Gesellschaften für Gas-, Petroleum- und Spiritus-Glühlicht. 1057 3. Erwerb, Pachtung, Erricht. oder Veräusser. von Anlagen, welche den zu 1 u. 2 gedachten Zwecken dienen, und die Beteilig. an Ges. aller Art, deren Geschäftsbetrieb zu den gedachten Zwecken in Beziehung steht. Die Ges. hat 1900 mit der Österr. Gasglühlicht- u. Elektricitäts-Ges. in Wien einen Vertrag betr. Erwerb der neuen von Dr. Auer von Welsbach erfundenen elektr. Glühlampe (Osmium-Lampe) für Deutschland, Luxemburg u. Holland geschlossen. Danach hat die Österr. Gasglühlicht- und Elektr.- Ges. der Berliner Firma 99 % der Rechte aus den fraglichen Patenten überlassen, während 1 % Dr. Auer verbleibt. Die Österr. Ges. erh ielt das Recht, M. 667 000 ab 1./7. 1901 div.-ber. neue Aktien der Gasglühlicht-Ges. zu 110 % zu zeichnen. Diese hat für die Fabrik. der neuen Lampe eine gesondert zu leitende Abteilung B errichtet; Dr. Auer von Welsbach erhält von dem Reingewinn 1 %. Die Österr. Ges. erhält die Hälfte des Reingewinns der Abteil. B. Jedoch treten diese beiden Bestimmungen erst in Kraft, wenn der Reingewinn die Höhe von M. 500 000 erreicht hat und nur für den Mehrbetrag. Wird die Abteil. B in eine besondere A.-G. umgewandelt, so erhalten die Deutsche u. Österr. Ges. je M. 500 000 Aktien dieser Ges. Die D. G. A. bringt dafür die Abt. B ein. Die Österr. Ges. hat den Nominalbetrag ihrer Aktien bar einzuzahlen. Zur Gewinnung der nötigen Räume wurde mit der Berlin-Schöneberger Bau-Ges. ein Vertrag geschlossen, wonach letztere auf dem früher Struve & Soltmann'schen Terrain Ecke Alte Jakob- u. Hollmannstrasse, speciell für die Gasglühlicht-Ges. ein grosses Geschäfts-u. Fabrikgebäude (den „Auer-Hof')gegen Gewährung einer sich innerhalb des vereinbarten etwaigen Kaufpreises haltenden Hypoth. von M. 500 000, von der 1903 die erste Rate von M. 30 000 abbezahlt ist, errichtete und dieser dasselbe unter Einräumung des Kaufrechtes auf 12 Jahre mietsweise überliess. Die Fabrikation der Osmium- lampe hat nach Überwindung mannigfacher Schwierigkeiten 1903 begonnen u. befindet sich jetzt in gedeihlicher Entwickelung. Es ist ausdrücklich zu bemerken, dass der Erfinder Dr. Auer keine Haftung für die Neuheit oder Nützlichkeit seiner Erfindung übernommen hat u. in keiner Weise regresspflichtig ist, er hat für sein Patent ca. M. 1 000 000 erhalten. Aus Anlass der Organisations-Veränderungen bei der Osterreichischen Auer-Ges. in Wien wurden 1904 die zwischen der Deutschen Gasglühlicht-A.-G. und der Österr. Ges. bestehenden Verträge neu geordnet. Die Deutsche Ges. hat die ausschl. Ausbeutung der Osmium-Lampen- Patente neben den schon bisher von ihr bearbeiteten Ländern Deutschland, Luxemburg u. Holland auch für England u. den sämtl. englischen Kolonien, ferner für Belgien, Südamerika u. Asien gegen Licenzabgabe übernommen. Auch hat die Österr. Ges. bei dieser Gelegenheit der Deutschen eine grössere Partie ihres Bestandes an Osmiummetall käuflich überlassen u. auf das Recht verzichtet, die Umwandlung der Osmium-Abteil. der Auer-Ges. in eine besondere A.-G. zu verlangen. 1904 Aufnahme des Exportes von Glühkörpern in bedeu- tendem Umfange. 1905 zur Beseitigung der Konkurrenz Ankauf der M. 900 000 Aktien der 1904 gegründeten A.-G. für Glühlicht-Industrie R. Feuer & Co. in Schöneberg mit Wirkung ab 1./7. 1904 und zu diesem Zweck laut G.-V. vom 25./2. 1905 Ausgabe von M. 750 000 neuer Aktien. Eine vollständige Vereinigung beider Ges. liegt nicht im Plane, doch ist die A.-G. Feuer & Co. laut G.-V. vom 13./11. 1905 in eine Kommandit-Ges. umgewandelt. Feuer & Co. betreiben einen grossen Export nach England. Die Auer-Ges. ist bei dem Erwerb der Feuer-Aktien gleichzeitig in die Beteil. von Feuer & Co. an der Nationalen Gasglühlicht- Ges. m. b. H. zu Schöneberg-Paris eingetreten. Das Glühkörpergeschäft, sowie in der elektro- technischen Abteilung der Absatz der Auer-Oslampen hat 1905 an Ausdehnung gewonnen. Die Firma Richard Feuer & Co. ist vertragsmässig verpflichtet, das von ihr für die Glüh- strumpf-Fabrikation benötigte Rohmaterial selbst zu verarbeiten. Hierzu bedurfte sie weiteres durch die Kapitalerhöhung 1905 beschafftes Betriebskapital sowie die Verfügung über eine Thorium-Fabrik. Um ihr letztere zu verschaffen, hat die Auer-Ges. sämtl. M. 20 000 Anteile der G. m. b. H. Chemische Fabrik Germania zu Oranienburg im Juli 1905 zu pari erworben und dieser Ges. die Geldmittel vorgestreckt, um die bisher ermieteten Fabrikgrundstücke eigentüml. zu erwerben. Der Kaufpreis betrug M. 435 000. In Anrechnung darauf wurden die auf den Grundstücken lastenden 4 bezw. 5 % Hypoth. von M. 235 000 übernommen, während der Rest bar gezahlt wurde. Ausserdem hatte die Germania-Ges. für die Fabrikeinrichtung rund M. 97 300 investiert, welche Beträge derselben von der Auer-Ges. vorgestreckt sind. Die Ges. fabriziert Thorium nur für eigenen Verbrauch. Gleichzeitig mit Erwerb. der An- teile der Germania-Ges. erwarb die Auer-Ges. im Juli 1905 zu pari sämtl. Anteile M. 21 000 der Export-Gasglühlicht-Ges. m. b. H. in Weissensee, welche sich in gemieteten Räumen mit der Herstellung von Glühkörpern befasst. Das Betriebs-Kapital ist dieser Ges. von der Auer-Ges. vorgestreckt; die Fabrikeinricht. derselben stand am 1./6. 1905 mit rund M. 108 900 zu Buche. Beide Ges. sowie die Fabrikgrundstücke der Chemischen Fabrik gehörten den- selben Gesellschaftern und konnten nur zusammen erworben werden. Da sich die Glüh- körperfabrikation der Auer-Ges. ausdehnt, und in absehbarer Zeit eine Vereinigung der verschiedenen Betriebe, die mittelbar von ihr abhängen, in Aussicht zu nehmen ist, so er- schien es erforderlich, rechtzeitig für die Beschaffung von Fabrik und Geschäftsräumen zu sorgen, die allen vergrösserten Ansprüchen genügen würden. Dazu kommt, dass eine be- deutende Vergröss. der Fabrik für elektrische Glühlampen unabweisbar ist. Die Fabrikation elektr. Glühlampen der Ges. ist so weit gediehen, dass die Ges. zur Herstell. von Lampen- Spannungen bis ca. 120 Volt im Sept. 1906 übergehen konnte. Die Fabrikation dieser Osram-Lampen erfordert erheblich grössere Räume und eine eigene Anlage für Erzeugung der bei der Fabrikation benötigten ganz bedeutenden Mengen elektr. Energie. Die Ges. hat Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1907/1908. II. 67