6906 Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. Zweck: Herstellung von Eisen, Stahl u. Fabrikaten daraus, sowie Ausführung aller anderen durch die Werks- und Fabrikseinrichtungen der Ges. herstellbaren Arbeiten, insbes. Erwerb, Fortbetrieb u. Erweiterung der von der Frma Gebr. Böhler & Co. übernommenen Unternehm. Fabrikation von Kriegsmaterial, Export nach allen industriellen Ländern. Die Firma besitzt einen eig. Holzkohlenhochofen in Vordernberg in Steiermark nebst Anteil am steir. Erzberge. In der der Ges. gehör. Gussstahlfabrik Kapfenberg in Steiermark werden das Einwagematerial für Tiegelgussstahl gewonnen u. die Schmelztiegel u. feuerfesten Steine in eig. Betrieben erzeugt. Die Gusshütte ist mit 13 Tiegelstahlöfen ausgestattet. Zur Verarbeit. des Stahles dienen in Kapfenberg ein Walzwerk, eine schwere dampfhydraulische Schmiede- presse u. 25 Dampfhämmer, ferner von Wasser betriebene Hämmer in der Anzahl von 21 Doppelschlägen. Eine besondere, in sich abgeschlossene Abteilung der Fabrik ist der Gewehrlauferzeugung gewidmet; dann ist in ebenfalls gesonderten, neuen Gebäuden die Presshalle mit grosser Horizontalpresse für Erzeugung von Hohlkörpern und die Appretur- werkstätte und Geschossdreherei untergebracht. Die elektrische Energie für die in der Press- halle, in der Appreturwerkstätte und bei den meisten Hilfsbetrieben verwendeten Motoren und für die Beleuchtung wird von zwei elektr. Centralen geliefert, denen 500 HP. Wasser- kraft u. 150 HP. Dampfkraft zur Verf. stehen. Zum Betriebe der Wasserhämmer des Zaggel- Walzwerkes, sowie einiger Nebenbetriebe sind 850 HP. Wasserkraft direkt ausgenützt. Die Gussstahlfabrik Kapfenberg besitzt ferner Stahl- u. Eisengiessereien, sowie eine Modell tischlerei, eine Schleiferei und sonstige Nebenbetriebe; grosse Lager u. Expeditionshallen mit direktem Bahnanschluss. Zu den Ybbstalwerken der Ges. gehören: Das Walzwerk „Bruckbacher Hütte“', in dem mit 500 HP. Wasserkraft und 150 HP. Dampfkraft 4 Walzen- strecken betrieben werden zur Erzeugung von gewalztem Qualitätsstahl. Die Hütte besitzt drei Dampfhämmer, eine mechan. Werkstätte, Metallgiesserei, Schleiferei und eine Anzahl Nebenbetriebe; das Hammerwerk „Sofienhütte“, als Ergänzung der „Bruckbacher-Hütte“; seine Einricht. besteht aus 4 Wasserhämmern u. 4 gleichfalls durch Wasser angetriebenen Transmissionshämmern. – Die Wasserkraft von etwa 360 HP. giebt auch zugleich die Kraft für die Werkzeugfabrik „Böhlerwerk“. Diese erzeugt Stahlwerkzeuge aller Art. In den Ybbstal- werken sind 1 Notspital, 1 Bad u. 15 Wohnhäuser Eigentum der Ges. Die Gussstahlfabrik Ratibor ist nach dem Vorbilde des Kapfenberger Werkes gebaut und erzeugt hauptsächlich Werkzeuggussstahl u. Gewehrläufe. Zum Ratiborer Werk gehört eine elektrisch betriebene Tiegelfabrik etc. Die Gusshütte enthält vorläufig 2 oberirdische Gasöfen mit je 40 Tiegeln Einsatz u. 2 Giesskrane; im Hammerwerk stehen 13 Dampfhämmer. Für die Erzeugung von Gewehrläufen besteht im Ratiborer Werk eine gesonderte Abteilung. Eine elektrische Kraftstation, eine Centralkesselanlage, eine mechan. Werkstätte, ein Magazin mit Expeditions- halle, mit direktem Bahnanschluss, vervollständigen die Einricht. der in steter Vergrösserung befindlichen Ratiborer Fabrik. Auf dem Steinfelde in Sollenau bei Wien wurde 1905 eine Munitionsfabrik errichtet, dagegen das Frischstahlwerk Klein-Reifling verkauft. Der gesamte Grundbesitz der Ges., dessen Wert Ende 1907 mit M. 790 800 zu Buche stand, weist ein Flächenmass von 194 ha 13 a 34 qm aus. Zugänge auf Anlagekti 1906 u. 1907: M. 1 125 819 bezw. 1 646 507, Abschreib. 1899–1907: M. 6 050 000. Die Ges. ist beteiligt bei der St. Egydyer Eisen- u. Stahl-Ind.-Ges. (letzte Div. 5 u. 6 %), sowie seit 1906 bei der Societä Metallurgica Bresciana in Brescia, welche die Fabrikation v. Kriegsmaterial betreibt (Div. 1906 u. 1907: 5, 0 %). Kapital: M. 12 500 000 in 12 500 Aktien à M. 1000. Geschäftsjahr: Kalenderf Gen.-Vers.: Im I. Sem. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung: Mind. 5 % z. R.-F., event. Sonderrückl., dann 4 % Div., vom Übrigen 5 % Tant. an A.-R., Rest Super-Div. bezw. nach G.-V.-B. Bilanz am 31. Dez. 1907: Aktiva: Grundbesitz 790 800, Werksanlagen samt Einricht., Erzberganteil und Wohngebäude 5 655 618, Utensil. 1, Material. 2 412 04I, halbf. u. fert. Produkte 6 653 970, Bankguth. 614 327, Debit. 6 1 9 967, Wechsel 263 750, Effekten einschl. lauf. Zs. 1 653 993, Kassa 244 805. – Passiva: A.-K. 12 500 000, R.-F. 795 000 (Rückl. 125 000), Spec.-R.-F. 950 000 (Rückl. 200 000), Kredit. u. Anzahl. 8 021 634, Tant. an A.-R. 79 546, Div. 2 000 000, do. alte 100, Vortrag 52 994. Sa. M. 24 399 275. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Abschreib. 1 000 000, Ausfälle 31 510, Steuern u. Ab- gaben f. Arb.-Versich.-Zwecke 561 984, Zs. 21 073, Gewinn 2 457 540. – Kr edit: Vortrag 41 608, Waren-Gewinn 4 030 500. Sa. M. 4 072 109. Kurs Ende 1903–1907: 150, 239.90, 268.25, 290.80, 222.25 %. Zugel. sämtl. M. 1 2 500 000, davon zur Zeichn. aufgel. M. 2 700 000 17. 12. 1903 zu 145 % plus 4 % Stek.-Zs. ab 1./1.1903. Erster Kurs 22./12. 1903: 150 %. 3 in Berlin. Dividenden 1899–1907: 10, 10, 8, 7, 9, 10, 16, 16, 16 %. Div.-Zahl. spät. 1./7. Coup.- Verj. 4 J. (K) Vorstand: Gen.-Dir. Eug. F Wien; Stellv. Bergrat Fridolin Reiser, Kapfenberg. Prokuristen: Dr. Adolf Böhm, Aug. Kreitner, Jos. Herm. Proft, Jos. Schetz, Wien; Louis Moldenhauer, Berlin. Aufsichtsrat: (3–12) Vors. Friedr. Böhler, Wien; Stellv. Geh. Komm.-Rat I. Loewe. Gel. Ober-Reg.-Rat J. Hoeter, Bankier Ludwig Born, Geh. Ober-Finanzrat Bank-Dir. W. Müller, Berlin; Baron E. von Herring- Frankensdorf, Fabrikbes. Max von Bernd, Fabrikbes. Hugo von Noot, Fabrikbes. Carl Thonet, Dr. Otto Böhler, Wien. Zahlstellen: Berlin u. Wien: Gesellschaftskassen; Berlin: Disconto-Ges., Dresdner Bank. Nationalbank f. Deutschland, S. Bleichröder, A. Schaaffh. Bankver.; Wien: Anglo- Österr. Bank.