104 Inländische Staatspapiere, Fonds usw. Ungarisches Bodenkredit-Institut. Das Ungarische Bodenkredit-Institut wurde im Jahre 1862 unter Teilnahme des ungarischen Staates mit dem Sitze in Budapest gegründet. Es bezweckt vornehmlich, dem Grundbesitz im Vereinswege auf Grundlage der Gegenseitigkeit und der solidarischen Haftung aller seiner Schuldner unter Ausschluss einer Gewinnverteilung einen sicheren Kredit bis zur ersten Hälfte des Hypothekenwertes zu verschaffen. Das Institut emittiert Pfandbriefe bis zur Höhe der vor- schriftsmässig sichergestellten Hypotheken-Darlehen; es können daher nie mehr unverloste Pfand- briefe in Umlauf sein, als hypothekarisch sichergestellt sind. Die Beleihung bei den in Pfand- briefen bewilligten Darlehen kann nur bis zur Hälfte des ermittelten Wertes der als Sicherheit dienenden Hypothek stattfinden. Zur Sicherstellung der Pfandbriefe dienen ausser der speziell verhafteten Hypothek und der solidarischen Haftung sämtlicher Schuldner a) der nicht rück- zahlbare Teil des seitens der Gründer gebildeten Garantiefonds von fl. 167 700, b) die unver- zinsliche Stiftung des Ungarischen Staates im Betrage von fl. 500 000, c) der Reservefonds, Ende 1896 betragend fl. 10 049 050, d) der solidarischen Haftungsfonds, Ende 1896 betragend fl. 1 969 285. Zur Überwachung der Einhaltung der Statuten ist ein Regierungs-Kommissar ernannt. Die Pfandbriefe sind von allen bestehenden Stempel-Gebühren und Steuern befreit; denselben ist auch für die Zukunft die vollkommene Stempel-Gebühren- und Steuer-Freiheit gesetzlich zugesichert. Die Pfandbriefe gelten in Ungarn als pupillarische Sicherheit. 4½ % Ungarische Bodenkredit-Pfandbriefe, in Umlauf Ende 1896: fl. 4 330 800 in Stücken à fl. 100, 1000, 10 000. Zinsen: 1. April, 1. Okt. Tilgung: durch Verlosung am 31. März und 30. Sept. per 1. Okt. resp. 1. April innerhalb 39 Jahren. Zahlstellen: Berlin: Mendels- sohn & Co. Frankfurt a. M.: Deutsche Effecten- und Wechselbank. Zahlung der Coupons und Stücke in Noten. Die 4½ % Ungarischen Boden-Pfandbriefe wurden freiwillig zum grössten Teil in 3½ % Ungarische Boden-Pfandbriefe umgetauscht. Beim Handel an der Berliner Börse seit 1. Juli 1893 1 ft. = M. 1.70. Kurs Ende 1890–96: –, –—, –, –, –, 102.50, – %, notiert in Berlin. 4 % Ungarische Bodenkredit-Pfandbriefe, in Umlauf Ende 1896: fl. 101 496 400 in Stücken à fl. 100, 1000, 10 000. Zinsen: 1. Mai, 1. Nov. Tilgung: durch Verlosung am 30. April und 31. Okt. per 1. Nov. resp. 1. Mai innerhalb 41 Jahren. Zahlstellen: Berlin: Disconto-Gesell- schaft, S. Bleichröder, Bank für Handel und Industrie. Frankfurt a. M.: M. A. von Rothschild & Söhne. Zahlung der Coupons und verlosten Stücke in Noten. Beim Handel an der Berliner Börse seit 1. Juli 1893 1 fl. = M. 1.70. Stücke à fl 10 000 nicht lieferbar. Kurs Ende 1891–96: 82, 81.80, 82.40, –, 90, 93.75 %, notiert in Berlin. 3½ % Ungarische Bodenkredit-Pfandbriefe, in Umlauf Ende 1896: Kr. 41 781 600 in Stücken à Kr. 200, 2000, 10 000. Zinsen: 1. April, 1. Okt. Tilgung: durch Verlosungen am 31. März und 30. Sept. per 1. Okt. resp. 1. April innerhalb 63 Jahren, Verstärkung und Total- kündigung mit 6 Monaten Frist zulässig. Zahlstellen: Berlin: Disconto-Gesellschaft, S. Bleich- röder, Bank für Handel und Industrie. Frankfurt a. M.: M. A. von Rothschild & Söhne, Filiale der Bank für Handel und Industrie. Hamburg: Norddeutsche Bank. Zahlung der Coupons und verlosten Stücke in Deutschland mit dem kursgemässen Gegenwerte der Gulden resp. Kronen österreichischer Währung in Mark. Aufgelegt in Berlin am 23. und 24. März 1896 zu 93.40 %. Kurs Ende 1896: 91.70 %, notiert in Berlin. Verjährung der Coupons in 6 Jahren, der verlosten Stücke in 20 Jahren nach Fälligkeit. 4 % Ungarische Regulierungs- und Bodenameliorations-Pfandbriefe, in Umlauf Ende 1896: fl. 25 324 300 in Stücken à fl. 100, 1000, 10 000. Zinsen: 1. April, 1. Okt. Tilgung: durch Verlosung am 31. März und 30. Sept. per 1. Okt. resp. 1. April innerhalb 50 Jahren, Verstärkung und Totalkündigung zulässig. Zahlstellen: Berlin: Disconto-Gesellschaft, S. Bleich- röder. Frankfurt a. M.: M. A. von Rothschild & Söhne. Zahlung der Coupons und verlosten Stücke in Noten. Aufgelegt in Berlin am 4. Okt. 1892 zu 81 %. Kurs Ende 1892–96: 81, 90 50, –, –, – %, notiert in Berlin. Verjährung der Coupons in 6 Jahren, der Stücke in 20 Jahren. Pester Erster Vaterländischer Sparcassa-Verein in Budapest. Gegründet: 1840; seine Dauer bis 1980 festgesetzt. Zweck: Betrieb von Bank- und Handels- geschäften jeder Art, unter anderen Gewährung von Darlehen auf grundbücherlich eingetragene Immobilien, auf Landes-, Munizipal- oder Kommunal-Benefizien und Einkünfte, welche mit Ge- nehmigung der Gesetzgebung, der Regierung oder sonstigen Behörden zur Sicherstellung des Darlehens verschrieben sind, zur Durchführung von gemeinnützigen Herstellungen und Arbeiten, gegen gesetzlich zugesichertes Prioritätsrecht oder gegen staatliche Garantie oder gegen Sicher- stellung der Eintreibung durch den Staat oder eine Bebhörde. Auf Grund dieser Darlehens- geschäfte giebt der Verein Pfandbriefe heraus. Von den Pfandbriefen können nicht mehr emittiert werden, als durch Hypothekendarlehen sichergestellt sind, und kann die Gesamtsumme der durch den Verein emittierten Pfandbriefe das zwanzigfache des gesetzlich vorgeschriebenen Separat-Sicherstellungsfonds nicht übersteigen. Zur Sicherstellung der Pfandbriefe dient ausser jenen hypothekarisch sichergestellten Forderungen, auf Grund deren die Pfandbriefe emittiert wurden, und ausser dem Sicherungsfonds das gesamte Vermögen des Vereins. Die Pfandbriefe des Vereins sind in Ungarn pupillarsichere Wertpapiere und von jeder Steuerpflicht auch für die Zukunft befreit.