorf, Neumühlen und Dietrichsdorf, die Krupp'sche Kolonie, und teilweise auch die Gemeinde Ellerbek mit Gas. Nach dem neuen seit 1./10. 1900 in Kraft befindlichen Vertrag mit der kaiserl. Werft in Kiel behält die Ges. unter Errichtung einer neuen Gasanstalt die Gaslieferung zum Preise von 16 Pfg. per cbm an die kaiserl. Werft auf 10 Jahre fest, mit der Option, in einen etwaigen späteren dritterseits angebotenen billigeren Gaspreis einzutreten. Wird der Vertrag nicht von der einen oder anderen Seite gekündigt, so läuft er stillschweigend weiter. Die mit einem Kostenaufwande von ca. M. 700 000 auf eigenem Grund und Boden in Gaarden aufgeführte neue Gasanstalt ist im Aug. 1900 in Betrieb genommen und hat eine Produktionsfähigkeit von 6000 cbm pro Tag, welche ohne Aufbringung grösserer Mittel auf mehr als das Doppelte gebracht werden kann. – Die Kommune Gaarden verlieh der Gasanstalt Gaarden durch Vertrag v. 18./9. 1880 auf 50 Jahre hin- aus das ausschliessliche Recht der Gasbeleuchtung von Gaarden und der Benutzung der öffentl. Strassen zur Rohrleitung. Das Rohrnetz für Gaarden bleibt ebenso wie die öffentl. Beleuchtungsanlage stets Eigentum der Gasanstalt, auch wenn mit Ablauf des Vertrages die Ausschliesslichkeit der Koncession und die Bestimmung über die öffentl. Beleuchtung aufhören sollten. Durch die 1901 erfolgte Eingemeindung Gaardens in die Stadt Kiel ist der Vertrag nicht beeinträchtigt. Der Gasanstalt in Iibau wurde am 5./5. 1881 von der Stadtverwaltung auf 50 Jahre das ausschliessliche Recht der öffentlichen und privaten Lieferung von Gas in der Stadt Libau erteilt. Der Betrieb wurde der A.-G. durch besondere Verf. der russischen Regierung v. 23./2. 1890 ausdrücklich gestattet. Am 1./8. 1932 geht die Anstalt unent- geltlich, jedoch mit Ausschluss des in Vorräten und Ausständen angelegten Betriebs- kapitals in den Besitz der Stadt Libau über. Zwischen dem 25. und 30. Betriebsjahre kann die Stadt Libau die Gasanstalt käuflich erwerben, wenn sie den durchschnittlichen Ertrag der letzten 5 Jahre mit 6 % p. a. kapitalisiert und 25 % von diesem Betrage hinzuzahlt. Die Gasanstalt ist 1901 auf die doppelte Leistungsfähigkeit ausgebaut worden. Für den Buchwert der Libauer Anlage ist eine besondere Abschreib. durch entsprechende Dotierung des Ern.-F. vorgesehen, damit derselbe zur Deckung desjenigen Betrages aus- reicht, mit welchem die Libauer Anlage bei Ablauf der Koncession nach der 1930 zu beendigenden Tilg. der auf derselben Iastenden Hypoth.-Anleihe und nach Abzug der der Ges. verbleib. Betriebsmittel etc. voraussichtlich noch zu Buche stehen wird. Die Gasanstalt zu Angermünde ist nach Erwerbung der umgebenden Grundstücke und nach vollkommenem Ausbau auf eine Leistungsfähigkeit von 3000 cbm pro Tag gebracht worden. Der Vertrag mit der Stadt sichert dieser das Recht, die Anstalt von 10 zu 10 Jahren zum festen Preise von M. 260 000 zuzügl. Neuanlagen und abzügl. Ab- schreib. erwerben zu können und gewährt ihr ausserdem eine Abgabe von 2 Pfg. pro cbm. Im übrigen ist die Koncessionsdauer nicht begrenzt. Gaskonsum 1906/07: In Gaarden 2 066 535 cbm, in Libau 1 224 221 cbm, in Angermünde 386 108 cbm. Kapital: M. 1 500 000 in 1500 Aktien (Nr. 1–1500) à M. 1000. Urspr. M. 400 000, erhöht lt. G.-V.-B. v. 18./12. 1891 um M. 600 000 u. lt. G.-V.-B. v. 20./12. 1900 um M. 500 000 (auf M. 1 500 000) in 500 neuen, für 1900/1901 zur Hälfte div.-ber. Aktien zu M. 1000, über- nommen von der Nordd. Bank in Hamburg und der Kieler Bank in Kiel zu 122 % und von diesen angeboten den Aktionären 2:1 vom 3.–17./4. 1901 zu 227 % zuzügl. 4 % Stück-Zs. u. ½ Schlussnotenstempel. Diese Erhöhung, ebenso wie der Erlös der Anleihe II (s. unten) diente zum Ankauf, Neubau u. Vergrösserung des Rohrnetzes der Anstalt in Gaarden, der baulichen Veränderungen an Fabrik u. Rohrnetz in Angermünde u. zur Erweiterung der Fabrikations- u. Rohrnetzanlage in Libau. Hypoth.-Anleihen: I. M. 600 000 in 5 % Partial-Oblig. von 1891, rückzahlbar zu 110 %, Stücke à M. 1000. Zs. 1./4. u. 1./10. Tilg. ab 1894–1930 durch jährl. Ausl. im Okt. auf 1./4.; ab 2./10. 1900 verstärkte oder Totalkündigung zulässig. Sicherheit: I. Hypothek zu gunsten der Kieler Bank auf den Besitz in Libau im Werte von 36 960 Halbimperialen.