Leder-Fabriken. 1377 System. – Im Juli 1904 gelegentlich der Abwesenheit des techn. Direktors Heinr. de Hesselle stellte sich heraus, dass dieser seit Jahren Bilanzfälschungen begangen, indem er die in den Gruben und Zurichtungen befindlichen Häute, die sich bei der damals mangelhaften Buchführung einer genauen Nachprüfung entzogen, in Zahl und Gewicht höher angegeben und auf diese Weise tatsächlich nicht erzielte Gewinne herausgerechnet hatte, deren Verteilung also zu Unrecht geschehen war. Nach einer genauen Inventuraufnahme ergab sieh per 15./7. 1904 eine Unterbilanz von M. 1 349 534. Näheres über die Sanierung s. Jahrg. 1907/08 dieses Buches, sowie unten bei Kapital. Der Betrieb 1904/1905 ist durch die Rekonstruktion der Ges. beeinträchtigt worden. An feststellbaren, nicht wieder- kehrenden Ausgaben waren insgesamt M. 73 292 aufzuwenden. Dazu traten nachträgl. Abschreib. mit M. 5489, Abschreib. für 1904/1905 mit M. 20 861 und die oben erwähnten M. 23 228 auf Effekten (Manufactures de Chaussures), wodurch die Gesamtaufwendungen sich auf M. 122 870 summieren. Dagegen wurde aus dem Betrieb ein Überschuss von M. 70 033 erzielt, so dass ein Verlust von M. 52 537 sich ergab; davon wurden M. 21 635 durch die Res. gedeckt und restl. M. 30 902 als Unterbilanz vorgetragen. Eine gründliche Reorganisation wurde 1905/1906 durchgeführt, nicht nur durch rationelle Anderung des Betriebes u. durch Aufhebung der Berliner Filiale, sondern auch durch Verabschiedung des kaufmänn. Dir. Dr. Franz J orissen, der zufolge des obenerwähnten Vergleichs mit dem alten A.-R. mit übernommen werden musste und mit dem obigen techn. Dir. Heinr. de Hesselle 6 Jahre lang im Amte war. In- folge des Konjunkturrückganges u. scharfer Konkurrenz ergab sich für 1907 ein Verlust von M. 52 260. Kapital: M. 1 375 000 in 1375 Aktien à M. 1000, wovon 1200 abgest. Urspr. M. 1 150 000, erhöht zwecks Stärkung der Betriebsmittel und zur Erweiterung der Produktion lt. G.-V. v. 6/7. 1899 um M. 350 000 in 350, ab 1./5. 1899 div.-ber. Aktien, angeboten den Gründern, so- weit sie noch Aktionäre waren, und derzeitigen Aktionären je zur Hälfte (letzteren 7: 1) bis 16./10. 1899 zu 115 % zuzügl. 5 % Zs. ab 1./5. 1899. Bezugsvorrechte der Gründer sind lt. Beschl. der gleichen G.-V. aufgehoben. Weiter erhöht zwecks Verminderung der Ver- bindlichkeiten und Stärkung der Betriebsmittel It. G.-V. v. 19./9. 1903 um M. 500 000 (auf M. 2 000 000) in 500 ab 1./3, 1903 div.-ber. Aktien, übernommen von einem Konsortium zu 112 % zuzügl. 5 % Stück-Zs. ab 1./5. 1903, angeboten den Aktionären 3:1 v. 22./10.–6./11. 1903 zu 116 % zuzügl. 5 % Stück-Zs. Agio mit M. 47 946 in den R.-F. Zwecks Reorganisation der Ges. wurde in der G.-V. v. 24./10. 1904 folgendem Vergleichsvorschlage der Prüfungskom- mission zugestimmt: Die Tilg. des in der Bilanz v. 15./7. 1904 ausgewiesenen Verlustes von M. 1 349 534 und die Beschaffung neuer Betriebsmittel erfolgt in folgender Weise: Das A.-K. wird durch Einziehung von 67 aus dem Vermögen des früheren Direktors de Hesselle an die Ges. übergegangenen Aktien u. von weitern 133 Aktien, die der Ges. kostenlos zur Ver- ügung gestellt werden, und durch Zus. legung der nicht eingezogenen 1800 Aktien im Ver- hältnis 3:2 (Frist bis 30./4. 1905, 54 nicht vorgezeigte Aktien wurden für kraftlos erklärt) auf M. 1 200 000 herabgesetzt und wieder durch Ausgabe von 175 Aktien à M. 1000 auf M. 1375 000 erhöht. Die 175 neuen Aktien werden von den Mitgliedern der Verwaltung zum Nennwert übernommen. Letztere zahlen der Ges. M. 300 000; hiervon dient der den Nennwert der Aktien übersteigende Betrag von M. 125 000 zur Tilg. des Verlustes in dieser Höhe. Die neuen Aktien haben bis 30./4. 1905 kein Div.-Recht. Der Verlust wird um weitere M. 200 000, durch die aus dem Vermögen des früheren Direktors de Hesselle in das Eigentum der Ges. übergegangenen Vermögenswerte, vermindert. Zur Tilg. des dann noch ungedeckten Ver- lustes von M. 224 534 werden der R.-F. II mit M. 114 400 und von dem M. 131 769 betragenden R.-F. I ein Teilbetrag von M. 110 134 benutzt. Für jede der eingelieferten 133 Aktien und für jede bei der Zus. legung einbehaltene 3. Aktie erhielt der Einlieferer einen auf Namen lautenden, durch Indossament übertragbaren Genussschein. Zur Tilg. letzterer soll ¼ des Reingewinns dienen, der verbleibt, nachdem die Aktionäre 5 % Div. erhalten haben. Die Tilg. erfolgt durch Auslos. Es werden jedesmal soviel Genussscheine ausgelost, als volle M. 1000 in dem zur Tilg. der Scheine verfügbaren Bestande vorhanden sind. Die Ges. ist federzeit berechtigt, nach G.-V.-B. sämtliche noch nicht ausgelosten Genussscheine zur Ein- lösung a M. 300 aufzukündigen. Die in Frage kommenden Mitglieder der Verwaltung ver- pflichten sieh, der Ges. die erforderlichen 133 Aktien am Tage der Eintrag. dieser Beschlüsse ostenlos zur Verfüg. zu stellen. Ferner zahlen sie der Ges. dann M. 300 000 unter Über- nahme der neuen Aktien. Die Ges. erteilt dagegen den Vorgenannten für ihre Geschäfts- E bis 15./7. 1904 unter Verzicht auf irgendwelche Ansprüche auf Schadenersatz oder B at der bezahlten Gewinnanteile vollständige Entlastung, so dass also die Ges. nicht erechtigt ist, unter irgendwelchem Gesichtspunkt Rechte gegen dieselben aus ihrer bis- Geschäftsführung herzuleiten. Gegen diesen Beschluss wurde von einigen Aktionären = est eingelegt u. Klage gegen den A. Schaaffh. Bankverein auf Zurücknahme der Aktien = Erwerbspreis angestellt, in 1. u. 2. Instanz aber mit ihrer Klage abgewiesen; der rozess schwebt noch in gritter Instanz beim Reichsgericht. Am 23./5. 1907 kamen erstmalig 5 Genussscheine zur Auslos. * * Gesohäktsfahr: Kalenderj., bis 1906 vom 1./5.–30./4. Gen.-Vers.: Im I. Geschäftshalbj. timmrecht: 1 Aktie = 1 St. zéchnn-Vorteilung: 5 % zum R.-F. bis 10 % des A.-K., sodann 5 % Div., vom Übrigen 50% Tant 8. der Genussscheine durch Ausl., weiter vertragsm. Tant. an Vorst. u. Angestellen ant an A.-R. (ausser M. 3000 fester jährl. Vergüt. für jedes Mitgl., wovon M. 2000 auf Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1908/1909. I. 87 ....