Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. 323 Reederei mit eigenen Seedampfern für den Transport überseeischer Erze. Die Konsumanstalt der Gussstahlfabrik unterhält 87 Verkaufsstellen, mit einer Dampfbäckerei, 2 Schlächtereien etc. II. Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen-Friemersheim. Die Friedrich-Alfred-Hütte ist eines der grössten und modernsten Hüttenwerke Deutschlands u. Europas. Die Anlage umfasst 8 Hochöfen, 1 Thomasstahlwerk, 1 Martinstahlwerk. Walzwerke, eine Eisen- konstruktionswerkstatt und Brückenbauanstalt, sowie die zugehörigen Nebenbetriebe. Es werden hergestellt: a) Roheisen, und zwar Thomaseisen für das eigene Thomaswerk, Bessemer- Roheisen, Hematit, sowie sonstige Giesserei-Roheisen und Spezialeisensorten, Ferrochrom, b) Blöcke und Brammen aus Thomas- und Martinstahl, c) Walzerzeugnisse aus Thomas- u. Martinstahl, und zwar: vorgewalzte Blöcke und Brammen, Knüppel, Eisenbahnschienen, Schwellen, Laschen, Unterlagsplatten, Klemmplatten, Formeisen sowie Stabeisen, d) Eisen- konstruktionen für Hoch- u. Brückenbau. Die Hütte besitzt einen eigenen Hafen von etwa 7 ha nutzbare Wasserfläche mit einem Kai von 540 m Länge. Das Hüttengelände beträgt etwa 295 ha. Zahlreiche Beamten- und Arbeiterwohnhäuser sind vorhanden. III. Stahlwerk Annen. Das Stahlwerk Annen, vormals F. Asthöwer & Co., welches im J. 1886 in den Besitz der Firma Fried. Krupp übergegangen ist, besitzt 3 grosse Siemens- Martinöfen u. 2 Schmelzöfen für Tiegelstahl. Das Stahlwerk fertigt als Spezialität Stahl- formguss aus Siemens-Martinstahl u. Tiegelstahl bis zu einem Stückgewicht von 25 000 kg. Weitere Spezialitäten sind: Gewehrlaufstäbe und Walzstahl für Gewehrteile. IV. Grusonwerk, Magdeburg-Buckau. Das Grusonwerk ist 1893 von der Firma Krupp erworben worden und hat seither wesentliche Vergrösserungen und Erweiterungen erfahren. Die Haupterzeugnisse des Grusonwerks sind: Hartguss jeder Art, insbesondere für Panzerungs- material, Artilleriematerial, Kriegsfahrzeuge, Grauguss, Temperguss, Metallguss, Stahlformguss, Press- und Schmiedestücke, Kräne, Walzwerke, Pressen, Zerkleinerungsmasch., sowie voll- ständige Einrichtungen für Aufbereitung, für Kabel-, Pulver-, Zement-Fabriken u. a. V. Germaniawerft, Kiel-Gaarden. Die Germaniawerft ist 1902 in den Besitz der Firma Krupp übergegangen. Sie bestand damals aus einer Werft in Kiel und einer Masch.-Fabrik in Tegel. Durch grosse Landankäufe in Kiel wurde der Grundbesitz der Werft sehr aus- gedehnt; es wurden neue gedeckte Hellinge errichtet, sowie eine vollkommen neue Masch.- Fabrik in grossem Umfange eingerichtet, während die Masch.-Fabrik in Tegel einging. Die Grundfläche der eigentlichen Werft umfasst, ausser dem Grundbesitz für Arbeiterwohnungen, etwa 22.9 ha; die Wasserfront hat eine Länge von etwa 800 m. Die Germaniawerft liefert: Kriegsschiffe aller Typen, fauchboote nach eigenem System, ferner Schnelldampfer und Handelsschiffe jeglicher Art, Dampfmasch., Dampfturbinen, Dieselmotoren etc. VI. Die mittelrheinischen Hüttenwerke: a) die Mülhofenerhütte bei Engers mit 4 Hoch- öfen, b) die Hermannshütte bei Neuwied mit 3 Hochöfen, c) die Saynerhütte bei Sayn mit Eisengiesserei und Masch.-Fabrik. VII. Steinkohlenbergwerke. a) die Zechen Hannover und Hannibal bei Bochum mit zus. 0 Schächten, darunter 6 Förderschächten, b) die Zeche ver. Sälzer und Neuack in Essen mit 2 Förderschächten, c) eine Anzahl unaufgeschlossener Kohlenfelder. Ausserdem ist die Firma Krupp zur Hälfte an der Gew. des Steinkohlenbergwerks Emscher-Lippe beteiligt, dessen Feld eine Grösse von 11 Maximalfeldern hat. VIII. Eisensteinbergwerke. Die Firma besitzt zahlreiche Eisensteingruben im Siegerland, im Westerwald in Hessen-Nassau und in Lothringen. Hierunter befinden sich die im Jahre 1906 für M. 6 000 000 erworbenen Fürstlich Solms-Braunfelsschen Eisensteingruben im Kreise Wetzlar, sowie die im Jahre 1907 zum Preise von M. 1 700 000 erworbenen Bieberer Gruben. Von diesem Bergwerksbesitz sind 34 Bergwerke im Betrieb, darunter 16 grössere Tiefbauanlagen mit vollständiger maschineller Einrichtung. Im J. 1910 hat das Oberbergamt in Bonn der Firma Krupp das Bergwerkseigentum in dem in den Gemeinden Philippstein und Altenkirchen im Oberlahnkreise u. in der Gemeinde Bonbaden im Kreise Wetzlar be- legenen Felde, das einen Flächeninhalt von 2 076 418 qm hat, zur Gewinnung der im Felde vorkommenden Kupfererze verliehen. Ausserdem ist die Firma an verschied. inländ. Eisen- erzbergwerken und grösseren ausländ. Bergwerks-Ges. beteiligt, insbesondere mit %% an dem Unternehmen der Örconera Iron Ore Company Limited in Bilbao und Santander. Hierzu kommt noch ein ausgedehnter Besitz an Tongruben, Kalksteinbrüchen und Quarzitbrüchen. Auf den Anlagen der Firma Fried. Krupp Akt.-Ges. wurden 1908 u. 1909 gefördert oder hergestellt: Steinkohlen 2 267 073, 2 426 728 t, Koks 568 208, 770 916: 1908: Teer 18 948 t, Schwefelsaures Ammoniak 7059 t, Eisenerze 1 090 803 t. Im Stahlwerks-Verband hat die Firma eine Beteilig. von 976917 t Rohstahlgewicht. Im Rhein.-Westfäl. Kohlensyndikat hat die Firma eine Beteilig. von 700 000 t pro Jahr u. ausserdem als Hüttenzeche unbeschränkten Selbst- verbrauch. Die Zahl der Arbeiter u. Beamten der Firma betrug im Mai 1910 70 249, davon ca. 38 000 auf der Gussstahlfabrik in Essen, 5665 auf die Friedrich-Alfred-Hütte, 1027 auf das Stahlwerk Annen, 3939 auf das Grusonwerk, 4500 auf die Germaniawerft, 10 035 auf die Kohlenzechen, 1075 auf die mittelrhein. Hüttenwerke, 4763 auf Eisensteingruben. In Häusern der Firma wohnten etwa 13 000 Arb. u. Beamte u. zus. einschl. ihrer Familien etwa 45 000 Personen. Es sind zahlreiche Wohlf.-Einrichtungen auf allen Werken der Ges. vorhanden. Wegen der Anfangs 1911 mit der Westfälischen Drahtindustrie in Hamm abgeschlossenen Interessengemeinschaft siehe im Nachtrag. Kapital: M. 180 000 000 in 180 000 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 160 000 000, erhöht lt. G.-V. v. 8./12. 1906 um M. 20 000 000, übernommen von der Familie Krupp zu pari. Die 218