Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. 337 Der Besitz der Firma Fried. Krupp Akt.-Ges. umfasst nachstehende Werke u. Anlagen: I. Gussstahlfabrik Essen. Auf der Gussstahlfabrik werden hergestellt: alle Arten von Kriegsmaterial, Geschütze, Kriegsfahrzeuge, Geschosse, Zündungen, Panzerplatten, sowie alle Arten Material für Eisenbahnen, Schiffbau und Maschinenbau etc., insbesondere Radsätze für Lokomotiven und Eisenbahnfahrzeuge und deren Teile, Federn, Pressteile, Herzstücke und Weichen, Bleche, Schmiedestücke aller Art, Stahlformguss für Schiffbau u. Maschinenbau, Werkzeugstahl, Feldbahnmaterial, sowie Halbfabrikate insbesond. Stahlsorten u. Legierungen. Zur Herstellung des erforderlichen Stahls sind vorhanden: 9 Stahlwerke, nämlich 1 Bessemer- werk, 6 Martinwerke mit zus. 42 Öfen von 12–40 t, 1 Tiegelstahlwerk, welches die gleich- zeitige Schmelzung u. Herstellung von Güssen bis zu annähernd 80 000 kg gestattet, sowie 1 Elektrostahlwerk. Zur Weiterverarbeitung des erzeugten Stahls, sowie der Produkte der Eisengiesserei u. der Metallgiessereien dienen 19 Walzwerke, 128 hydraul. Pressen, darunter 7 Stück von 1800–10 000 t Druckkraft, 192 Dampf- und Transmissionshämmer, ca. 7700 Werkzeugmasch., darunter die grössten bisher gebauten, 431 feststehende u. bewegl. Dampf- kessel, 529 Kraft- u. Arbeitsmasch. mit zus. 93 170 PS., 3075 Elektromotoren, 1124 Krane bis zu 150 000 Kg Tragfähigkeit. In der Steinkammer werden für den eigenen Bedarf täglich etwa 249 000 kg feuerfeste Materialien hergestellt; die Tiegelkammer liefert täglich durchschnittl. 3900 Schmelztiegel. Der Wasserverbrauch der Gussstahlfabrik, dem vier getrennte Anlagen dienen, betrug im Jahr 1910 17 031 319 chm. Das Gaswerk der Gussstahlfabrik lieferte 1910 18 857 795 ch0m Leuchtgas. Zur Erzeugung der Elektrizität sind 6 Elektrizitätswerke mit 6 Maschinenhäusern, 6 Umformerstationen und 12 Transformatorstationen vorhanden, zur Speisung von 3063 Bogenlampen, 40 000 Glühlampen und 3015 Elektromotoren. Die Elektrizitätswerke leisteten i. J. 1910 47 800 000 Kw. Das Eisenbahnnetz mit 3 Anschlüssen an die Staatsbahn umfasst 144 km Gleis; vorhanden sind 53 Lokomotiven und 2475 Wagen; die Zu- und Abfuhr erfolgt durch täglich etwa 50 Eisenbahnzüge. Die Fabrik besitzt eigenes Telegraphennetz mit 22 Stationen und eigenes Telephonnetz mit ca. 630 Anschlüssen. In der Probieranstalt und in den chemischen und physikalischen Laboratorien wurden für den laufenden Betrieb 1910 ausgeführt; rd. 227 000 Proben, etwa 80 000 Analysen mit mehr als 430 000 Einzelbestimmungen, sowie zahlreiche Untersuchungen wissenschaftlicher und tech- nischer Art. Zur Gussstahlfabrik Essen gehören 3 Schiessplätze in Essen, Meppen und Tanger- hütte. Der Schiessplatz Meppen hat eine Länge von 25 km und eine Breite von 4 km. Es wurden im J. 1910 auf den Schiessplätzen rd. 31 200 Schuss aus Geschützen abgegeben und dazu verbraucht rd. 117 200 kg Pulver und rd. 745 000 kg Geschossmaterial. Die Gussstahl- fabrik unterhält in Rotterdam ein Kontor für Spedition u. lteederei mit eigenen Scedampfern für den Transport überseeischer Erze. Die Konsumanstalt der Gussstahlfabrik unterhält 95 Verkaufsstellen, mit einer Dampfbäckerei, 2 Schlächtereien ete II. Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen-Friemersheim. Die Friedrich-Alfred-Hütte ist eines der grössten und modernsten Hüttenwerke Deutschlands u. Europas. Die Anlage umfasst 9 Hochöfen, 1 Thomasstahlwerk, 1 Martinstahlwerk, Walzwerke, eine Eisen- konstruktionswerkstatt und Brückenbauanstalt, sowie die zugehörigen Nebenbetriebe. Es werden hergestellt: a) Roheisen, und zwar Thomaseisen für das eigene Thomaswerk, Bessemer- u. Martineisen, Hämatit sowie sonst. Giesserei-Roheisen u. Spezialeisensorten, Ferrochrom, b) Blöcke und Brammen aus Thomas- und Martinstahl, c) Walzwerkserzeugnisse aus Thomas- u. Martinstahl, u. zwar: vorgewalzte Blöcke u. Brammen, Knüppel u. Platinen, Eisenbahn- schienen, Schwellen, Laschen, Unterlagsplatten, Klemmplatten usw., Formeisen sowie Stab- eisen, d) Eisenkonstruktionen zu Brücken- u. Hochbauten. Die Hütte besitzt einen eigenen Hafen von etwa 6 ha nutzbare Wasserfläche mit einem Kai von 540 m Länge. Das Hütten- gelände beträgt etwa 309 ha. Zahlreiche Beamten- u. Arbeiterwohnhäuser sind vorhanden. III. Stahlwerk Annen. Das Stahlwerk Annen, vormals F. Asthöwer & Co., welches im J. 1886 in den Besitz der Firma Fried. Krupp übergegangen ist, besitzt 4 grosse Siemens- Martinöfen u. 2 Schmelzöfen für Tiegelstahl, mechan. Werkstätten, ein neues Walzwerk u. a. Das Stahlwerk fertigt als Spezialität Stahlformguss aus Siemens-Martinstahl u. Tiegelstahl bis zu einem Stückgewicht von 40 000 kg. Weitere Spezialitäten sind: Gewehrlaufstäbe und Walzstahl für Gewehrteile. IV. Grusonwerk, Magdeburg-Buckau. Das Grusonwerk ist 1893 von der Firma Krupp erworben worden und hat seither wesentliche Vergrösserungen und Erweiterungen erfahren. Die Haupterzeugnisse des Grusonwerks sind: Schalenguss jeder Art, insbes. für Panzerungs- material, Artilleriematerial, Kriegsfahrzeuge, Grauguss, Temperguss, Metallguss, Stahlformguss, Press- und Schmiedestücke, Kräne, Walzwerke, Pressen, Zerkleinerungsmasch., sowie voll- ständige Einrichtungen für Aufbereitung, für Kabel-, Pulver-, Zement-Fabriken u. a. V. Germaniawerft, Kiel-Gaarden. Die Germaniawerft ist 1902 in den Besitz der Firma Krupp übergegangen. Sie bestand damals aus einer Werft in Kiel und einer Masch.-Fabrik in Tegel. Durch grosse Landankäufe in Kiel wurde der Grundbesitz der Werft sehr aus- gedehnt; es wurden neue gedeckte Hellinge errichtet, sowie eine vollkommen neue Masch.- Fabrik in grossem Umfange eingerichtet, während die Masch.-Fabrik in Tegel einging. Die Grundfläche der eigentlichen Werft umfasst, ausser dem Grundbesitz für Arbeiterwohnungen, etwa 23.5 ha; die Wasserfront hat eine Länge von etwa 800 m. Die Germaniawerft liefert: Kriegsschiffe aller Typen, Tauchboote nach eigenem System, ferner Schnelldampfer und Handelsschiffe jeglicher Art, Dampfmasch., Dampfturbinen, Dieselmotoren etc. Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1911/1912. II. 3