1196 Fischerei und Fischwaren-Industrie. ―― * = Deutsche Dampffischerei-Gesellschaft „Nordsee“ in Bremen, Direktion in Nordenham, Zweigniederl. in Nordenham, Berlin, Wien, Breslau, Leipzig, Hannover, Chemnitz, Dresden, Mannheim, Metz, München, Osnabrück, Delmenhorst, Geestemünde, Halle a. S., Strassburg i. E., Nürnberg, Fürth b. Nürnberg u. Basel. Gegründet: 23./4. 1896; eingetr. 6./5. 1896. Letzte Statutänd. 16./2. 1900, 9./3. bezw. 19./9. 1903, 22./8. 1904 u. 11./8. 1906. Gründung s. Jahrg. 1900)/01. Zweck: Betrieb des Fischfangs mit Dampfern u. anderen Fahrzeugen, jede Art der Zu- bereitung u. Verwertung des Fanges, Einricht. von Räuchereien, Herstell. von Leberthran u. Fischkonserven, sowie Betrieb aller mit dem Fischfange zus.hängenden Nebengeschäfte, insbes. Eisgeschäft u. Fabrikation von Netzen u. Korbwaren. Neuaufgenommen wurde 1906 der Heringsfang. Für ihre Verkaufsstellen in Bremen, Leipzig, Dresden, Breslau, Nürnberg, Halle a. S., Hannover und Strassburg i. E. besitzt die Ges. eigene Grundstücke; die in letzteren vier Städten sind 1904 erworben (das in Halle für M. 340 000, in Hannover für M. 295 000). 1907 Erwerb eines Grundstücks in Mannheim. Grösse sämtl. Grundst. 36 464 qm. Die gesamt. Anlag. der Ges. in Nordenham brannten am 21./4. 1905 ab. Der gesamte Schaden betrug ca. M. 700 000 u. war durch Versich. gedeckt. Die Neuanlagen kamen im Mai 1907 in Betrieb. Zugänge hierfür 1906/07 ca. M. 630 000, 1907/08 ca. M. 120 000. Das Unglück hatte eine Decentralisation des Betriebes zur Folge, die nicht ohne Verlust abging. Bei der Häuserbau-Ges. m. b. H. in Nordenham ist die Ges. mit M. 120 000 beteiligt. 1907 gründete die Ges. die Ungarische Fischkonservenfabrik und Fischhandel-A.-G. in Budapest, sowie die Schweiz. Fischerei-Ges. Nordsee in Basel. Die Ges. ist in den Vertrag eingetreten, welchen Chr. u. Ad. Vinnen mit der Grossh. Oldenburgischen Regierung vorbereitet hatten und welcher die Pachtung eines von der genannten Regierung inzwischen hergestellten Fischereihafens zu Nordenham nebst an- grenzendem Gebiet und regierungsseitig hergestellten Pier- und Geleisanlagen zum Gegenstande hat. Nachdem dieser Pachtvertrag am 12. Mai 1896 abgeschlossen, erstreckt sich der Zweck der Ges. ferner auf Herrichtung und Ausnutzung aller ihrem Betriebe dienlichen Anlagen auf dem gepachteten Gebiete. Dauer der Pachtzeit 20 Jahre, jährl. Pachtpreis M. 15 000. Wird eine Verlängerung des Vertrages über 20 Jahre nicht be- absichtigt, so ist von beiden Seiten mit einjähriger Frist zu kündigen. Erfolgt die Kün- digung nicht, so läuft der Vertrag dergestalt weiter, dass nur auf den 1. Okt. jeden Jahres 1 Jahr vorher gekündigt werden kann. Nach Beendigung des Pachtverhältnisses ist die Pächterin berechtigt und auf Verlangen der Verpächterin verpflichtet, die auf dem gepachteten Grundstück von ihr hergestellten Anlagen wieder zu entfernen. Die M. 10 000 betragenden Kosten für eine nachträglich vereinbarte Terrainaufhöhung verzinst die Pächterin für die Dauer der Pachtzeit mit 3½ % jährl. Gemäss den Beding. des Pacht- vertrages sind die Hafenanlagen 1904 von der Oldenb. Reg. erweitert u. an der Ostseite mit Pieranlagen versehen, auch ist die Hafeneinfahrt verbessert. Die Ges. hat sich verbindl. gemacht, dass aus ihrem Fischereibetriebe der Grossh. Oldenburgischen Eisenbahnver- waltung ab 1. April 1897 eine durchschnittliche jährliche Frachteinnahme von mind. M. 45 000 erwächst; falls die garantierte Frachteinnahme nicht erzielt wird (bislang noch stets überschritten), hat die Ges. „Nordsee“ 33 % des Ausfalles zu vergüten. Etwaige Zahlungen aus früheren Perioden werden zurückerstattet, soweit sich bei einer Abrechnung ergiebt, dass die früheren Fehlbeträge durch spätere Mehreinnahme aus- geglichen sind. Für die Erfüllung ihrer dem Grossh. Oldenburgischen Staate gegenüber eingegangenen Verpflichtungen haftet die Ges. mit ihrem gesamten Vermögen und hat zur Sicherheit für alle dem Grossh. Oldenburgischen Staate aus diesem Vertrage er- wachsenden Ansprüche ein Pfandrecht an 3 ihrer Fischdampfer bestellt. Sofern ein ver- pfändetes Schiff untergeht oder zum Betriebe unbrauchbar wird, ist an seiner Stelle ein anderes Schiff zu bestellen. Die Ges. betreibt die grösste Dampf-Hochseefischerei Deutschlands mit 46 eigenen Fisch- dampfern und 1 Schleppdampfer, dem Vollschiff „Union' und der Bark ,Standard', weitere Fischdampfer im Bau. Zum Eistransport von Norwegen dient das Vollschiff „Union“ u. die Bark „Standardé. Das Dampfer-Kap. erfuhr 1906/07 einen Zugang von M. 1 384 121. Umsatz 1900–1902: M. 2 146 000, 2 021 000, 2 363 000; 1903 I. Sem. M. 1 351 000; 1903/04 bis 1906/07 je etwa M. 2 600 000. Kapital: M. 5 000 000 in 5000 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 3 000 000, erhöht zum Bau neuer Dampfer lt. G.-V. v. 7./9. 1903 um M. 500 000 in 500 ab 1./7. 1903 div.-ber. Aktien, be- geben unter Ausschluss des Bezugsrechtes der Aktionäre an ein Konsortium zu 130 % zuzügl. 4 % St.-Zs. ab 1./7. 1903. Das Konsortium hatte den Aktienstempel und die Kosten der Einführung sämtl. Aktien an der Berliner Börse zu tragen. Agio mit M. 145 000 in den R.-F. Nochmals erhöht zum Bau von 13 neuen Dampfern um M. 1 500 000 (auf M. 5 000 000) in 1500 Aktien mit Div.-Ber. ab 1./1. 1907, begeben zu 129 % an ein Konsort., angeboten den alten Aktionären 7:3 vom 14.–29./9. 1906 zu 135 % abzügl. 4 % Stück-Zs. bis 1./1. 1907. Agio mit ca. M. 390 000 in R.-F. Anleihen: I. M. 1 000 000 in 4 % Anteilscheinen lt. staatl. Genehm. v. 26./8. 1902; Stücke à M. 1000 auf Inhaber. Zs. 1./3. u. 1./9. Tilg. zu pari ab 1907 durch jährl. Ausl. von mind. M. 50 000 im Mai auf 1./9.; ab 1907 gänzl. Künd. mit 3 monat. Frist vorbehalten. Die Ges.