Kolonial-Gesellschaften. 59 Kolonial-Gesellschaften. Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft in Berlin. Errichtet: Am 26. Febr. 1887 als Kolonial-Ges. in Gemässheit des deutschen Reichsgesetzes vom 15. März 1888; Statut vom 20. Nov. 1890. Zweck: In Ostafrika die Ansiedlung, den Bodenbau, den Bergbau und sonstige Zweige der wirtschaftlichen Thätigkeit und des Handels anzubahnen und zu fördern, sowie selbst Ländereien zu erwerben, zu bewirtschaften und zu verwerten, Handel, Gewerbe und Bergbau und alle dem Handel und Verkehr dienlichen Unternehmungen zu betreiben bezw. sich daran zu beteiligen. Die Ges. hat durch Pachtvertrag mit dem Sultan von Zanzibar die Zollregie in dem vor der deutschen Interessensphäre liegenden Küsten- streifen auf die Dauer von 50 Jahren erlangt. 1898 waren auf der Kaffeeplantage Union 450 000 Bäume vorhanden, welche eine Ernte von rund 2000 Centnern gebracht haben; auf der Kokosnussplantage Mnoa zählte man 1898 250 000 Kokospalmen; auf der Plantage Kikogwe standen Ende 1898 bereits über 63 000 Sisal-Agaven im Felde und verfügte man noch über weitere 100 000 Stück in den Pflanzkämpen. Das Wachstum derselben ist ein ausgezeichnetes und die in Hamburg stattgehabte Bezahlung von 3 Probeballen mit M. 70 für 100 kg weist auf eine ausgezeichnete Rentabilität des Anwesens hin. Die Liberia-Kaffee-Pflanzungen auf Kikogwe und Mwera haben rund 200 000 Bäume. Beteiligung an der Eisenbahn-Gesellschaft für Deutsch-Ostafrika (Usambara-Linie): Die Ges. hat an diesem 3%% ein grosses Sie 3 M. 1628 80 0 „ dem eine % von M. 800 000. 0 Be be aes „ E an das Deutsche Reich im Jahre 1899 erhielt die Ges. aus dem Kaufpreis von M. 1 300 000 das Darlehen zurückgezahlt; auf die Anteile der Usambara-Linie dürfte eine Liquidations- quote von 20–25 % zu erwarten sein; die Anteile hat die Ges. in der Bilanz mit 203 bewertet. Kapital: M. 7 128 100, eingeteilt in M. 4 128 100 Stammanteile und M. 3 000 000 in Vorzugs- 5 % anteile, letztere mit 50 % Einzahlung. Die Vorzugsanteile haben ein Vorrecht auf 5 % Div. mit Nachzahlungsverpflichtung, ausserdem werden bei einer Auflösung der Ges. die Vorzugsanteile zunächst befriedigt. Die Vorrechte der Vorzugsanteile erlöschen aber, sobald sowohl die Vorzugsanteile als auch die Stammanteile 3 Jahre hintereinander mindestens je 5 % Div. erhalten haben. Anleihe: M. 10 556 000 in 6456, 4000 und 7000 Zolloblig. à M. 1000, 500 und 300, laut Privileg vom 20. Nov. 1890, davon in Umlauf Ende 1898: M. 9 895 900. Zs.: 2. Jan. und 1. Juli, rückzahlbar ab 1891 binnen längstens 45 Jahren zu 105 % mittels Ausl. im Juni und Dez. von je 0,3257 % des Nominalbetrages von M. 10 556 000 nebst Zs. per 2. Jan. und 1. Juli; ab 1900 stärkere Tilg. und volle Kündigung mit Frist von 6 Monaten vorbehalten. Die Anleihe diente zur Bezahlung der dem Sultan von Zanzibar für die Abtretung seiner Hoheitsrechte über das der deutschen Interessensphäre in Ostafrika vorgelagerte Küstengebiet an den deutschen Kaiser zu gewährenden Entschädigung von M. 4 000 000, zu wirtschaftlichen Anlagen und Hafeneinrichtungen im Küstengebiet, sowie zur Förderung des Verkehrs nach demselben. Zur Sicherheit hat die Ges. den ihr aus dem Vertrage mit der deutschen Regierung vom 20. Nov. 1890 gegen die letztere zustehenden Anspruch auf die Brutto-Erträge der Zölle des Deutsch-Ostafrikanischen Ge- bietes bis zum Jahresbetrage von M. 600 000 (der zur Verzinsung und Tilgung der Anleihe genügt) durch Vertrag vom 21. Nov. 1890 an die Königl. Generaldirektion der Seehandlungs-Societät in Berlin cediert, und es hat die letztere in demselben Vertrage sowohl gegenüber der Ges., als gegenüber den Inhabern der Obligationen die Verpflichtung übernommen, die von der deutschen Regierung auf Grund der Cession bezahlten Beträge zur planmässigen Verzinsung und Tilgung der Anleihe zu verwenden. Privilegium und Tilgungsplan sind im Amtsblatt der königl. Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin vom 22. Nov. 1890 (S. 433 ff.) veröffentlicht. Zahlst.: Berlin: Mendelssohn & Co., Rob. Warschauer & Co., General-Dir. der Seehandlungs-Societät. Die Anleihe wurde am 9. Dez. 1890 zu 97½ % von den Bankhäusern der Ges. zur Zeichnung gestellt und an die Berliner Börse gebracht. Kurs Ende 1890–99: 100, 103, 108.50, 109.50, 107.70, 107.75, 107.75, 10 77.20 %. Notiert in Berlin. Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Gen.-Vers.: Spät. im Okt. Stimmrecht: Je M. 1000 = 1 St., Anteile von geringerem Gesamtbetrage als M. 1000 be- rechtigen zur Abgabe einer St., dasselbe gilt von Beträgen, welche die vollen Tausend „% bezügl. der überschreitenden Summe. Gewinn-Verteilung: Zunächst mindestens 10 % zur Rücklage, bis dieselbe 15 % des Gesamt- betrages der Anteile erreicht hat; die G.-V. kann keinen geringeren Beitrag zur Rücklage