Salz-, Kali- und Salpeter-Bergwerke. 433 Nordhäuser Kaliwerke Akt.-Ges. in Wolkramshausen bei Hain (Prov. Sachsen),. Gegründet: 11./11. 1905; eingetr. 9./12. 1905 mit Sitz in Essen a. d. R., lt. G.-V. v. 25./6. 1908 nach Wolkramshausen verlegt. Statutänd. 9./12. 1906 u. 25./6. 1908. Gründer: Bankier Wilh. Laupenmühlen, Berlin; Rechtsanwalt Dr. Hceh. Busch, Essen a. d. R.; Dir. Rud. Nöllenburg, Berlin; Prokurist Eugen Laupenmühlen, Essen a. d. R.; Prokurist Paul Gremmler, Berlin. Näheres über die Gründung s. Jahrg. 1906/07 dieses Handbuches. Zweck: Bergbaubetrieb, insbes. Errichtung u. Betrieb eines Kaliwerkes in der Gemeinde Hain b. Nordhausen. Die Gerechtsame umfasst rund 9 Ppreuss. Normalfelder in den Ge- markungen Rüxleben, Kleinfurra, Hain, Steinbrücken, Sundhausen, Grosswerther u. Uthleben; konsolidiert unter dem Namen: „Freie Reichsstadt Nordhausen“ mit einer Gesamtflächen- grösse von 19 518 498 qm. Der Grundbesitz beträgt 22 ha 43 a 20 qm, hiervon sind durch den Schacht u. die Betriebsgebäude rund 1900 am, durch Beamten- u. Arb.-Häuser rund 280 am bedeckt. Der Rest ist, soweit er nicht als Werkplatz, Hofraum und Garten dient, für später etwa erforderliche Erweiterungsbauten vorbehalten. — Betriebsanlagen: Ein am 23./4. 1906 begonnener, am 12./9. 1907 fertig gestellter, 600 m tiefer Schacht mit den er- forderlichen Tagesanlagen u. zwar: Schachtgebäude, eisernes Fördergerüst, Capell-Ventilator, 3 Fördermasch.-Gebäude, Werkstattgebäude mit Magazin und Pferdestall, Kaue, Verwalt.- Gebäude, Kantine, Pumpstation, Kesselanlage, elektr. Zentrale, Drahtseilbahn und Doppel- kabelleitung von 3.2 km Länge zwischen der Schachtanlage u. der Zentrale der Elektrizitäts- werke und chemische Fabriken, G. m. b. H. zu Wolkramshausen. Der Ausbau des Schachtes ist beendet. Die im Wettertrum eingerichtete elektrisch betriebene Nebenförderung ist Mitte Februar 1908 in Betrieb genommen, die elektr. Hauptfördermasch. wurde im Juni 1908 fertiggestellt. Im Hauptfördertrum erfolgt die Förderung bis zu diesem Zeitpunkte mittels Dampffördermaschine. – Bohrungen: Von den 9 Bohrungen wurden 4 bis zum Kalilager durchgeführt. Erbohrt wurden durchweg Carnallite in guter Beschaffenheit, die von Sylviniten überlagert werden. Die Mächtigkeit des Kalilagers betrug bei diesen 4 Bohrungen, von denen die zweite wegen Gestängebruchs das Kalilager nicht durchteufte, 1) 9.1 m, 2) mehr als 14.9 m, 3) 50.5 m und 4) 6.5 m. Die von dem Öffentlichen chem. Laboratorium Alberti & Hempel, Magdeburg, ausgeführten Analysen ergaben folgende Durchschnittsgehalte der einzelnen Bohrungen: 21.14 %, 16.71 %, 18.25 % und 16.73 % Chlorkalium. Das Kalilager wurde bei 510 m Teufe im Schachte angefahren, es hielt bis 551 m Teufe an. Einfallen: 40–45 nach N0. Wirkliche Mächtigkeit des Lagers 35 m. Die Wettersohle wurde bei 539 m und Hauptfördersohle bei 584 m Teufe angesetzt. Aufgefahren sind an Strecken rund 700 m. Auf der 584 m-Sohle wurde etwa 80 m nördlich vom Schacht am Liegenden des Carnallits ein weiteres Sylvinitlager angetroffen, aus dem bereits Salze gefördert und versandt worden sind. Die Untersuchungsbohrungen haben eine wirkliche Mächtigkeit von 5 m mit einem Durchschnittsgehalte von 17.8 % K0 ergeben. Beim Auffahren der Aus- richtungsstrecken zeigte sich ferner, dass das Carnallitlager, den Bohrergebnissen ent- sbrechend, von einem hangenden Sylvinitlager überdeckt ist, dessen Mächtigkeit nach den bisherigen Aufschlüssen zwischen I u. 4 m schwankt. In der Absicht, eine grosse, einheitliche elektr. Kraft-Zentrale und eine einzige, mit den neuesten Einrichtungen versehene chemische Fabrik für 2 bis 3 Kaliwerke zu schaffen, und so der bedeutenden Ersparnisse und Vorteile des Grossbetriebes teilhaftig zu werden, errichtete die Ges. im J. 1906 zus. mit dem Kaliwerk Ludwigshall Akt.-Ges. zu Wolkrams- hausen die Elektrizitätswerke u. chemische Fabriken G. m. b. H. zu Wolkramshausen, der die Gew. Immenrode inzwischen als dritter Gesellschafter beigetreten ist. Das St.-Kap. der G. m. b. H. beträgt M. 600 000, von dem die Nordhäuser Kaliwerke A.-G., wie die beiden anderen beteiligten Werke, /% mit M. 200 000 besitzt. Das ausgedehnte Elektzizitätswerk und die für Chlorkalium-Herstellung u. alle sonstigen Erzeugnisse der Kali-Industrie be- stimmte chemische Fabrik erfordern einen Kostenaufwand von rund M. 5 000 000. Der über das Stammkapital hinausgehende Betrag dieser Kosten wird von den Gesellschaftern in Form von Darlehen aufgebracht, die rund 20 Jahre unkündbar sind. Der Anteil der Nord- häuser Kaliwerke hieran beziffert sich auf , also auf rund M. 1 700 000, von welchem Betrage rund M. 1 400 000 durch hypoth. Eintragung zur I. Stelle in gleichem Range mit zwei gleichen Hypoth. für die beiden anderen Gesellschafter der G. m. b. H. gesichert sind. Die Hypoth. ruht auf dem gesamten Grundbesitz der Elektrizitätswerke und chemische Fabriken, G. m. b. H., Wolkramshausen. Das Elektrizitätswerk liefert die gesamte elektr. Energie für die chemische Fabrik und für die 3 Schachtanlagen und ist für eine Kraft- erzeugung von ca. 1700 PS. eingerichtet. Die chemische Fabrik besitzt Mühlen zur Ver- mahlung der Rohsalze der 3 Kaliwerke sowie Anlagen zur Herstellung von Chlorkalium Düngesalzen, Kali-Sulphaten und sonstigen aus den Kalisalzen zu gewinnenden Produkten, und ist für eine Verarbeitung von täglich 10 000 dz Rohsalz eingerichtet. Endlaugenkonc, ist erteilt. Von dem an die Fabrikanlagen angeschlossenen Bahnhof der Ges. aus erfolgt: der Versand aller Produkte der 3 Kaliwerke. Die Elektrizitätswerke u. chem. Fabriken, G. m. b. H., haben ihre Anlagen fast völlig fertiggestellt u. bereits anfangs 1908 mit der Kraftlieferung u. dem Fabrikbetriebe begonnen. Die Lieferung der Fabrikate an das Kali- syndikat erfolgt zunächst in einem Provisorium. Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1909.1910. II. 28