Kohlenbergbau. Dividenden 1902/03–1904/05: 099 Liquidator: Eugen Ludwig, Berlin. Aufsichtsrat: Syndikus Eickhoff, Wilmersdorf; Gem.-Vorsteher F. Leonhardt, Neutrebbin; Dir. Hempel, Berlin. Niederlausitzer Kohlenwerke in Berlin, W. Potsdamerstr. 74, mit Zweigniederlassung in Fürstenberg a. 0. Gegründet: 23./5. 1882; eingetr. 26./6. 1882. Letzte Statutänd. 4./8. 1903, 17./7. 1905, 24./3, 16./6. 1906, 21./5. 1910. Sitz der Ges. bis 17./7. 1902 in Fürstenberg a. 0. Um den Brikett- vertrieb vorteilhafter zu gestalten, beschloss die G.-V. v. 12./5. 1902 Verlegung des Sitzes der Ges. nach Berlin. Zweck: Ausbeutung u. Betrieb von Braunkohlenwerken, Verarbeitung der Kohlen zu Briketts und sonstigen Brennmaterialien, sowie Betrieb von Ziegeleien und der Betrieb der Spedition zu Wasser und zu Lande. Die Speditionsanlage ist seit 1906 verpachtet. Die Ges. erwarb das 1858 aufgemachte Bergwerk Präsident im fiskalischen Stiftsforst Neuzelle. Die Regierung hat das Abbaurecht auf ca. 5000 Morgen bis 1932 verliehen, dafür hat die Ges. von 2.2 hl Kohlen 2 Pf. Tonnenzins, sowie für Bewirtschaftung der Erd- oberfläche Pacht zu zahlen. 1897 Erwerb. der bei Senftenberg belegenen Zschipkauer Werke W. Nürnberg Wwe. in Zschipkau sowie der Montanwerke von F. W. Krause & Co. in Clettwitz ab 1./1. 1898, jetzt vereinigt als Grube Anna zu einem Betriebe. Der Besitzstand der Ges. erhöhte sich dadurch um 1800 Morgen Kohlenfelder mit Förderanlagen für 5 000 000 bis 6 000 000 hl Kohlen, ferner auf 4 Brikettfabriken mit zus. 14 Pressen (je 1 in Fürstenberg u. Clettwitz, 2 in Zschipkau) mit ca. 19–20 000 Doppelwaggons Jahresproduktion und auf 2 Ziegeleien in Fürstenberg u. Zschipkau, letztere als Ringofenziegelei jetzt ganz mit elektr. Kraft betrieben, mit einer Jahresproduktion von ca. 3 000 000 Stück Mauersteinen. Die Brikettfabrik I Zschipkau hat eine Produktionsleistung von 20–21, Fabrik II von 15, die Clettw. Fabrik von 16 Doppelwaggons tägl. erhalten. Die Brikettfabrik Fürstenberg ist 1903 einem umfassenden Umbau unterzogen u. hat jetzt eine Produktion von ca. 5000 D.-Waggons pro Jahr. Im Sept. 1903 Ankauf der Grube Consul zu Pulsberg mit 14 noch nicht im Betrieb befindl. verliehenen Bergwerken mit 26 718 464 qm. Die Grube Consul liegt 4 km von Spremberg. Ab 1./4. 1904 Ankauf der Hörlitzer Werke bei Senftenberg. Zu dem Werke gehören eine Braunkohlengrube mit Tagebau, eine Brikettfabrik mit 3 Pressen u. ca. 4500 D.-Waggons jährl. Leistungsfähigkeit. Im Juni 1904 hat der Fiskus die 4 km lange Anschlussbahn der Ges. nach ihren Zschipkauer Werken übernommen. Im Febr. 1906 Ankauf des an den Grubenbesitz der Ges. angrenzenden Grubenfeldes „Unser Fritz- in der Zwangsversteigerung. Zu der Grube gehört ein 500 Morgen grosses Kohlenfeld, das mit allen bergbaulichen Anlagen u. einer Brikettfabrik mit 3 Pressen ausgerüstet ist. Die G.-V. v. 24./3. 1906 beschloss den Erwerb der Geschäftsanteile der Grube Viktoria bei Gross-Räschen. Friedr. Hoffmann, G. m. b. H., mit Wirkung ab 1./1. 1906 für M. 3 900 000 plus ca. M. 100 000 Erwerbskosten. Zu dem Werke gehören 2 Brikettfabriken mit 14 Pressen und 2 Ziegeleien. ca. 1020 Morgen Kohlenfelder u. ca. 20 Morgen Abbau-Gerechtsame, Gewinnung der Kohlen grösstenteils im Tagebau, jährl. Kohlenförderung ca. 10 500 000 hl u. ca. 25 000 D.-Waggons Briketts; Anschlussgleis nach Gross- Räschen, 1100 Arbeiter. Die zum Ankauf erforderl. Mittel wurden durch Neuausgabe einer 4½ % Oblig.-Anleihe von M. 6 000 000 mit flüssig gemacht (s. unten). Zugänge auf Anlage-Konti der sämtlichen Gruben erforderten 1906/07 bis 1910/11 zus. M. 795 010, 989 895, 1 245 981, 468 728, 1 512 297. Summe aller Abschreib. bis Ende März 1911 M. 8 052 042. Die Ges. hat 1908/09 ihren Kohlenfelder- und Grundbesitz durch den Erwerb eines grösseren Forstareals der Königl. Oberförsterei Grünhaus für den Zschipkauer Betrieb er- weitert. Für das vertraglich gestundete Restkaufgeld in Höhe von M. 480 000 hat die Ges. für die Königl. Regierung zu Frankf. a. O. als Verkäuferin auf den erstandenen Grund- stücken Hypothek bestellt, die in 4 Jahresraten à M. 120 000 zu amortisieren ist. Die Gesamt- aufwendungen für Kohlenfelder einschl. der vertraglich geleisteten Zahlungen auf die bisher in den Gemarkungen Naundorf, Brieske u. Hörlitz für die projektierte Neuanlage erworbenen Kohlenfelder haben 1908/09 M. 738 021 betragen. Wegen Angliederung der Bergbau-A.-G. Kraft in Leipzig und der Gewerkschaften Elze u. Alwine siehe bei Kap. Die Ges. „Kraft“ 1907 erwarb in der Gemarkung Thräna in Sachsen-Altenburg, in den dieser benachbarten Gemeindebezirken Blumroda, Wyhra u. auf dem Rittergut Zedtlitz Braun- kohlenfelder von insgesamt 335.562 ha Flächenraum u. zwar 78 ha durch Kauf der Boden- fläche u. 235 ha in Form von Kohlenbauberechtigungen, fällig in 11 Raten. Die Ges. nahm die Aufschliessung der Kohlenfelder in Angriff. Das Braunkohlenflöz wurde ohne Störung in schneller Folge aufgeschlossen, so dass es Ende 1907 bis zum Liegenden u. für den nächsten Abbau entwässert u. vollkommen ausgerichtet, der Kettenstollen, sowie die schiefe Ebene bis zur Brikettfabrik fertiggestellt war. In der neu erbauten Brikettfabrik mit 8 Pressen wurde die Fabrikation im März bis August 1908 sukzessive aufgenommen. Zwei 700 PS.-Dampfmasch. mit auf der Welle sitzendem Drehstrom- u. Gleichstromgenerator von 2000 resp. 220 Volt, ist mit der dazu gehörigen Kesselanlage bereits seit Ende Oktober 1907 in Betrieb. Ein Verwalt.-Gebäude, eine grosse Arb.-Baracke, eine Beamten- u. Arb.-Kantine, ein Beamtenwohnh., der Ausbau eines Bauerngutes für Arb.-Wohn., sowie mehrere grössere Arb.-Häuser wurden ebenfalls errichtet. Kohlenförderung 1908–1909 3 630 500, 6 535 743 hl; Brikettproduktion 88 430, 165 975 t. Eine neue Anlage „Kraft“ ist im Entstehen begriffen.