250 Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. Bismarckhütte in Bismarckhütte O.-S. Gegründet: Am 23./9. 1872 unter der Firma Kattowitzer Akt.-Ges. f. Eisenhüttenbetrieb, nach mehrfachen Firmenänderungen wurde lt. G.-V.-B. v. 4./12. 1893 die etzige Firma an- genommen. Statutenänd. 18./11. 1899, 25./11. 1905, 29./9. 1906, 16./11. 1907 u. 8./2. 1909. Zweck: Fabrikation von Walzeisen, Feinblech, Gussstahl, Röhren, Grobbleche. Besitz- tum: Grob- u. Feineisenwalzwerk mit 2 Dampfmasch. von 1100 HP., 3 Walzenstrassen, 6 Schweissöfen, 1 Siemens-Schweissofen u. Walzeisenappretur; Feinblechwalzwerk mit 3 Dampfmaschinen von 3200 HP., 20 Walzgerüsten, 3 Glühereien, 2 Beizereien u. Feinblech- appreturen u. eine Anlage zur Gewinnung von Eisenvitriol; Martinwerk mit 5 Martinöfen, Dolomitbrennerei und Mühle; Blockstrecke mit 900 HP. Dampfmaschine, 4 Triogerüsten und 2 Rollöfen, Kaltwalzwerk mit Glüherei, Härterei und Verzinnerei; Tiegelgussstahlwerk mit 5 Gussstahlöfen, Tiegelei u. Hammerwerk mit 19 Dampfhämmern, 1 dampfhydraulische Presse; Röhrenwalzwerk für Gas-, Siede-, Bohr- und Dampfröhren eine Röhren-Wassergas- schweisserei, Fittingsschmiede u. Röhrenappretur; Grobblech-, Grobeisen- und Uni- versalwalz werk mit 2 Dampfmasch, von 2100 HP., 4 Rollöfen, 1 Siemens-Schweissofen. Grobblech-, Grobeisen- und Oberbaumaterial-Appretur. Im ganzen sind vorhanden 43 Dampfmaschinen mit zus. 10 920 HP. Elektr. Anlagen für Beleuchtung u. Kraftbetrieb: 9 Dynamomaschinen von zus. 1500 HP., 2 Accumulator- batterien, 150 Elektromotoren von zus. 3500 HP. Dampfkesselanlage: 62 Dampfkessel mit zus. 4900 qm Heizfläche, davon 18 Kessel, welche von den abziehenden Gasen der Puddel- u. Schweissöfen geheizt werden, 2 Centralkondensationen, 22 Dampfüberhitzer. 2 Reparatur- werkstätten, 2 Drehwerkstätten, 1 Modelltischlerei, 6 Magazine für Blech, Walz- eisen, Stahl und Röhren. Hauptbahngeleisanlage mit 4 Lokomotiven, 84 Güterwagen und 5 Bahncentesimalwagen, 1 Direktions- u. Verwaltungshaus, 2 Direktions-Wohnhäuser, 2 Verwaltungsgebäude, 1 Laboratorium, 6 Beamtenwohnhäuser mit zus. 15 Wohnungen, 21 Meister- u. Arb.-Wohnhäuser, 2 Kantinen, 1 Arb.-Heim für 252 Arbeiter mit Speiseanstalt, 1 Arb.-Wasch- u. Badeanstalt, 1 zweiklassige Kleinkinderschule, 1 Krankenhaus mit 66 Betten, 1 Hüttengasthaus, 2 Arb.-Schlafhäuser f. 400 Arb. Klärteichanlagen für Betriebswässer, 20 ha unbebaute Grundfläche für fernere Werksanlagen. Gesamtgrundbesitz 98, 3280 ha inkl. Falva- hütte. Ausgabe für Neuanlagen, Erweiter. und Anschaffungen 1907/08 M. 4 023 125 (im Vor- jahre M. 2 007 496). 1907 Erwerb des Heroult-Lindenberg'schen Verfahrens zur Herstellung der feinsten Gussstahlqualitäten für die Provinz Schlesien. Die Bismarckhütte hat von den Besitzern des Eisenerzbergwerks Ruffer & Kramsta in Willmannsdorf bei Jauer, welches seit 22 Jahren stillliegt, das Recht zu Versuchsarbeiten erworben, welche auf Wiederauf- nahme des Betriebes hinzielen. Die Abteufung eines neuen Schachtes, von dem aus man die alten Stollen wiedererschliessen will, ist in Aussicht genommen: Bei genügender Ergiebig- keit der Grube, deren Erze sehr eisenhaltig sind, würde die Bismarckhütte die drei Hoch- öfen der ihr fusionierten Falvahütte mit niederschlesischem Erz beschicken können. Absatz: Walzeisen 1902/03 1903/04 1904/05 1905/066 1906/07 10907/08 u. Feinblecheetc. . kg 71 949 535 86 333 786 103 127 781 103 865 280 113 116 566 301 194 922 Wert.. . . M. 11 287 764 13 849 136 16 493 597 18 997 783 24 398 751 30 934 125 Beschäftigte Arbeiter 3 081 3 302 3 692 4 088 4 564 7 505 An TLöhnen wurden 1904/05–1907/08 gezahlt M. 3 654 928, 4 271 943, 5 062 739, 8 419 508. Die Ges. gehört seit Ende 1908 der Oberschles. Stahlwerks-Ges. mit 140 000 t Rohstahl an. Um sich hinsichtlich der Beschaffung des nötigen Roheisens sicher zu stellen und sich die Verarbeitung des flüssigen Roheisens in Martinöfen nutzbar zu machen, veranlasste die Ges. 1906 zum Erwerb des M. 6 500 000 betragenden A.-K. der A.-G. Eisen- u. Stahlwerke Bethlen- Falva zu Schwientochlowitz (s. unter Kap.). Die Bethlen-Falvahütte besitzt eine mit 3 Hochöfen u. allem Zubehör ausgestattete Hochofenanlage, deren Erzeugung nach Vornahme einiger Ergänzungen nicht allein den gegenwärtigen Roheisenverbrauch der Bismarckhütte u. Bethen-Falvahütte zu decken in der Lage sein, sondern die auch noch Roheisen für vorgesebene Erweiterungsanlagen übrig lassen wird. Eine fernere Ergänzung der Bismarckhütte tritt auc insofern ein, als die Bethlen-Falvahütte über eine gut ein- gerichtete Stahlfassongiesserei, Eisengiesserei u. Maschinenwerkstatt verfügt, während die Bismarckhütte die in diesen Betrieben hergestellten Artibel bisher kaufen musste. Ein besonders wichtiger Punkt besteht in dem Umstande, dass den Werken der Bedarf an Kokskohlen und ein grosser Teil des Bedarfs an Flammkohlen von der Deutschlandgrube zu angemessenen Preisen sichergestellt ist. Der Reingewinn der Falvahütte für 1906 ist nicht in der Bilanz der Bismarckhütte für 1906/07 zur Verrechnung gelangt. Der am 1./4. 1904 mit der Oberschles. Eisen-Industrie in Gleiwitz abgeschlossene Vertrag betr. einer Interessengemeinschaft wurde am 31./12. 1906 aufgelöst. Kapital: M. 10 000 000 in 3000 Aktien (Nr. 1–3000) à M. 600 und 8200 Aktien (Nr. 3001–11 200) à M. 1000. Urspr. M. 1 800 000, erhöht 1889 um M. 600 000, 1890 um M. 600 000, 1894 um M. 1 000 000 und lt. G.-V.-B. v. 6. Nov. 1897 um M. 2 000 000 (div.-ber. ab 1. Juli 1898), angeboten den Aktionären vom 26. Nov. bis 28. Dez. 1897 zu 140 %. Die G.-V. v. 29./9. 1906 beschloss weitere Erhöhung des A.-K. um M. 4 000 000 (auf M. 10 000 000) in 4000 neuen Aktien. Hiervon dienten M. 2 800 000 zu pari mit Div.-Ber. ab 1./7. 1906 zum Erwerb des gesamten A.-K. von M. 6 500 000 in 6500 Aktien der Bethlen-Falvahütte in Schwientochlowitz (s. oben), sodass also für etwa je M. 3000 Falva-Aktien M. 1000