Thonwaren- und Chamotte-Fabriken, Ziegeleien. 1419 Zweck: Kauf u. Verkauf, Betrieb, Pachtung u. Verpachtung von Fabriken zur Ver- wendung von Chamotteerde u. anderen verwandten Artikeln, sowie der Erwerb von Grund- stücken zu diesem Zwecke; Erwerb, Pachtung u. der Betrieb von Tongruben. Die Fabriken stellen feuerfeste Produkte, wie Retorten, Chamottesteine, feuerfeste Ziegel etc., her. Ins- gesamt werden in den Fabriken 75 Beamte und ca. 1450 Arb. beschäftigt. Jahresproduktion 1908–1910: 152 256, 140 032, 139 610 t. Die Fabrikanlagen der Ges. bestehen aus der Stamm- fabrik in Saarau und der 1904 angekauften Chamottefabrik der vormaligen Firma Gebr. Langer in Saarau, ferner der 1890 erbauten Filialfabrik Halbstadt (Böhmen) u. der 1900 in Betrieb genommenen Filialfabrik Marktredwitz (Bayern). Die Fabrikgrundstücke in Saarau umfassen 8 ha 61 a 24 qm; dazu kommen an Tongrundstück-Besitz in Saarau und den be- nachbarten Dörfern 80 ha 82 a 59 qm sowie auf anderen Tongrundstücken in Saarau und nächster Umgegend dauernd eingetragenen Ton-Förderberecht. 7 ha 33 a 60 qm. Die ge- wonnenen Tonmengen betrugen in den letzten 10 Jahren durchschnittl. 75 675 t Bei An- nahme dieser Durchschnittsziffer würde der taxierte Tonvorrat auf den eigenen u. fremden Tongrundstücken etwa 90 Jahre ausreichen. Fast der gesamte eigene Tongrundstück-Besitz ist noch unangetastet, da die Tonförderung zurzeit auf Pachtgruben geschieht. Die Masch. u. maschinellen Nebenbetriebe der Saarauer Fabrik bestehen in der Hauptsache aus 6 Koller- gängen, 4 Brechwalzwerken, kombiniert mit 4 Steinvorbrechern, 2 Riffelwalzwerken, 2 Glatt- walzwerken, 5 Kugelfallmühlen, 4 Ziegelstrangpressen u. verschied. Spezialpressen, 10 Cha- mottemischmasch. Die Fabrik besitzt eigenes Elektrizitätswerk mit 2 Dampfturbodynamos von 2000 PS. Gesamtleistung, die der Erzeugung des Stromes für 45 Drehstrom-Motore dienen, sowie 4 Dampfkessel mit 834 qm Heizfläche. Ferner besitzt das Werk eine Kaolin- schlämmerei sowie zu eigenen Zwecken ausgedehnte mech. Werkstätten für Metall- u. Holz- bearbeitung. Die zugehör. Tongruben sind mit 12 maschin. Förderanlagen u. Wasserhalt. mit Dampf- u. Heissluftmotorbetrieb u. 1 Lokomotive ausgerüstet. Eigene Geleiseanschlüsse vorhanden. Die Chamottefabrik Marktredwitz wurde im J. 1899 erbaut; sie ist durch eigene Industriegeleise mit dem Staatsbahnhof Marktredwitz verbunden. Das Grundstück hat eine Gesamtfläche von 151 103 qm, wovon 52 230 qm auf Wald und das Kaolinbergwerk entfallen. Dem Betriebe dienen 3 Dampfkessel mit 265 qm Heizfläche sowie 2 Dampfmasch. zu je 2 bis 300 PS. nebst 2 Primär- u. 5 Sekundär-Dynamos. An Masch. u. sonst. Anlagen sind im wesentlichen vorhanden 2 grosse Steinbrecher, 2 Walzwerke, 7 mech. Siebanlagen, 4 Kugel- mühlen, 4 Mischmasch., 3 Senkwerke, 1 Trockenturm u. 16 Brennöfen. Eigene Reparatur- werkstätte, Schmiede, Modelltischlerei etc., sowie 15 Häuser für Angestellte. Die 1889 er- baute Chamottefabrik Halbstadt liegt in der Gemeinde Ruppersdorf bei Halbstadt und ist mit dem Güterbahnhofe der Station Halbstadt durch Geleiseanschluss verbunden. Das Fabrikgrundstück hat eine Grösse von 23 588 qm. Ausserdem gehört zur Fabrik ein be- nachbartes Terrain von 20 888 qm, dessen einer Teil aus verpachtetem Ackerland besteht, während der andere Teil eine Handziegelei, die jährlich ca. 80–85 000 Ziegel liefert, ein Meister- u. Beamtenwohnhaus sowie eine Arb.-Kaserne trägt. Die Betriebsanlagen bestehen aus 3 Dampfkesseln von ca. 235 qm Heizfläche, 2 Dampfmasch. von 140 PS u. 1 Compound- masch. von 50 PS. An Arbeitsmasch. sind vorhanden 1 Tonwalzwerk, 2 Steinbrecher, ver- bunden mit je 1 Walzwerk, 2 Kollergänge, 5 Tonschneider, 2 Strangpressen sowie 1 Trichter- formmaschine. Vorhanden noch eine Tischlerei, Reparaturwerkstatt, 2 Wohnhäuser für die Bureaus u. Beamtenwohnungen. Stamm-Kapital: M. 3 750 000. Urspr. M. 3 000 000, erhöht 1904 um M. 250 000 u. 1911 um M. 500 000. Sämtl. St.-Anteile sind im Besitz der Stettiner Chamottefabrik vorm. Didier in Stettin. Anleihe: M. 2 000 000 in 4½ % Teilschuldverschreib. lt. Beschluss der Gesellschafter v. 10./3. 1911, rückzahlbar zu 103 %. Stücke à M. 1000, lautend auf den Namen der Deutschen Bank oder deren Order u. durch Indoss. übertragbar. Zs. 1./4. u. 1./10. Tilg. ab 1916 bis sbät. 1936 durch jährl. Auslos. im Dez. (erstmals 1915) auf 1./4. (zuerst 1916); ab 1./4. 1916 verstärkte Tilg. oder Totalkünd. mit 3 monat. Frist vorbehalten. Sicherheit: Sicherungs- hypoth. auf dem Grundbesitz in Saarau und Conradswaldau an I. Stelle. Die Verpfändung erstreckt sich auf den Besitz der Ges., soweit er in Schlesien belegen ist, und zwar auf rund 8 ha 50 a Grundbesitz nebst den darauf befindl. Fabrikanlagen und rund 80 ha 50 a Tongrundstücke. Die Stettiner Chamotte-Fabrik A.-G. vorm. Didier übernahm ausserdem die selbstschuldnerische Bürgschaft für sämtliche Ansprüche aus den jeweils ausstehenden Teilschuldverschreib. Aufgenommen zur Verstärkung der Betriebsmittel. Zahlst.: Saarau: Ges.-Kasse; Berlin: Deutsche Bank, Braun & Co. Kurs: Zugelassen in Berlin Anfang Mai 1911; erster Kurs: 101.75 %. Geschäftsjahr: Kalenderfj. Bilanz am 31. Dez. 1910: Aktiva: Grundstücke Saarau etc. 1 094 012, Gebäude 870 528, Masch. 412 871, Tongruben 37 554, Beteilig. 16 000, Betriebsbestände u. Vorräte 928 647, Kassa, Wechsel u. Effekten 46 523, Tant. 295, Debit. 2 552 016, Filialfabrik Halbstadt 750 000. – Passiva: Kap.-Kto 3 250 000, Sparkassen-Kto 68 646, Kulmiz-Stift. 10 000, Arb.-Unterstütz.-F. 12 569, Hypoth. 132 700*), Kredit. 3 220 185**), Vortrag 14 349. Sa. M. 6 708 449. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Betriebs-Ausgaben 1 024 683, Arb.-Unterstütz.-F. 5000, Abschreib. 90 500, Tongrubenbetrieb 34 230, Gewinn an die Gesellschafter 497 357, Vortrag Inzwischen zur Rückzahlung gelangt. * Darunter M. 2 959 811.37 Stettiner Chamotte-Fabrik A.-G. vorm. Didier.