396 Kohlenbergbau. Rheinische Aktiengesellschaft für Braunkohlenbergban u. Briketfabrikation in Cöln a. Rh. Gegründet: 22./11. 1902; eingetr. 22./12. 1902. Letzte Statutänd. 3./7. 1903, 31./7. 1905 u. 4./1. 1908. Firma bis Januar 1908 Fortuna Akt.-Ges. f. Braunkohlenbergbau u. Brikett- fabrikation mit Sitz auf Grube Giersberg-Fortuna (Oberaussem, Rheinpr.). Sitz seit Januar 1908 in Cöln. Gründung s. Jahrg. 1905/06. Zweck: Braunkohlenbergbau, Brikettfabrikation und Ziegeleibetrieb, sowie Erwerb und Veräusserung von Kuxen u. Anteilen von Bergwerken. Der Besitz der Akt.-Ges. Fortuna umfasst, nachdem dieselbe 1905 die Gewerkschaft Sibyllagrube in sich aufgenommen hat (siehe Jahrgang 1907/08), aber ohne das Gruhlwerk u. Donatus, die nachfolgend beschriebenen Grubenfelder u. dazugehörigen Anlagen: Der Ges. gehören die Konzessionen Giersberg-Fortuna, Schlenderhan, Urwelt, Urwelt II, Sibylla, Sibylla- Erweiterung, Tongrube, Tongrube-Erweiterung und Grefrath, zus. rund 22 500 000 qm gross; ferner besitzt die Ges. alle 100 Kuxe der Gew. Louise u. verfügt damit über ein weiteres Grubenfeld von rund 1 625 000 qm. Der gesamte Besitz an Grubenfeldern, in den aneinandergrenzenden Bergrevieren Cöln-Ost u. Cöln-West gelegen, gehört zu dem in der Nähe der Stadt Cöln gelegenen rhein. Braunkohlen-Vorkommen. Die Ablagerung der Braunkohle tritt in den Feldern der Ges. in einer Flözmächtigkeit bis zu 85 i auf; die aufgeschlossenen Flöze führen reine Kohle ohne jede Zwischenmittel. Die Mächtigkeit der Oberdecke zu derjenigen der Kohle verhält sich durchschnittlich wie 1: 3. Die Kohle wird ausschliesslich im Tagebau gewonnen, u. zwar sind zur Zeit 3 Tagebaue mit 5 Förderbahnen in den Feldern Fortuna, Grefrath u. Sibylla im Betrieb. Die Ges. besitzt 4 Brikettfabriken: 2 auf Grube Fortuna, je 1 auf den Gruben Grefrath u. Sibylla. Die Brikettfabriken sind mit Zeitzer Telleröfen eingerichtet; nur in der Fabrik auf Sibyllagrube sind neben 4 Telleröfen 3 grosse Buckauer Röhrentrocken-Apparate vorhanden. Die 4 Fabriken haben zus. 31 Brikettpressen. Die Jahresleistungsfähigkeit be- trägt rund 440 000 t Briketts. Zur Siebung und Sortierung von Verkaufskohle sind moderne Aufbereitungsanlagen eingerichtet. Zwecks Versorgung der Horremer Brikettfabrik mit Kohlen ist auf Grube Grefrath eine 3 km lange Drahtseilbahn vorhanden, die eine Leistungs- fähigkeit von rund 300 000 t jährlich besitzt. Da durch den Grubenbetrieb auf Grube Grefrath in einigen Gemeinden die Zuflüsse von Gebrauchswasser beeinträchtigt worden sind, ist für diese Gemeinden die Wasserversorgung durch Anlage einer Wasserleitung sichergestellt worden; zur Sicherung der Vertragserfüllung hat die Ges. eine Sicherheits- leistung von M. 80 000 zu bewirken. Sämtliche Gruben haben Bahnanschlüsse. Der Grund- besitz der Ges. beträgt 264 ha 65 a 75 qm; davon dienen 204 ha für Bergwerks- u. Fabrik- anlagen. Die der Ges. gehörige Ziegelei ist verpachtet. Neben dem Brikettgeschäft hat die Ges. ein erhebliches Rohkohlengeschäft, welches durch die Nähe grösserer industrieller Werke u. die zahlreichen Bahnverbindungen begünstigt wird. Die Ges. besitzt ausser den schon erwähnten 100 Kuxen der 100teiligen Gew. Louise, die sie mit den Aktiven der Gew. Sibyllagrube zu M. 10 000 pro Kux übernommen u. ebenso verbucht hat, 510 Kuxe der 1000teiligen Gew. Beisselsgrube, welche zu M. 1500 bei der Gründung der Akt.-Ges. Fortuna übernommen wurden und heute zu diesem Betrage zu Buch stehen. Aus diesen Werten M. 1 000 000 für 100 Kuxe Louise und M. 765 000 für 510 Kuxe der Gew. Beisselsgrube setzt sich das in der Bilanz der Akt.-Ges. mit M. 1 765 000 ausgewiesene Effekten-Kto zusammen. Die Gew. Beisselsgrube in Ichendorf bei Cöln besitzt ein Grubenfeld von rund 2 400 000 am, welches eine Kohlenmächtigkeit bis zu 100 m hat, bei einem Verhältnis der Oberdecke zur Kohle von durchschnittlich 1:3. Das Grubenfeld markscheidet mit den Feldern Schlender- han u. Urwelt der Akt.-Ges. Die Gew. Beisselsgrube hat eine Brikettfabrik mit 6 grossen Zeitzer Telleröfen u. 7 Pressen, die eine Jahresleistungsfähigkeit von 100 000 t Bribetts besitzt. Die Gew. förderte 1905/06–1907/08: 286 559, 286 141, 345 211 t; sie hatte in den letzten Jahren mit betrieblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die auf Grube Louise mit einer Jahresleistungsfähigkeit von 150 000 t erbaute Brikett- fabrik wurde 1908 fertiggestellt u. dem Betriebe übergeben. Die Baukosten betrugen rund M. 3 000 000, von denen die Hälfte gleich zu bezahlen war, die andere Hälfte in fünfjämigen Raten getilgt wird. Zur Erfüllung der Beteiligungsziffer bei dem Braunkohlenbrikett.Ver- kaufsverein ist der Bau einer zweiten Brikettfabrik auf Grube Louise mit 180 000 t Jahres- leistungsfähigkeit beschlossen. Die Aufwendungen für diese zweite Fabrik werden ca. M. 3 000 000 betragen, da Grubenaufschluss, Verwaltungsgebäude, Werkstätte, Magazin, Eisen- bahnanschluss in einem für beide Fabriken ausreichenden Umfange gleichzeitig mit 9 ersten Fabrik angelegt wurden. Zur teilweisen Deckung der hiernach erforderlichen Gesam aufwendungen von rund M. 6 000 000 sind, wie unten bei Kap. erwähnt, gemäss G.-V.-B. v. 4./1. 1908 M. 2 000 000 neue Aktien ausgegeben worden. Die hierdurch nicht gedeckten Zahlungen werden entsprechend den für den grössten Betrag vereinbarten längeren Zahlungs- fristen aus eigenen Mitteln erfolgen. „ Das Gruhlwerk (dessen Übernahme lt. G.-V. v. 4./1. 1908 erfolgte) umfasst die im revier Cöln-Ost belegenen Grubenfelder: Friederike I u. II, Amalia u. 66 . Franziskus, Bleibtreu, Morgensonne, Morgensonne II, Weilerswist II, zus. gross 14 700 Die reine Braunkohle tritt in diesen Feldern in einer Mächtigkeit bis 50 m auf. Die Ver-