Metall-Industrie. 1101 Blechwalzwerk Schulz Knaudt, Act.-Ges. in Huckingen. (Kreis Düsseldorf.) Gegründet: 17. bezw. 29./8. 1889. Sitz der Ges. lt. G.-V. v. 27./4. 1912 von Essen nach Huckingen verlegt. Zweck: Fortbetrieb der früher von der Gew. Schulz Knaudt betriebenen Werke in Essen zur Herstell. von Blechen u. Blechfabrikaten. Das Haupterzeugnis der Ges. ist Siemens- Martin-Flusseisen Qualitäts-Material für Land- u. Schiffskessel. Dasselbe wird entweder in Form von flachen Blechen oder aber in weiter verarbeitetem Zustande als Böden, Wellrohre, geschweisste u. gebördelte Kesselteile jeder Art geliefert. Ausserdem werden geschweisste Rohrleitungen u. auch Grobbleche gewöhnlicher Qualität sowie Schiffsbleche hergestellt. Auf dem in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs Essen belegenen Grundstück, welches eine Grösse von 7 ha 62 a 64 qm hat, befinden sich ein Blechwalzwerk mit 4 Gerüsten u. zuge- hörigen Wärmöfen, Scheren, Kranen u. Glühöfen, eine Fabrik zur Herstell. von Kesselböden u. sonst. Flanscharbeiten mit 3 Pressen, den nötigen Wärmöfen, Kranen u. Hilfsmasch., eine Fabrik zur Herstell. von Wellrohren u. Schweissarbeiten aller Art, mit 2 Walzgerüsten, Schweissfeuern, Glühöfen, Kranen u. Hilfsmasch., eine Schmiedewerkstätte zur Erzeug. von Kremparbeiten aus Blech, ferner Anlagen zur Herstell. von Wassergas mit 2 Gasometern, sowie von Sauerstoff mit einem Gasometer, 2 Azetylenerzeug.-Anlagen, 18 Dampfkessel u. eine Reparaturwerkstätte. Sämtliche Wärm- u. Glühöfen werden mit Gas geheizt, welches in 2 Siemens-Schacht-Generator-Anlagen erzeugt wird. Ferner gehörte bisher zum Grundbesitz der Ges. ein Grundstück in Grösse von 40 ha 58 a 11 qm in Essen-Huttrop belegen, auf welchem sich eine Arb.-Kolonie mit 25 Doppelwohnhäusern befindet. Auf dem Essener Fabrik- grundstück stehen ferner noch 4 Arb.-Wohnhäuser u. 2 Meisterwohnhäuser. Im J. 1907 erwarb die Ges. ein unmittelbar am Rhein hochwasserfrei belegenes 60 ha 88 a 39 qm grosses Grundstück zu Angerort bei Huckingen, welches sowohl die Möglichkeit eines Bahnanschlusses als auch der Anlegung eines Hafens für Wasseranschluss bietet. Von dieser Fläche wurde ein Teil von rund 200 Morgen vom Grafen Spee gegen Überlassung von nom. M. 700 000 neuen Aktien von 1907 u. der Rest von rund 40 Morgen von einem anderen Besitzer gegen Barzahlung gekauft. Der Eisenbahnanschluss wurde inzwischen fertiggestellt u. für den Hafen von 700 m Länge, welcher vorläufig noch nicht erforderlich ist, u. auch noch nicht ausgebaut werden soll, ist die Konz. bereits erteilt. Auf diesem Grundstück errichtete die Ges. zunächst ein Siemens-Martin-Stahlwerk mit 4 OÖfen u. 8 Generatoren für eine jährliche Erzeugung von 80–90 000 t Rohbrammen beim Betriebe von 2 ÖOfen. Die Er- weiterung des Stahlwerkes erforderte 1911 M. 346 122. Beschäftigt werden z. Z. in Essen u. Angerort zus. 1192 Arb. u. Meister, sowie 48 Angestellte. Infolge des Beschlusses, die gesamten Betriebe allmählich auf das Grundstück am Rhein zu verlegen, tätigte die Ges. mit der inzwischen mit einem Kap. von M. 500 000 unter ihrer wesentlichen Beteilig. begründeten Schulz Knaudt'schen Bau- u. Terrain-Ges. m. b. H. in Essen einen Vertrag, wonach sie letzterer ihre Essener Grundstücke mit Gebäuden überliess. Ferner übergab sie der genannten Ges. m. b. H. nom. M. 2 000 000 4½ % Anleihe der Blech- walzwerk Schulz Knaudt Akt.-Ges., wogegen sich die Bau- u. Terrain-Ges. verpflichtete, das neue Werk unter Benutzung der noch verwendbaren Gebäude u. Masch. nach einem bestimmten Plane betriebsfertig herzustellen. Die Bau- u. Terrain-Ges. sicherte sich durch Begebung der nom. M. 2 000 000 4½ % Anleihe u. durch Aufnahme eines durch Sicherungs- Hypoth. im Höchstbetrage von M. 7 000 000 auf den Essener Grundstücken gedeckten lang- fristigen Bankkredits die Mittel zur Durchführung dieser Verpflichtung. Die Rückzahlung des aufzunehmenden Kredites soll durch die Realisierung der Essener Grundstücke nach deren Räumung erfolgen. Der Wert dieser Grundstücke ist im steuerlichen Interesse auf M. 7 800 000 festgesetzt. Die in Angerort im Bau begriff. Gesamtanl. soll umfassen: ein Blechwalzwerk mit vorläufig 3 Gerüsten u. Zubehör, eine Fabrik zur Herstell. gepresster Böden mit 3 Pressen u. Zubehör, eine Fabrik zur Herstell. gewellter Feuerrohre u. geschweisster Rohre aller Art mit Zubehör, eine Schmiedewerkstatt zur Herstell. gekrempter Blecharbeiten aller Art. Die neuen eisernen Hallen für diese Anlage bedecken einen Flächenraum von rund 40 000 qm. Der Antrieb sämtlicher Masch. erfolgt durch Elektrizität; die Ges. hat zum Bezuge des erforderlichen Stromes mit dem Rheinisch-Westfäl. Elektrizitätswerk A.-G. in Essen einen Lieferungsvertrag von längerer Dauer abgeschlossen. Mit dieser Anlage wird die Ges. ihre bisherige Produktion um fast das Dreifache steigern können. Ausserdem reicht das Terrain für eine namhafte Erweiterung u. Schaffung neuer Fabrikationszweige aus. Die Fabrikation in Angerort wird 1912 successive aufgenommen. – Beamten-, Meister- u. Arbeiterwohnungen befinden sich in ausreichender Zahl im Bau und sind bereits teilweise bezogen. Die Geschäftsjahre 1908 u. 1909 litten unter der überaus schlechten Lage des Blech- marktes, auch die Preise waren sehr gedrückt. Für 1908 konnte deshalb nur 1 % Div. verteilt werden, die Bilanz per 31./12. 1909 schloss sogar mit M. 391 003 Unterbilanz ab, gedeckt mit M. 250 000 aus der Bau- u. Schaden-Res. u. mit M. 141 003 aus dem R.-F. Im J. 1910 war der Eingang an Aufträgen ungenügend, besonders mangelte es der Ges. andauernd an Arbeit für die grossen Bearbeitungswerkstätten. Auch die mit der Inbetriebsetzung des neuen Stahlwerks in Angerort verbundenen Schwierigkeiten haben das Resultat des J. 1910 ungünstig beeinflusst. Im J. 1911 besserte sich die Geschäftslage u. stiegen der Versand u.