Dampfschiffahrts-Gesellschaften, Rhedereien etc. 615 An Grundbesitz und baul. Anlagen besitzt der Lloyd: Geschäftsgebäude, Proviantamt, Werkstätte, Waschanstalt, Gepäckschuppen an der Papenstr., Pelzerstr., Gr. Hundestr., Wegensende u. am Bahnhof in Bremen, ferner eine grosse Reparaturwerkstatt daselbst, Stationsgebäude, neue Wartehalle, Kantine, 8 Schuppen, Dockanlage nebst Werkstätten, Masch. etc., sowie Agenturgebäude in Bremerhaven. Sanitäts-Kontrollstationen an der deutsch-russischen Grenze. Neben dem jetzigen Geschäftsgebäude in Bremen sind 1899 mehrere Grundstücke erworben, auf denen ein neues Verw.-Gebäude errichtet ist. Die Werkstätten in Bremen wurden 1901 zur Fabrikation von Schiffeinricht. umgestaltet u. wurde für dieselben eine eigene G. m. b. H. „Nordd. Maschinen- u. Armaturen- fabrik“ mit M. 1 500 000 Kapital (wovon d. Lloyd M. 1 480 000 besitzt) unter selbständ. Leitung gegründet. Die von der Ges. für ihre Vergrösserungen in Anspruch genommenen Hypothekar- und Bankkredite in Höhe von ca. M. 5 500 000 sind vom Nordd. Lloyd garantiert worden. – Auf der Insel Borkum hat der Lloyd 1901 2 Stationen für drahtlose Telegraphie eingerichtet u. mehrere Schiffe mit der gleichen Einricht. versehen, die Schnelldampfer ferner zu dem gleichen Zweck mit Apparaten des sog. „Long Distance System'. Neben den 1901 erweiterten Bremerhavener Werkstätten der Ges. ist eine An- stalt für Vornahme von Schleppversuchen an Schiffsmodellen erbaut. 1901 wurde zur Er- richtung von Lagerhäusern u. eines Wohnhauses Grundbesitz in Manila erworben. Ferner hat der Lloyd, um sich für seinen immer grösser werdenden Kohlenbedarf unabhängig von fremden Lieferanten zu machen, eigene Grubenfelder an der Emscher-Lippe bei Datteln mit der Firma Krupp in Essen erworben; der Bau der Schachtanlagen ist im Werk u. dürfte die Förderung 1909 bereits über 400 000 t erreichen; auch Beteiligung an dem Kohlen- u. Kokswerke Hansa G. m. b. H. in Bremerhaven. In der Blancobucht (Simpsonhafen) auf Neuguinea ist 1904 eine eigene Pier- u. Hafenanlage nebst Kohlen- station hergestellt. Mit der Firma Stone & Co. Ltd. in London hat sich der Lloyd 1904 zwecks Ausnutzung des Patents Dörrscher Schottentürverschlüsse zu einem Syndikat vereinigt u. sich 1905 bei der Gründung der neuen Bremer Roland-Linie, die eine Ver- bindung zwischen Bremen u. der Westküste von Süd-Amerika unterhält, an dieser mit M. 2 000 000 Aktien beteiligt. Seit 1907 auch Beteilig- an der Hamburg-Bremer Afrika- Linie, welche mit der Woermann-Linie u. der Hamburg-Amerika-Linie Vereinbarungen wegen weiteren Dienstes nach den afrikan. Häfen getroffen hat. 1907 Beteil. bei dem Mefallwerke Unterweser, der Norddeutschen Hütte, sowie seit 1908 bei der Deutschen Südsee-Phosphat-Akt.-Ges. (A.-K. M. 4 500 000) mit nom. M. 1 000 000 in Aktien, und neuerdings bei den Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk. Die Flotte des Nordd. Lloyd besteht z. Z. aus 84 Ocean- u. 52 Küstendampfern, sowie 61 Fluss- dampfern u. Barkassen mit 700 652 Reg.-Tons Brutto-Raumgehalt u. 568 039 indic. HP., See- u. Flussschleppern, Leichtern u. Kohlenprähmen mit 57 898 Reg.-Tons Brutto-Raumgehalt u. 2 Schulschiffen mit zus. 5823 Reg.-Tons Brutto-Raumgehalt bestehen. Ende 1908 standen zu Buche 127 See- u. Küstendampfer u. 2 Schulschiffe mit M. 189 114 000, 36 Flussdampfer, 150 Leichterfahrzeuge etc. mit M. 4 960 000, Tender-Barkassen, Leichter u. Hulks in auswärtigen Häfen M. 3 219 000. Durchschnittsalter der Schiffe 7 Jahre u. 7 Mon. Der Lloyd beschäftigt insgesamt über 20 000 Personen. Der 1900 durch Brand zerstörte Pier der Ges. in Hoboken, wobei die Ges. ca. M. 5000000 Schaden erlitt (s. Jahrg. 1902/1903 d. B.) ist in erweitertem Umfange wieder aufgebaut (3 Piers jetzt); das Pierterrain ist durch Ankäufe arrondiert u. einer selbständ. Dock-Ges. in Hoboken zur Verwaltung übertragen. Die Shares dieser neuen North German Lloyd Dock Co. be- finden sich im Besitz des Lloyd, der sich damit dauernde Nutzung der Anlagen gesichert hat. Durch den lähmenden Einfluss, den der allg. Niedergang von Handel und Industrie, besonders auch in den Ver. Staaten von Nordamerika, auf den überseeischen Verkehr aus- übte, wurde die Ges. in empfindlicher Weise in Mitleidenschaft gezogen. Vor allem hatte die ungünstige Konjunktur einen ungemein intensiven Rückgang der Auswanderung nach den Ver. Staaten zur Folge, von welchem die Ges. um so stärker betroffen wurde, als der Schwerpunkt des Unternehmens in dem Passagierverkehr liegt. Die Ges. hatte im vorigen Jahre im Zwischendecksverkehr einen Ausfall von rund 185 000 Personen zu verzeichnen, worin auch im wesentlichen die Ursache des ausserordentlich ungünstigen finanziellen Er- trägnisses zu erblicken ist. Einem so gewaltigen Ausfall gegenüber konnte die grössere Rückwanderung von Nordamerika nach Italien keine Bedeutung gewinnen, zumal die Passagepreise infolge eines Tarifkampfes zwischen den am Mittelmeerdienst beteiligten Dampfergesellschaften auf ein Niveau herabgedrückt worden waren, welches einen Gewinn von vornherein ausschloss. Dazu kam die ungünstige Lage des Frachtenmarktes, die ebenfalls auf mehreren Linien durch Konkurrenzkämpfe noch verschärft wurde. Trotz grösster Sparsamkeit, trotz Einschränkung des Betriebes und Auflegens einer Reihe von Dampfern (es sind nicht weniger als 47 Abfahrten in der Nordamerikafahrt ausgefalien) sind die Betriebsergebnisse so gering gewesen, dass, um die erforderlichen Abschreib. vor- zunehmen, der gesamte R.-F. u. Ern.-F. herangezogen werden mussten. Der Abschluss für 1908 ergab einen Verlust von M. 17 652 908. Während die Betriebsüberschüsse sich auf nur M. 9 218 000 beliefen, erforderten aussergewöhnl. Reparat. M. 3 013 719, allg. Unk., Steuern, Zs. etc. M. 8 231 423, Abschreib. auf Schiffe etc. M. 12 927 465, Abschreib. auf Beteil. M. 1 100 000, Überweisung an den Versich.-F. M. 1 407 274. Der Verlust von M. 17 652 908 wird durch die Auflösung des Ern.-F. (M. 9 524 266) und des R.-F. (M. 8 128 642) gedeckt. Für die letzten