1264 Fischerei und Fischwaren-Industrie. „... * 3 4 Deutsche Dampflfischerei-Gesellschaft Nordsee“ in Bremen, Direktion in Nordenham, Zweigniederl. in Nordenham, Berlin, Wien, Bielefeld, Breslau, Leipzig, Hannover, Chemnitz, Dresden, Hildesheim, Mannheim, Metz, München, Osnabrück, Delmenhorst, Geestemünde, Halle a. S., Strassburg i. E., Nürnberg, Augsburg, Dortmund, Fürth b. Nürnberg u. Basel. segründet: 23./4. 1896; eingetr. 6./5. 1896. Letzte Statutänd. 16./2. 1900, 9./3. bezw. 19./9. 1903, 22./8. 1904, 11./8. 1906 u. 11./9. 1909. Gründung s. Jahrg. 1900/01. Zweck: Betrieb des Fischfangs mit Dampfern u. anderen Fahrzeugen, jede Art der Zu- bereitung u. Verwertung des Fanges, Einricht. von Räuchereien, Herstell. von Leberthran u. Fischkonserven, sowie Betrieb aller mit dem Fischfange zus. hängenden Nebengeschäfte, insbes. Eisgeschäft u. Fabrikation von Netzen u. Korbwaren. Neuaufgenommen wurde 1906 der Heringsfang. Für ihre Verkaufsstellen in Bremen, Leipzig, Dresden, Chemnitz, Nürnberg, Halle a. S., Hannover und Strassburg i. E. besitzt die Ges. eigene Grundstücke; die in letzteren vier Städten sind 1904 erworben (das in Halle für M. 340 000, in Hannover für M. 295 000). 1907 Erwerb eines Grundstücks in Mannheim. Grösse sämtl. Grundst. 36 464 qm. Die gesamt. Anlag. der Ges. in Nordenham brannten am 21./4. 1905 ab. Der gesamte Schaden betrug ca. M. 700 000 u. war durch Versich. gedeckt. Die Neuanlagen kamen im Mai 1907 in Betrieb. Zugänge hierfür 1906/07 ca. M. 630 000, 1907/08 M. 146 543. Das erwähnte Brandunglück hatte eine zeitweise Dezentralisation des Betriebes zur Folge, die nicht olhne Verlust abging. Bei der Häuserbau-Ges. m. b. H. in Nordenham ist die Ges. mit M. 150 000 beteiligt. 1907 gründete die Ges. die Ungar. Fischkonservenfabrik u. Fisch- handel-A.-G. in Budapest, sowie die Schweiz. Fischerei-Ges. Nordsee in Basel. Die Ges. ist in den Vertrag eingetreten, welchen Chr. u. Ad. Vinnen mit der Grossh. Oldenburgischen Regierung vorbereitet hatten und welcher die Pachtung eines von der genannten Regierung inzwischen hergestellten Fischereihafens zu Nordenham nebst an- grenzendem Gebiet und regierungsseitig hergestellten Pier- und Geleisanlagen zum Gegenstande hat. Nachdem dieser Pachtvertrag am 12. Mai 1896 abgeschlossen, erstreckt sich der Zweck der Ges. ferner auf Herrichtung und Ausnutzung aller ihrem Betriebe dienlichen Anlagen auf dem gepachteten Gebiete. Dauer der Pachtzeit 20 Jahre, jährl. Pachtpreis M. 15 000. Wird eine Verlängerung des Vertrages über 20 Jahre nicht be- absichtigt, so ist von beiden Seiten mit einjähriger Frist zu kündigen. Erfolgt die Kün- digung nicht. so läuft der Vertrag dergestalt weiter. dass nur auf den 1. Okt. jeden Jahres 1 Jahr vorher gekündigt werden kann. Nach Beendigung des Pachtverhältnisses ist die Pächterin berechtigt und auf Verlangen der Verpächterin verpflichtet, die auf dem gepachteten Grundstück von ihr hergestellten Anlagen wieder zu entfernen. Die M. 10 000 betragenden Kosten für eine nachträglich vereinbarte Terrainaufhöhung verzinst die Pächterin für die Dauer der Pachtzeit mit 3½ % jährl. Gemäss den Beding. des Pacht- vertrages sind die Hafenanlagen 1904 von der Öldenb. Reg. erweitert u. an der Ostseite mit Pieranlagen versehen, auch ist die Hafeneinfahrt verbessert. Die Ges. hat sich verbindl. gemacht, dass aus ihrem Fischereibetriebe der Grossh. Oldenburgischen Eisenbahnver- waltung ab 1. April 1897 eine durchschnittliche jährliche Frachteinnahme von mind. M. 45 000 erwächst; falls die garantierte Frachteinnahme nicht erzielt wird (bislang noch stets überschritten), hat die Ges. ,Nordsee“ 33½ % des Ausfalles zu vergüten. Etwaige Zahlungen aus früheren Perioden werden zurückerstattet, soweit sich bei einer Abrechnung ergiebt, dass die früheren Fehlbeträge durch spätere Mehreinnahme aus- geglichen sind. Für die Erfüllung ihrer dem Grossh. Oldenburgischen Staate gegenüber eingegangenen Verpflichtungen haftet die Ges. mit ihrem gesamten Vermögen und hat zur Sicherheit für alle dem Grossh. Oldenburgischen Staate aus diesem Vertrage er- wachsenden Ansprüche ein Pfandrecht an 3 ihrer Fischdampfer bestellt. Sofern ein ver- pfändetes Schiff untergeht oder zum Betriebe unbrauchbar wird, ist an seiner Stelle ein anderes Schiff zu bestellen. Die Ges. betreibt die grösste Dampf-Hochseefischerei Deutschlands mit 43 eigenen Fisch- dampfern und 1 Schleppdampfer, dem Vollschiff „Union' und der Bark „Standardés. Zum Eistransport von Norwegen dienen „Union“ u. „Standards. Das Dampfer-Kapital erfuhr 1906/07–1908/09 einen Zugang von M. 1 384 121, 620 985, 8650 (Abgang 1908/09 M. 354 970 durch Verlust auf See. da 3 Dampfer verloren gegangen). Umsatz 1900–1902: M. 2 146 000. 2 021 000, 2 363 000; 1903 I. Sem. M. 1 351 000; 1903/04–1908/09 je etwa M. 2 600 000. Das Ergebnis des J. 1907/08 war für die Ges. ein sehr ungünstiges. Lang andauernde Sturmperioden, besonders unter Island –— noch dazu in der Hauptfischsaison — haben das Fangergebnis ausserordentlich ungünstig beeinflusst; ausserdem waren damit grosse Netz- verluste verbunden. Die Betriebskosten der Dampfer wurden durch erhöhte Mannschafts- gagen vergrössert. Die Fischpreise wren fast während des ganzen Jahres unbefriedigend. Nach M. 364 008 Abschreib. wird ein Verlust von M. 406 242 ausgewiesen. Der durch Ent- nahme von M. 326 065 aus dem R.-F. u. von M. 80 177 aus dem Spez.-R.-F. gedeckt wurde. Auch das Resultat des Jahres 1908/00 war infolge geringerer Fänge, besonders bei Island, niedriger Verkaufspreise etc. unbefriedisend. Nach M. 492 873 Abschreib. ergab sich ein Verlust von M. 385 776, der aus dem R.-F. Deckung fand.