* * 14404 Öl., Seifen-, Wachs- und Leim-Fabriken. 1904 wurden die chem. Fabriken A. Brauer, Lüneburg, W. Berliner, Ohlau und H. Neudeck, Berlin-Heiligensee von dem derzeitigen Besitzer derselben A. Löw in Wien erworben u. zu diesem Zwecke lt. G.-V. v. 31./12. 1903 M. 950 000 neue Aktien ausgegeben (s. unter Kapital), auch wurden M. 550 000 Hypoth. mit übernommen. Mit der Fabrik für Knochenverarbeitung in Heiligensee ist eine grosse Schwefelsäure- u. Superphosphatfabrik verbunden, welche an die Union, Fabrik chemischer Produkte, in Stettin verpachtet wurde. Im Dez. 1906 wurde die Chem. Fabrik von Adolf Neldert in Tangermünde angekauft. 1907 Ankauf der Fabriken von Louis Spiritus Nachf. in Wipperfürth, W. Kohn in Wilhelmsberg, Ver- einigte chemische Fabriken, Aldenhoven, ,Union', Fabrik chemischer Produkte, Dammkrug b. Königsberg i. Pr., Chemische Fabrik Egerpohl G. m. b. H., Cramer & Buchholz, Gogarten b. Rönsahl. 1908 Erwerb der Fabrik A. C. Clement in Rostock, 1909 Pachtung der Chemi- schen Fabrik Schierstein Otto & Cie. G. m. b. H. auf 10 Jahre. Auf acht der Fabriken sind noch Restkaufgelder im Gesamtbetrage von M. 2 132 500 (M. 629 000 unverzinsl., M. 503 500 verzinsl. mit 4 % jährlich) zu entrichten, deren Zahlung ratenweise derart erfolgt, dass in den Jahren 1910 noch M. 443 009, 1911 M. 592 750, 1912 M. 388 750, 1913 M. 291 750, 1914 M. 148 750, 1915 M. 107 500, 1916/1917 je M. 75 000, 1918 M. 10 000 fällig werden. Diese Rest- kaufgelder sind, mit Ausnahme eines Betrages von M. 470 000 für die Fabrik Tangermünde, also mit insgesamt M. 1 662 500 hypothek. an I. Stelle auf den betreff. Kaufobjekten eingetragen. Die Scheidemandel-Gesellschaft betreibt in der Hauptsache die Erzeugung von Leim, Knochen- fett u. Knochenmehl. Knochenmehl findet als Düngemittel für landwirtschaftl. Zwecke im In- u. Auslande regelmässigen Absatz. Knochenfett bildet ein Hauptrohprodukt der Stearin- u. Seifenindustrie. Leim ist ein grosser Bedarfsartikel zahlreicher Industrien. In den ver- schiedenen Fabriken stehen 34 Dampfmasch. u. 3 Wasserturbinen mit ca. 2200 PS. u. 44 Dampfkessel mit 5100 qm Heizfläche im Betriebe. Arbeiterzahl etwa 1000. Die Fabriken verarbeiten jährlich ungefähr 6000 Waggons Knochen, d. i. etwa 60 % des deutschen Gesamt- aufkommens an Knochen. In den Fabriken der österreich. Ges. (s. unten) stehen 22 Dampf- masch. mit ca. 1400 PS. u. 38 Dampfkessel mit ca. 3400 qm Heizfläche im Betriebe. Arbeiter- zahl ca. 750, es werden jährlich ungefähr 3300 Waggons Knochen verarbeitet. Umsatz der Berliner Ges. nebst Zweigfabriken 1900/01–1908/09: M. 2 523 166, 2 425 207, 2 268 270, 3 316 766, 4249 920, 4 396 465, 5 782 886. 7 486 270, 8 292 927. Die Ges. beteiligte sich an der Zentral- gesellschaft f. chemische Industrien m. b. H. in Berlin, der Colla G. m. b. H. in Berlin u. der Compra G. m. b. H. in Berlin; die Ges. ist Mitglied der Einkaufs- u. Verkaufs-Vereinigungen deutscher Leim- und Knochenmehlfabrikanten, beide G. m. b. H. in Berlin, welche ab 1./1. 1908 auf die Dauer von 10 Jahren errichtet wurden. Die für 1905 geplante Verschmelz. mit der Ges. für chem. Industrie in Wien, für deren A.-K. von K 14 000 000 M. 4 000 000 neue Scheidemandel-Aktien gegeben werden sollten, ist in dieser Weise nicht zustande gekommen, da die Österr. Regierung dazu die Genehmigung versagte. Die angestrebte Vereinigung ist darauf lt. G.-V. v. 26./8. 1905 durch freiwilligen Umtausch der Aktien der österr. Ges. gegen solche von Scheidemandel erfolgt; eingetauscht wurden K 11 592 000 Aktien der österr. Ges. (s. auch unten bei Kap.). Die österr. Ges.. welche als selbständige Ges. bestehen bleibt, wurde 1905/06 einer durchgreifenden Reorgani- sation unterzogen, so dass eine Div. für 1905/06 nicht gezahlt werden konnte; die Gewinne für 1906/07–1908/09 wurden zu Abschreib. verwendet. Kapital: M. 6 000 000 in 6000 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 1 250 000, erhöht lt. G.-V. v. 20./2. 1896 um M. 300 000 in 300 Aktien, ausgegeben zu 140 %, ferner lt. G.-V. v. 31./12. 1903 Zwecks Ankauf weiterer Fabriken um M. 950 000 in 950 ab 1./2. 1904 div.-ber. Aktien gegen Sacheinlagen. Diese Aktien wurden von dem Vorbesitzer der 3 norddeutschen Fabriken A. Löw in Wien übernommen und bleiben 5 Jahre lang gesperrt. Die G.-V. v. 25./1. 1905 beschloss zwecks Stärkung der Betriebsmittel weitere Erhöhung des A.-K. um M. 500 000 in 500 ab 1./2. 1905 div.-ber. Aktien, übernommen von einem Konsortium zu 150 %, angeboten den Aktionären 5: 1 v. 29./3.–30./4. 1905 zu dem gleichen Kurse zuzügl. M. 30 pro Aktie für Reichsstempel u. 4 % Stück-Zs. seit 1./2. 1905. Agio mit M. 241 960 in den R-F Die G.. v. 25./1. 1905 hatte auch noch Ausgabe von M. 4 000 000 neuer Aktien zwecks Verschmelzung mit der Ges. für chem. Industrie in Wien beschlossen. Diese Erhöhung ist nicht durchge- führt worden (siehe unter Zweck), vielmehr beschloss die G.-V. v. 26./8. 1905 Erhöhung des M. 3 000 000 betragenden A.-K. bis auf M. 6 000 000 durch Ausgabe neuer Aktien à M. 1000 mit Div.-Ber. ab 1./10. 1905 unter Ausschliessung des direkten Bezugsrechts der alten Aktio- näre. Die neuen Aktien sind den Aktionären der Akt.-Ges. für chem. Ind. in Wien mit der Massgabe v. 18./9.–16./10. 1905 zum Umtausch angeboten, dass auf je 35 Aktien genannter Ges. à K 400 = K 14 000 3 Aktien der deutschen Ges. à M. 1000 gewährt wurde. Hiervon ist für 28 980 Aktien der österr. Ges. Gebrauch gemacht u. demnach das A.-K. von Scheidemandel um M. 2 484 000 auf M. 5 484 000 erhöht worden. Die neuen Akt. bleiben bis Ende 1908 gesperrt. In der G.-V. v. 28./3. 1908 wurde beschlossen, das A.-K. der Ges. durch Ausgabe von 516 neuen Aktien à M. 1000, ab 1./10. 1908 div.-ber., auf M. 6 000 000 zu erhöhen. Diese Er- höhung erfolgte zu dem Zwecke, die restlichen, noch nicht im Besitze der Ges. befindlichen Aktien der A.-G. für chemische Industrie in Wien (s. oben) zu erwerben. Dies geschah in der Weise, dass je M. 3000 neue Aktien, welche bis 1./1. 1912 gesperrt, gegen K 14 000 Aktien der Wiener Ges. begeben wurden. Die Berliner Ges. besitzt jetzt K 13 286 000 Aktien der Wiener Ges., welche im Februar 1910 mit nur 25 % ihres Nominalwertes = M. 2 947 638 zu Buch standen. Der im Wege dieses Umtausches nicht begebene Rest der neuen Aktien (453 Stück) wurde zum Kurs von 200 % begeben.