Plantagen- und Kolonisations-Gesellschaften. 569 Geschäftsjahr: Kalenderj. Gen.-Vers.: Im 1. Geschäftshalbj. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Dividende: Die erste Bilanz wird per 31./12. 1911 gezogen. Direktion: Carl Bischoff, Dr. phil. Willibald Schellmann, Berlin. Aufsichtsrat: Vors. Nicol. Freih. von Thuemen, Gross-Lichterfelde-Berlin; Stellv. Buch.- druckereibesitzer Albert von Prollius, Charlottenburg; Rittergutsbes. u. Major a. D. von Busse, Zschortau; Dr. Hans Wirth, B.-Wilmersdorf; Plantagenbes. Bernh. v. Busse, Kilole b. Tanga. Westafrikanische Pflanzungs-Gesellschaft „Victoria“ in Berlin, W. 15 Kurfürstendamm 52, mit Zweigniederlass. in Victoria, Kamerun, und 9 Faktoreien. Gegründet: 21./1. 1897; eingetr. 2./10. 1897. Zweck: Erwerb u. Verwertung von Grundbesitz im deutschen Schutzgebiete von Kamerun sowie Betrieb von Land- u. Plantagenwirtschaft daselbst u. aller damit in Verbindung stehenden gewerbl. Unternehm. u. Handelsgeschäfte. Die Ges. übernahm von Dr. Max. Esser zu Berlin ca. 7000 ha u. von dem Bergwerksbes. Sholto Douglas zu Berlin ca. 3000 ha (zus. 10 745 ha) des am Kamerunberge bei Victoria im deutschen Schutzgebiete von Kamerun gelegenen Geländes nebst allen Zubehörungen und Beständen. Hierfür wurden dem Dr. Max. Esser M. 130 000, dem Bergwerksbes. Sholto Douglas M. 30 000 vergütet. Die G.-V. v. 23./5. 1903 beschloss Erwerb der Pflanzungs-Ges. Soppo G. m. b. H., deren Kapital aus M. 400 000 Anteilen bestand. Zum Erwerb dieser Anteile und Ablösung eines Vorschusses von M. 100 000 wurde das A.-K. der „Victoria“ um M. 500 000 erhöht (siehe unten). 1904 Erwerb der 3 etwa 4000 ha Land umfassenden und mit rund 400 000 Kakaobäumen bestandenen Plantagen Bolifamba, Molyko u. Lisoka, zu welchem Zwecke M. 1 500 000 Aktien ausgegeben wurden (siehe unten). Durchschnittserlös für 100 kg Kakao 1902–1911 M. 111.50, 104.80, 101, 89.80, 143, 184.04, 102.70. 94, 108, ?, 1902–1911 wurden 3040, 5822, 10 665, 9622, 10 850, 13 249, 19 014, 26 008, 27 829, 24 312 Säcke Kakao à 50 kg auf den Markt gebracht. Die Kakaokulturen umfassen z.Z. 2523.26 ha, von denen 134.69 ha noch nicht fruchttragend sind. Mit Rücksicht auf grössere Anlagen in Olpalmkulturen wurde 1910 von einer Erweiterung der Kakaobestände abgesehen. Die Anzahl der wildwachsenden Ölpalmen, die über das ganze Pflanzungsgebiet verteilt sind, wird auf etwa 220 000 Bäume geschätzt, von denen die Hälfte fruchttragend sein dürfte. Das Palmölwerk produzierte 1911 81 Fass 01 zu je 600 kg. sowie 855 Säcke Palmkerne zu je 60 kg. Die Ges. wird der Ölpalmkultur für die Folge erhöhte Aufmerksamkeit zuwenden. 1910 wurden neugepflanzt: Ölpalmen als Zwischenkultur mit Kakao, Kautschuk u. Planten 308.37 ha. Zum erstenmal wurde 1910 ein grösserer Zapfversuch an den älteren Gummibäumen unternommen. Das Ergebnis war 1274.57 kg Gummi tadelloser Qualität, dann 1911 ebenfalls 1274 kg. An verschied. Kautschukbeständen sind auf der Pflanzung vorhanden: 414 ha. An Plantenkulturen besitzt die Ges. 125.88 ha. Die gewonnenen Früchte dienen ausschl. zur Arbeiter- ernährung. Alle Kulturen der Pflanzung zus.genommen umfassten Ende 1911 eine Fläche von 3257 ha. Durch 74 km lange Feldbahnen ist der Landbesitz der Ges. zugänglich gemacht. Die Victoria-Ges. beschäftigte 1911 30 weisse Beamte u. 2100 farbige Arbeiter, Für die Abtretung grosser Teile des Pflanzungsgebietes, die bei der Gründung der Ges. den Eingeborenen als Reservate durch den Fiskus vorbehalten blieben, wurden der Ges. 1910 als Ersatz 3000 ha neuen Landes endgültig am Möwensee zugewiesen, so dass die Ges. nunmehr über einen freien Landbesitz von 16 000 ha als Eigentum verfügt. Die Mittel, welche zur Er- schliessung des Neulandes, Prinz Alfred-Pflanzung genannt, erforderlich werden, gedenkt die Ges. vorerst den Betriebsüberschüssen zu entnehmen u. hat zu diesem Zwecke für die Unk. der ersten beiden Jahre besondere Rückstellungen von M. 130 000 bezw. 165 000 gemacht. In erster Linie ist für diese neue Pflanzung Kakao mit Hevea als Zwischenkultur, ferner Olpalmen mit Kaffee vorgesehen. Kapital: M. 3 000 000 in 3000 Aktien à M. 1000. Urspr. M. 2 500 000, erhöht zwecks Erwerb der Anteile der Pflanzungs-Ges. Soppo (siehe oben) lt. G.-V. v. 23./5. 1903 um M. 500 000 in 500 Aktien mit Div.-Ber. ab 1./1. 1903, angeboten den Aktionären 5: 1 v. 15./6.–1./7. 1903 zu pari und zum Ankauf der 3 Plantagen Bolifamba, Molyko u. Lisoka (s. oben) lt. G.-V. v. 25./7. 1904 um M. 1 500 000 (auf M. 4 500 000) in 1500, ab 1./1. 1905 div.-ber. Aktien, angeboten den Aktionären 2: 1 v. 29./7.–15./8. 1904 zu 110 % u. Schluss- scheinstempel. Die a. o. G.-V. v. 9./3. 1907 beschloss zur Sanierung der Ges. die Herab- setzung des A.-K. von M. 4 500 000 auf M. 3 000 000 durch Zus. legung des A.-K. 3:2 (Frist 1./9. 1907). Gleichzeitig hat die G.-V. v. 9./3. 1907 beschlossen, diejenigen zus.gelegten Akt., auf welche die Zuzahlung von M. 500, und zwar M. 250 am 15./4. u. M. 250 am 15./6. 1907 erfolgt, in 8 % Vorz.-Aktien mit dem Anspruch auf Nachzahlung der Vorz.-Div. zu ver- wandeln. Die Zuzahlung wurde auf 2800 St.-Aktien mit zus. M. 1 400 000 geleistet (abz. Kosten M. 1 398 168). Von den St.-Aktien sind 54 Stück zur Konvertierung nicht eingereicht worden, sie wurden deshalb für kraftlos erklärt. An deren Stelle sind 36 neue Aktien aus- gegeben und versteigert worden; Erlös dafür M. 6833. Die Vorz.-Aktien erhalten ab 1./1.- 1907 ausser den 8 % dieselbe Div. wie die St.-Aktien u. bei Auflös. der Ges. vorzugsweise den Nennwert u. alle etwa rückständ. Div. Der aus der Zus. legung resultierende Buch- gewinn von M. 1 500 000 plus Zuzahlung M. 1 398 168, zus. also M. 2 898 168, wurde zu ausserord. Abschreib. auf die Pflanzung verwendet. A.-K. somit 1907–1910 M. 3 000 000 in 2800 Vorz.-Aktien u. 200 St.-Aktien. Gemäss Beschluss der a. o. G.-V. v. 4./6. 1910 wurden die noch vorhandenen 200 St.-Aktien in Vorz.-Aktien umgewandelt, indem auf jede Aktie