Türkische Eisenbahnen. 499 Türkische Eisenbahnen. Anatolische Eisenbahn-Gesellschaft in Konstantinopel. (Sociéeté du chemin de fer Ottoman d'Anatolie.) Gegründet: 23./3. 1889. Zweck: Bau u. Betrieb der der Deutschen Bank in Berlin durch Kaiserl. Ferman v. 23. Mouharrem 1306 (6./10. 1888) konc. Linie Haidar-Pacha nach Angora mit einer Länge von 577,564 km, seit dem 31./12. 1892 in voller Ausdehnung in Betrieb; sodann Bau und Betrieb der durch Kaiserl. Ferman vom 26. Redjeb 1310 (13./2. 1893) konc. Ergänzungs- strecke von Eskichéhir nach Konia, einschl. einer Zweigbahn nach Kutahia, mit einer Länge von 444, 887 km, gänzlich in Betrieb seit dem 29./7. 1896; ferner Bau und Betrieb der unter dem 10./10. 1898 konc. Verbindungsbahn zwischen Ada-Bazar Station (jetzt Hamidié, auf der Stamm- bahn) und Ada-Bazar Stadt, 9 km, in Betrieb seit 1./11. 1899. Die Länge des eigenen Be- triebsnetzes war am 31./12. 1907: 1032 km. Ausserdem besitzt die Gesellschaft einen Hafen in Derindje am Marmara-Meer und einen solchen in Haidar-Pacha. Für den Bau u. Betrieb des Hafens in Haidar-Pacha ist am 19./3. 1902 eine bes. Ottomanische A.-G. unter der Firma: Société du Port de Haidar-Pacha, tete de ligne du Chemin de fer Ottoman d'Anatolie gegründet worden. Ferner ist ihr die bisher nicht aus- geführte Konc. zur Weiterführung der Bahn von Angora nach Caesarea, das Vorzugsrecht für den Bau einer Zweigbahn von Ada Bazar nach Bolou (ca. 120 km) und endlich die Konc. für die Linie Konia nach Bagdad (Koncessionsakte vom 21.1. u. Kaiserl. Ferman vom 18./3. 1902) ein- geräumt. Am 20. Febr./5. März 1903 wurde mit der türk. Reg. eine neue Konvention gezeichnet und durch Kaiserl. Ferman vom 22. Zilhidjé sanktioniert. Durch diese Kon- vention ist der Anatol. Eisenb.-Ges. das Recht und die Pflicht auferlegt worden, die Bagdad- koncession auf die neu zu errichtende „Société Imperiale Ottomane du Chemin de fer de Bagdad-' zu übertragen, deren Konstituierung am 13./4. 1903 in Konstantinopel stattgefunden hat. Die türk. Reg. hat der Anatol. Eisenb.-Ges. die Verpflichtung auferlegt, 10 % des A.-K. von krs. 15 000 000 der neuen Ges. dauernd zu behalten. Der Bau der ersten Teilstrecke der Bagdadbahn, 200 km, ist fertiggestellt und seit 25./10. 1904 im Betrieb. Zum Zweck der Er- sparung von Kosten u. zur Wahrung der Einheitlichkeit in der Vertretung u. Führung der den beiden Ges. gemeinsamen Interessen hat die Anatol. Eisenb.-Ges. auch die Betriebsführung auf der Strecke Konia-Eregli-Bulgurlu übernommen. Der Betriebsvertrag läuft bis 31./12. 1907 u. gilt von da ab, sofern er nicht von einer der beiden Parteien spätestens 1 Jahr vor Ab- lauf gekündigt worden ist, jedesmal als um 1 Jahr verlängert. Im Jahre 1906 erwarb die Anatol. Eisenb.-Ges. den grössten Teil der Aktien u. einen grösseren Posten Oblig. der Eisenb.-Ges. Mersina-Tarsus-Adana u. übernahm die Verwaltung dieser Bahn. Koncession: Das Betriebsrecht ist erteilt für 99 Jahre und zwar bei der Hauptbahn v. 6./10. 1888 ab, bei der Ergänzungsstrecke v. 13./2. 1893 ab. Die Konc. für die Strecke Hamidié- Ada-Bazar läuft zugleich mit der für die Hauptbahn ab. Durch die Bagdadkonvention sind diese Konc. bis zum Jahre 2002 verlängert. Nach Ablauf der Konc.-Zeit geht die Bahn mit allem Zubehör gegen Erstattung des durch Taxe festzustellenden Wertes der Betriebsmittel und der Vorräte, im übrigen kostenfrei in den Besitz der türk. Reg. über. Innerhalb dieser Zeit, aber erst v. 13./2. 1923 ab, kann die türk. Reg. die Bahn jederzeit gegen Zahlung einer jährl. Summe erwerben, welche 50 % der durchschnittl. Jahres-Bruttoeinnahme der vorher- gehenden 5 Jahre, mind. aber frs. 10 000 pro Kilometer beträgt. Der durch Taxe festzu- stellende Wert der Betriebsmittel, Materialien und Vorräte wird auch in diesem Falle der Ges. erstattet. Die Zahlung des Kaufpreises ist sicher zu stellen. Garantie der Regierung: Die türk. Reg. garantiert eine Bruttoeinnahme von frs. 10 300 Pro Jahr und Kilometer für die 92 km lange Strecke Haidar Pacha-Ismid, ferner für die Linie Ismid-Angora frs. 15 000 pro Jahr und Kilometer. Wenn die durchschnittl. kilometrische Jahres-Bruttoeinnahme dieser beiden Strecken zus. höher ist als die für die Teilstrecke Haidar Pacha-Ismid garant. Summe von frs. 10 300 pro Jahr und Kilometer, so wird der auf die Teilstrecke Haidar-Pacha-Ismid entfallende, aber eine Bruttoeinnahme von frs. 15 000 pro km nicht übersteigende Mehrbetrag von der Garantiesumme für die Teilstrecke Ismid-Angora in Abzug gebracht. Für die Ergänzungsstrecke Eskichéhir-Konia garantiert die türk. Reg. einen Zuschuss von jährl. bis zu Ltq. 296.31 (frs. 6741) pro Kilometer im Jahr und zwar bis zur Erreichung einer Bruttoeinnahme von Ltq. 604 (frs. 13 741) pro Jahr und Kilometer. Falls die jährl. Bruttoeinnahme auf der Strecke Haidar-Pacha-Angora den Betrag von frs. 15 000 bezw. auf der Strecke Eskichehir-Konia den Betrag von Ltq. 604 (frs. 13 741) pro Kilometer über- steigt, erhält die türk. Reg. 25 % des Überschusses. Als Unterlage für die Garantieverpflichtung hat die Kaiserlich-Ottom. Reg. die Zehnten der Sandjaks Ismid, Ertogrul, Kutahia, Angora, Gümüschhane und Trapezunt überwiesen. Der Dienst dieser Zehnten wird durch die Ad- ministration der Dette Publique Ottomane besorgt. Vorschusszahlungen an die türkische Regierung: Durch Vertrag v. 7./6. 1902 hat sich die Anatol. Eisenb.-Ges. verpflichtet, dem Marineministerium einen Vorschuss von £ T. 120 000 zu leisten. Dieser Vorschuss ist inzwischen um £ T. 40 000 erhöht worden, er betrug am 31./12. 1907: £ T. 141 534.81. Dieses Geld ist zum Ankauf von 3 Schiffen, die die Haidar- Pacha-Linie bedienen, verwendet worden. Die Anatolische Eisenbahn-Ges. ist vertraglich beauftragt, die Einnahmen aus dem Passagier und Frachtverkehr der Linien Haidar-Pacha und Kadikeny einzukassieren, und sich für Zinsen und Rückzahlungsquote daraus bezahlt XXXIIV