Fabriken für Chemikalien etc. 13 Verein chemischer Fabriken Akt.-Ges. in Zeitz. Gegründet: 22./3. 1907 mit Wirkung ab 1./11. 1906; eingetr. 28./3. 1907. Gründer siehe Jahrg. 1910/11. Statutänd. 18./3. 1911. Die Firma Chemische Fabrik Aue b. Zeitz, vorm. Weber & Schröder brachte ihre in Aue b. Zeitz, in Rehmsdorf b. Zeitz und in Cöthen in Anhalt betriebenen chem. Fabriken mit sämtl. Aktiven u. Passiven unter Gewährleistung für den Eingang der Aussenstände und Wechsel in die Ges. ein. Die Ubernahme dieser Fabriken erfolgte auf Grund der Übernahmebilanz vom 1./11. 1906. Unter Zugrundelegung der sich aus dieser Bilanz ergebenden Einzelpreise wurde der Gesamtübernahmepreis auf M. 1 650 000 festgesetzt, beglichen durch Gewährung von 1650 Aktien à M. 1000 zu pari. Der Rest des A.-K. M. 350 000 ist bei der Gründung bar eingezahlt. Zweck: Betrieb, Errichtung, Erwerb und Veräusserung chem. Fabriken u. verwandter Unternehm., sowie der Betrieb aller mit derartigen Unternehm. im Zus. hang stehenden Geschäfte jeder Art. Die Anlagen der Ges. umfassen z. Z. folgende Betriebe: 1. Die Fabrik in Rumsdorf, unmittelbar am Bahnhof Rehmsdorf, der Extraktion öl- u. fetthaltiger Rohstoffe, Erzeugung von Olein, Fettsäure u. Stearin, Glyzerin, Spezialölen u. Fetten, sowie Raffination von Fett u. 01 dienend. Die Fabrik ist 1905/06, nach völliger Zerstörung durch Brand, neu errichtet. 2. Die Fabrik am Bahnhof in Cöthen (Anhalt) zur Herstellung künstlicher Dünge- mittel. Dieselbe ist ebenfalls 1905/06 nach einem Brandunglück ganz neu erbaut. 3. Die Fabrik Aue bei Zeitz, in welcher in der Hauptsache stickstoffhaltige Kunstdünger erzeugt werden. Ein kleiner Teil dieses Werkes stammt noch aus 1871/75; der bei weitem grösste Teil ist 1887, 1891 u. 1900 bis jetzt erbaut. 4. Die 1907/08 errichtete Schwefelsäurefabrik in Aue für alle Sorten Schwefelsäure von 50–660 Bé. Die Grundstücke, auf welchen sich die vorbezeichneten Fabrikanlagen in Gesamtausdehnung von 43 566 qm befinden, umfassen ein Gesamtareal von 93 554 qm. Die Ges. besitzt daneben noch eine Villa mit Garten in Aue (Wohnung des Direktors), ferner ein Beamtenwohnhaus in Rumsdorf, sowie für eine Anzahl Wohnungen unverheirateter Beamten. Auf allen Werken sind ausserdem Meisterwohnungen in den Fabrikgebäuden vorhanden. Hauptabsatzgebiet für die Fabrikate ist Deutschland; ausserdem exportiert die Ges. Die Fabrikationseinrichtungen sind 1908/09 verbessert und erneuert worden. Zur Dampferzeugung dienen 6 Kessel mit 500 am Heizfläche. Die zum Betriebe erforderliche Kraft wird von 7 Betriebsmasch. mit insges. 760 PS geliefert, darunter 3 Gaskraftmasch. mit 350PS, welche durch 3 Dawson-Saug-Gasanlagen gespeist werden. Ausser zahlreichen besonderen Apparaten sind im Betriebe: 15 Extrakteure von zus. 170 cbm Fassungsraum mit zugehörigen Destillations-, Raffinations- u. Kühlanlagen, für Extraktion von täglich 3000 Ztr. Rohware ausreichend. Die vorhandenen 17 Mahlmaschinen haben eine Leistungsfähigkeit von 4000 Ztr. pro Tag. Jede Fabrik hat ein eigenes chemisches Laboratorium. Zurzeit durchschnittlich 350 Beamte u. Arb. Zugänge auf Anlage-Kti erforderten 1906/07 bis 1908/09 M. 228 233, 366 723, 207 701, u. zwar besonders für den Neubau der Schwefelsäure- fabrik Aue u. die Fettsäure- u. Stearinfabrik in Rehmsdorf; 1909/10: M. 450 000 (siehe auch bei Kap.). Produktion 1906/07–1909/10: 675 886, 719 695, 767 041, 1 067 316 Ztr., Umsatz M. 3 683 915, 3 774 957, 3 988 409, 5 214 955. Die Ges. ist bis zum 30./6. 1911 bezügl. einiger Produkte an einer Verkaufsvereinigung beteiligt. Die auf Grund dieser Beteilig. abgesetzten Fabrikate machen etwa % des Gesamtumsatzes der Ges. aus. Kapital: M. 3 000 000 in 3000 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 2 000 000, erhöht lt. G.-V. v. 18./3. 1911 um M. 1 000 000 in 1000 Aktien mit Div.-Ber. ab 1./5. 1911, übernommen von einem Konsort. (Deutsche Bank etc.) zu 116 %, davon angeboten M. 500 000 den alten Aktionären im April 1911 zu 130 %. Die neuen Mittel dienen teils zur Deckung der Kosten für den Neubau einer Schwefelsäurefabrik in Cöthen u. Verdoppel. der Schwefel- säureanlage in Aue. Diese Erweiterungsbauten sind bereits in Angriff genommen u. gehen 1911 ihrer Vollendung entgegen. Ferner ist bei der Cöthener Fabrik eine mechanische Kammerentleerung eingerichtet worden; auch fand die Angliederung der Superphosphat- fabrik von Gebr. Karsten in Hettstedt-Burgverner statt. Anleihe: M. 1 000 000 in 4½ % Teilschuldverschreib. von 1909, 5 Jahre unkündbar, rück- zahlbar zu 103 % innerhalb 25 fahren. Aufgenommen zur Verstärkung der Betriebsmittel. Sicherheit: Hypoth. Eintragung auf den gesamten Grundbesitz der Ges. Geschäftsjahr: 1./11.–31./10. Gen.-Vers.: Im I. Geschäftshalbj. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung: 5 % z. R.-F., 4 % Div., vom Übrigen 10 % Tant. an A.-R. (unter Anrechnung einer festen Vergüt. von zus. M. 10 000), Rest Super-Div. bezw. nach G.-V.-B. Bilanz am 31. Okt. 1910: Aktiva: Grundstück 214 656, Immobil. 1 119 800, Masch. 682 200, Pferde u. Wagen 10 500, Eisenbahn 19 400, Waren 1 098 270, Kassa 4483, Effekten 20 000, Kaut. 15 856, Beteilig. 26 253, Debit. 756 394, Neubaukto 137 769. – Passiva: A.-K. 2 000 000, Oblig. 1 000 000, Kredit. 682 412, Interimskto 30 800, R.-F. I 46 028 (Rückl. 10 552) do. II 80 000 (Rückl. 20 000), Delkr.-Kto 30 000, Tant. 19 452, Div. 160 000, Vortrag 56 889. Sa. M. 4 105 584. Gewinn- u. Verlust-Konto: Debet: Betriebs- u. Handl.-Unk. 713 849, Bruttogewinn 370 103. – Kredit: Vortrag 55 843, Betriebsüberschuss 1 028 109. Sa. M. 1 083 952. Kurs Ende 1910: 157.50 %. Die Zulassung der Aktien zur Notiz an der Berliner Börse erfolgte im Febr. 1910; erster Kurs am 10./2. 1910: 145.25 %. Dividenden 1906/07–1909/10: 8, 8, 8, 8 %. Coup.-Verj.: 4 J. (K.). Direktion: Martin Stöve, John Wiebols, Dr. Max Schwimmer.