828 Kohlenbergbau. Hedwig, Marie bei Deuben, Emilie, Siegfried, Paul, Wilhelm, Louise, Gertrud, Curt u. Reussen. Die Grubenfelder, welche teilweise zerstreut liegen, haben einen Flächen- inhalt von 1189 ha. Das Kohlenflöz wird teils im Tagebau, zum weitaus grösseren Teile aber unterirdisch gewonnen. Die Verwend. der Kohle ist dieselbe wie im Oberröblinger Revier. Die Gruben Paul, Marie, Siegfried, Wilhelm u. Louise liegen an der Staatsbahn Halle-Zeitz, oder sind durch Anschlussgleise mit ihr verbunden. Webau u. Hermann bei Göthewitz führen ihre Kohle mittels Drahtseilbahnen der Mineral- u. Paraffinfabrik Webau zu. Hedwig steht durch eine unterirdische Kettenbahn u. Emilie durch eine Drahtseilbahn mit Marie in Verbindung. Auf den Gruben befinden sich 22 Brikettpressen, 8 Nasspressen u. 322 Schwälöfen. Die vorhandene elektr. Zentrale mit 2 Gasmotoren, die durch Schwäl- gas betrieben werden, wird eine wesentliche Erweiterung erfahren, um sämtl. Gruben der Ges. im dortigen Reviere mit Strom zu versorgen. Belegschaftsziffer rund 1700 Mann. Den Teer erhalten die Mineralöl- u. Paraffinfabriken zu Webau u. Reussen zur Weiter- verarbeitung. 3. Das Grubenfeld der Grube Delbrück, bei Zwintschöna östlich von Halle a. S. im Bergrevier West-Halle gelegen, besitzt einen Flächeninhalt von 1157 ha; es findet nur unterirdischer Betrieb statt. Auf der Grube, welche an die Staatsbahn Halle- Leipzig angeschlossen ist, befindet sich eine Sortieranlage u. eine Schwälerei mit 22 Öfen. Belegschaft rund 100 Mann. II. Grundbesitz. Der Grundbesitz der Ges. beträgt zus. 752 ha. Davon liegen 485 ha im Kreise Weissenfels, 24 ha im Kreise Zeitz, 41 ha im Saalkreise, 200 ha im Mansfelder Seekreise, sowie 1535 a bebaute Flächen u. 1.0490 ha Hofräume im Stadtkreise Halle a. S. Ausserdem im Juli 1909 Ankauf des ca. 600 Morgen grossen Heineschen Rittergutes in Unterröblingen zum Einheitspreise von M. 1200 pro Morgen. III. Mineralöl-Paraffin- u. Kerzenfabriken: Die Fabriken dienen zur Gewinnung von Olen wie z. B. Gasöl, Putzöl, Solaröl sowie von Paraffin aus dem in den Schwälereien ge- wonnenen u. von fremden Schwälereien angekauften Teer sowie zur Herstell. von Kerzen aus dem Paraffin. Ca. 550 Arb. 1. Die Fabrik Webau liegt an der Eisenbahnlinie Deuben- Corbetha; Flächenraum 8.5 ha mit 57 Betriebsgebäuden, Lager- u. Wohnhäuser u. 9 Dampf- kessel mit 881 qm Gesamtheizfläche, 76 Dampfmasch. u. Gasmotore mit zus. 610 PS., elektr. Zentrale. Jährl. Verarbeitung an Braunkohlenteer 16 000 dz. Die Paraffinfabrik verarbeitet jährl. 40 000 dz Rohparaffin. Es sind ferner vorhanden eine Kerzenfabrik mit 152 Giessmasch. u. einer jährl. Erzeugung von 35 000 dz Kerzen und eine Hauptwerkstätte für sämtliche Betriebe der Gesellschaft. 2. Die Fabrik Reussen liegt 2 km von der Station Theissen, der Eisenbahn Weissenfels-Zeitz, bei der der Ges. gehörigen Grube Nr. 397. Auf einem Flächenraum von 1.8 ha stehen 13 Fabrikgebäude. Es sind vorhanden 3 Dampfkessel mit 235 am Gesamtheizfläche, 27 Dampfmasch. u. Gasmotoren mit 220 PS. Jöhrl. werden 70 000 dz Braunkohlenteer auf Mineralöle u. Rohparaffin verarbeitet. 3. Die Fabrik Ober- röblingen a. See liegt bei der obengenannten Grube Ottilie-Kupferhammer. Auf 1.5 ha stehen 10 Betriebsgebäude mit 40 Dampfmasch. u. Gasmotoren mit zus. 305 PS. Tährl. Verarbeitung von 50 000 dz Braunkohlenteer. Paraffin- u. Paraffinkerzenfabrik (22 Giess- masch.) mit jährl. Erzeugung von 10 000 dz. Die Ges. ist beteiligt: 1. bei dem Mitteldeutschen Braunkohlensyndikat in Leipzig. 2. bei dem Verkaufssyndikat für Paraffin- Ole zu Halle a. S. Für Neuerwerbungen, Neubauten, Masch. u. Anlagen wurden 1901/02–1909/10 insgesamt M. 1 731 112, 872 421, 1 877 389, 1 520 668, 1 204 782, 1 270 168, 1 384 399, 1 232 187, 2 523 110 ausgegeben. Wert der Anlagekonten Ende März 1906–1910.: M. 14 794 095, 15 085 504, 15 328 118, 15 388 568, 17 875 391. Arbeiterzahl aller Werke der Ges. im Durchschnitt 1904/1905–1909/1910: 4178, 4167, 3873, 4104, 3983, 3785, welche 1909/1910 M. 4 368 344 Löhne erhielten. – Der Kohlenreichtum der Felder der Ges. wird auf noch rund 2 250 000 000 hl geschätzt u. noch für viele Jahrzehnte aushalten. 1908/1909 waren ca. 500 Schwelöfen im Betrieb. 1905 Ankauf des bis dahin nur ermieteten Geschäftshauses Riebeckplatz 1 in Halle. Behufs Errichtung einer Brikettfabrik nebst Zubehör u. Erweiterung der elektr. Zentrale auf der Grube Amsdorf im Revier Oberröblingon a. See sowie behufs Ausbaues der maschinellen Fördereinricht. im Zeitzer Revier (Schaffung neuer Einricht. in den vorhandenen Brikettfabriken, Herstell. von Drahtseilbahnen, Erneuerung von Kessel- anlagen, Erweiterung der elektr. Zentrale) u. zwecks Beteilig. an neuen Bergwerksunter- nehmungen, deren künftigen Erwerb sich die Ges. dadurch sichern konnte, beschloss die G.-V. v. 20./1. 1909 eine Erhöhung des A.-K. um M. 3 000 000 (s. bei Kap.). Diese Beteiligung betrifft die Gew. Riesser, welche Kohlenfelder in den Gemarkungen Dobergast, Eula, Elster- trebnitz, Tannewitz, Trautzschen, Grossgrimma, Steingrimma und Löpitz besitzt. Im Februar 1900 nahm die Gew. Riesser unter selbstschuldnerischer Bürgschaft der A. Riebeck'schen Montanwerke den letzteren von Dr. Max Carlson in Wildschütz angebotenen Kaufvertrag an. Danach ging der dem Dr. Max Carlson gehörige, in den Kreisen Weissenfels u. Zeitz, insbes. in den Gemarkungen u. Dorflagen von Wildschütz, Nödlitz, Mutschau u. Göbitz belegene gesamte Besitz an Grundstücken, Gebäuden, selbständigen u. unselbständigen Kohlenabbau- gerechtigkeiten mit allem Zubehör, bestehend in 200 Morgen Acker, 750 Morgen Kohlenfeld, Grube, Schwälerei u. Mineralölfabrikanlagen, am 1./4. 1910 auf die Gew. Riesser über. M. 636 400 sind gegen die Auflass. im April 1910 bar gezahlt, der Rest von M. 1 000 000 ist bis 1930 für den Verkäufer unkündbar als Hypothek eingetragen. Die Carlsonsche Grube ist eine der besten im Zeitz-Weissenfelser Revier; die Kohle ist bis 20 m mächtig und kann auf 70 Morgen durch Tagebau gewonnen werden.