Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. Bismarckhütte hat von den Besitzern des Eisenerzbergwerks Ruffer & Kramsta in Will- mannsdorf bei Jauer, welches seit 22 Jahren stillliegt, das Recht zu Versuchsarbeiten er- worben, welche auf Wiederaufnahme des Betriebes hinzielen. Die Abteufung eines neuen Schachtes, von dem aus man die alten Stollen wiedererschliessen will, ist in Aussicht genommen. Bei genügender Ergiebigkeit der Grube, deren Erze sehr eisenhaltig sind, würde die Bismarckhütte die 3 Hochöfen der ihr fusionierten Falvahütte mit niederschlesischem Erz beschicken können. Folgende Erweiterungs- bezw. Neubauten wurden 1909/10 u. 1910/11 ausgeführt bezw. sind noch im Bau: a) bei der Bismarckhütte: der Neubau einer Grobblechstrecke, der Umbau u. die Verbesserung der Grobeisenstrecke u. der Neubau eines Stahlwalzwerkes zur Herstellung von nahtlosen Röhren, Ausbau Gussstahlwerk, Kabel Bismarckhütte-Falvahütte, Arbeitsroll- gänge 800er Blechwalzwerk, Umbau Feinblechstrecke III; b) bei der Falvahütte: die Ver- grösserung u. Verbesserung der Koksanstalt, Umbau u. Verbesserung der Hochofen-Anlage, Neubau eines Martin-Stahlwerkes, Neubau eines Feineisenwalzwerkes bezw. Umbau der beiden alten Feineisenstrassen, sowie Neubau einer elektr. Zentrale, Umbau Hochofen II, Feineisen- magazin, 800 kw. Umformer. Von den Gesamtkosten für diese Erweiterungs- bezw. Neu- bauten kamen M. 5 183 107 bereits per 30./6. 1910 u. M. 3 519 656 per 30./6. 1911 zur Ver- rechnung; für die unvollendeten Neubauten waren bis ult. Juni 1911 M. 10 479 367 ausgegeben. Absatz: Walzeisen 1905/06 1906/07 190708 1908/09 1909/10 1910/11 u. Feinblecheetc. . kg 103 865 280 113 116 566 301 194 922 2 2 Wert. . M. 18 997 783 24 398 751 30934 125 28 295 140 30 630 152 32 291 3eschäftigte Arbeiter 4 088 4564 7505 6585 6998 7572 An Löhnen wurden 1907/08–1910/11 gezahlt M. 8 419 508, 7 488 123, 7 747 782, 8 623 625,. Die Beteiligung bei Syndikaten bezw. Verbänden beträgt für beide Werke: Bei der Oberschles. Stahlwerks-Ges. Produkte B 23.86 %, beim Deutschen Stahlwerksverband Gruppe A 17 500 t, beim Kaltwalzverband 3.78 %, beim Dynamoblechverband ca. 34½ %, bei der Alt- eisen-Vereinigung mit 29 %. Der Verkaufs-Vereinig. des Oberschles. Roheisen-Syndikats gibt die Ges. diejenigen Roheisenmengen ab, die sie in ihren Betrieben nicht selbst verwendet. Zwischen der Bismarckhütte und der Oberschles. Eisenbahn-Bedarfs-Akt.-Ges. zu Friedens- hütte besteht eine Verkaufsvereinigung in Form einer Ges. m. b. H., betreffend schmiede- eiserne und Stahlröhren (Firma „Verkaufsstelle Oberschlesischer Stahlröhrenwerke [Bismarck- hütte-Huldschinskywerke] G. m. b. H.' mit dem Sitz in Berlin und Bismarckhütte); die Beteiligungsquote der Bismarckhütte beträgt 55 %. Das Abkommen endet am 30./6. 1920, kann jedoch unter gewissen Modalitäten auch vorher mit zweijähriger Frist gekündigt werden. Um sich hinsichtlich der Beschaffung des nötigen Roheisens sicher zu stelten und sich die Verarbeitung des flüssigen Roheisens in Martinöfen nutzbar zu machen, veranlasste die Ges. 1906 zum Erwerb des M. 6 500 000 betragenden A.-K. der A-G. Eisen- u. Stahlwerke Bethlen-Falva zu Schwientochlowitz (s. unter Kap.). Die Bethlen-Falvahütte wurde dann 1908 vollständig mit der Bismarckhütte fusioniert; jetziger Besitzstand siehe oben. Die bei Erwerb der Eisen- und Stahlwerke Bethlen-Falva selbstschuldnerisch übernommene Anleihe dieser Ges. im Betrage von M. 1 750 000 kam 1908 zur Rückzahlung. Der am 1./4. 1904 mit der Oberschles. Eisen-Industrie in Gleiwitz abgeschlossene Vertrag betr. einer Interessengemeinschaft wurde am 31./12. 1906 aufgelöst. Der Abschluss für 1910/11 ergab einschl. M. 241 234. Vortrag einen Bruttogewinn von M. 1 979 574, wovon zu Abschreib. M. 1 600 000 abzusetzen waren u. nach Verwendung von M. 66 500 für Wohlfahrtszwecke als Vortrag auf neue Rechnung M. 313 074 verblieben. Das ungünstige Resultat ist nicht nur durch die bekannten Verhältnisse auf dem Röhren- u. Stab- eisenmarkt hervorgerufen worden, sondern auch durch Neueinrichtungen auf den Werken, welche teilweise mit Verspätung fertiggestellt wurden, teilweise aber nicht sofort anstandslos arbeiteten. In den ersten Monaten des neuen Geschäftsj. 1911/12 haben sich nach Uber- windung der letztbezeichneten Schwierigkeiten denn auch freundlichere Ausweise ergeben. Kapital: M. 16 000 000 in 3000 Aktien (Nr. 1–3000) à M. 600 und 14 200 Aktien (Nr. 3001–17 200) à M. 1000. Urspr. M. 1 800 000, erhöht 1889 um M. 600 000, 1890 um M. 600 000, 1894 um M. 1 000 000 und lt. G.-V.-B. v. 6. Nov. 1897 um M. 2 000 000 (div.-ber. ab 1. Juli 1898), angeboten den Aktionären vom 26. Nov. bis 28. Dez. 1897 zu 140 %. Die G.-V. v. 29./9. 1906 beschloss weitere Erhöhung des A.-K. um M. 4 000 000 (auf M. 10 000 000) in 4000 neuen Aktien. Hiervon dienten M. 2 800 000 zu pari mit Div.-Ber. ab 1./7. 1906 zum Erwerb des gesamten A.-K. von M. 6 500 000 in 6500 Aktien der Bethlen-Falvahütte in Schwientochlowitz (s. oben), sodass also für etwa je M. 3000 Falva-Aktien M. 1000 Bismarckhütte-Aktien gewährt wurden; die restl. M. 1 200 000 neue Aktien mit Div.-Recht ab 1./1. 1907 dienten zur ferneren Verbesserung u. Erweiterung der Werksanlagen der Ges.; sie wurden den Aktionären 5: 1 v. 26./10.–12./11. 1906 zu 250 % zum Bezuge angeboten. Agio mit M. 1 630 000 in R.-F. Die a. o. G.-V. v. 8./2. 1909 beschloss zur Verstärkung der Betriebsmittel, speziell für Erweiterungsbauten und behufs Abstossung von Bank- schulden, Erhöhung des A.-K. um M. 6 000 000 in 6000 Aktien à M. 1000. Diese neuen Aktien wurden mit 140 % seitens eines Konsort. übernommen und zum gleichen Kurse den Aktionären 5:3 vom 28./2.–18./3. 1909 angeboten. Diese Aktien, auf welche 50 % und das Aufgeld von 40 % sofort einzuzahlen waren, sollen an der Div. für 1909/10 zur Hälfte teilnehmen. Bis 30./6. 1909 erhalten die neuen Aktien weder einen Gewinn- anteil noch eine Vergütung an Stück-Zs. Die Vollzahlung hat am. 30./6. 1910 zu erfolgen, Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1911/1912. II. 19