720 Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. in der industr. Welt unter dem Namen „Böhler-Stahl“ bekannte Werkzeugstahl, dann Schmelz- arbeitsstähle, Schmiedestücke, Formguss, Kriegsmaterial. etc. erzeugt. Die Gusshütte ist mit 8 oberird. Tiegelöfen zu je 50 Tiegeln, einer Elektrostahlanlage u. 3 Martinöfen ausgestattet. Zur Verarbeit. des Stahles dienen in Kapfenberg ein mit elektr. Einzelantrieb ausgestatt. Walzwerk, besteh. aus einer Grobstrecke, einer Mittelstrecke, Universalstrecke u. einer Feinstrecke, ferner ein Zaggelwalzwerk, einer schweren hydraul. Schmiedepresse u. 29 Dampfhämmern, ferner von Wasser betriebene Hämmer in der Anzahl von 17 Doppelschlägen. Eine besondere, in sich abgeschlossene Abteilung der Fabrik ist der Gewehrlauferzeugung gewidmet; dann ist in ebenfalls gesonderten Gebäuden die Presshalle mit einer doppeldickenden Horizontalpresse u. 2 Vertikalpressen für die Erzeugung von Hohlkörpern und die Appreturwerkstätte und Geschossdreherei untergebracht. Zur Versorgung des Werkes mit elektrischer Energie dienen zwei elektrische Centralen, denen 2600 PS. und zwar 1200 PS. Wasserkraft und 1400 PS. Dampfkraft zur Verfügung stehen. Zum Betriebe der Wasserhämmer des Zaggel-Walz- werkes, sowie einiger Nebenbetriebe sind 850 PS. Wasserkraft direkt ausgenützt. Die Gussstahlfabrik Kapfenberg besitzt ferner Stahl- u. Eisengiessereien, sowie eine Modell- tischlerei, eine Schleiferei und sonstige Nebenbetriebe; grosse Lager u. Expeditionshallen mit direktem Bahnanschluss. Zu den Ybbstalwerken der Ges. gehören: Das Walzwerk „Bruckbacher Hütte“, in dem mit 600 PS. Wasserkraft und 150 PS. Dampfkraft 6 Walzen- strecken betrieben werden zur Erzeugung von gewalztem Qualitätsstahl. Die Hütte besitzt vier Dampfhämmer, eine mechan. Werkstätte, Metallgiesserei, Schleiferei und eine Anzahl Nebenbetriebe; das Hammerwerk „Sofienhütte“, als Ergänzung der „Bruckbacher-Hütte“; seine Einricht. besteht aus 4 Wasserhämmern u. 4 gleichfalls durch Wasser angetriebenen Transmissionshämmern; die notwendige Wasserkraft wird der zur Werkzeugfabrik Böhler- werk gehörigen Anlage entnommen. Es stehen dieser ca. 400 PS. und eine Dampfanlage mit 150 PS. zur Verfügung. Die Werkzeugfabrik erzeugt Stahlwerkzeuge, Schmiedestücke, Maschinenmesser und Magnete aller Art. Sie ist ausgestattet u. a. in der Schmiede mit 15 div. Hämmern, 6 Pressen u. 3 Schmiedemasch., die Appreturwerkstätte enthält 90 Präzisions- Werkzeugmasch., die Feinschleiferei 40 Schleif- u. Poliermasch., die Härterei 10 Muffelöfen. In den Ybbstalwerken sind 1 Notspital u. 18 Wohnh. Eigentum der Ges. Die Gussstahlfabrik Ratibor ist nach dem Vorbilde des Kapfenberger Werkes gebaut und erzeugt hauptsächlich Werkzeuggussstahl u. Gewehrläufe. Zum Ratiborer Werk gehört eine elektrisch betriebene Tiegelfabrik etc. Die Gusshütte enthält vorläufig 2 oberirdische Gasöfen mit je 40 Tiegeln Einsatz u. 2 Giesskrane; im Hammerwerk stehen 15 Dampfhämmer. Für die Erzeugung von Gewehrläufen besteht im Ratiborer Werk eine gesonderte Abteilung. Eine elektrische Kraftstation, eine Centralkesselanlage, eine mechan. Werkstätte, ein Magazin mit Expeditions- halle, mit direktem Bahnanschluss, vervollständigen die Einricht. der in steter Vergrösserung befindlichen Ratiborer Fabrik. Auf dem Steinfelde in Sollenau bei Wien wurde 1905 eine Munitionsfabrik errichtet, dagegen das Frischstahlwerk Klein-Reifling verkauft. Der gesamte Grundbesitz der Ges., dessen Wert Ende 1908 mit M. 796 996 zu Buche stand, weist ein Flächenmass von 202 ha 19 a 40 qm aus. Zugänge auf Anlagekti 1906–1908: M. 1 125 819 1 646 507, 997 852; Abschreib. 1899–1908: M.7 036 000. Die Ges. ist beteiligt bei der St. Egydyer Eisen- u. Stahl-Ind.-Ges. Div. 1906 –1908: 5 6, 6 %), sowie seit 1906 bei d. Societä Metallurgica Bresciana in Brescia, welche die Fabrikat. v. Kriegsmaterial betreibt (Div. 1906–1908: 5, 0, 6 %). Kapital: M. 12 500 000 in 12 500 Aktien à M. 1000. Geschäftsjahr: Kalenderj. Gen.-Vers.: Im I. Sem. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung: Mind. 5 % z. R.-F., event. Sonderrückl., dann 4 % Div., vom Übrigen 5 % Tant. an A.-R., Rest Super-Div. bezw. nach G.-V.-B. Bilanz am 31. Dez. 1908: Aktiva: Grundbesitz 796 996, Werksanlagen samt Einricht., Erzberganteil u. Wohngebäude 5 645 100, Utensil. 1, Material. 2 864 929, halbf. u. fert. Produkte 6 037 723, Bankguth. 571 425, Debit. 6 224 686, Wechsel 279 976, Effekten einschl. Zs. 1 419 845, Kassa 276 998. – Passiva: A.-K. 12 500 000, R.-F. 900 000 (Rückl. 105 000), Spez.- R.-F. 1 150 000 (Rückl. 200 000), Kredit. u. Anzahl. 7 827 370 (davon 2 520 275 Bankguth.), un- behob. Div. 100, Div. 1 625 000, Tant. an A.-R. 59 360, Vortrag 55 851. Sa. M. 24 117 683. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Abschreib. 1.000 000, Ausfälle 43 150, Steuern u. Ab- gaben f. Arb.-Versich.-Zwecke 515 146, Zs. 161 548, Gewinn 2 045 212. – Kredit: Vortrag 52 994, Waren-Gewinn 3 712 063. Sa. M. 3 765 057. Kurs Ende 1903–1908: 150, 239.90, 268.25, 290.80, 222.25, 226 %. Zugel. sämtl. M. 12500 000, davon zur Zeichn. aufgel. M. 2 700 000 17./12. 1903 zu 145 % plus 4 % Stck.-Zs. ab 1./1. 1903. Erster Kurs 22./12. 1903: 150 %. Notiert in Berlin. Dividenden 1899–1908: 10, 10, 8, 7, 9, 10, 16, 16, 16, 13 %. Div.-Zahl. spät. 1./7. Coup.- Verj.: 4 J. (K.) Vorstand: Gen.-Dir. Eug. Friedländer, Wien. Prokuristen: Dr. Adolf Böhm, Ober-Ing. Franz Heissig, Aug. Kreitner, Jos. Herm. Proft, Jos. Schetz, Wien; Louis Moldenhauer, Berlin. Aufsichtsrat: (3–12) Vors. Friedr. Böhler, Wien; Stellv. Geh. Komm.-Rat I. Loewe, Geh. Ober-Reg.-Rat J. Hoeter, Bankier Ludwig Born, Geh. Ober-Finanzrat Bank-Dir. W. Müller, Berlin; Baron E. von Herring-Frankensdorf, Fabrikbes. Max von Bernd, Fabrikbes. Hugo von Noot, Fabrikbes. Carl Thonet, Dr. Otto Böhler, Wien. Zahlstellen: Berlin u. Wien: Gesellschaftskassen; Berlin: Disconto-Ges., Dresdner Bank, Nationalbank f. Deutschland, S. Bleichröder, A. Schaaffh. Bankver.; Wien: Anglo-Österr. Bank.