Erzbergwerke und Hüttenbetriebe. 369 sich der Betrieb des Bruchhauser Werkes auf das Auswalzen von Rohblechen beschränkt besitzt das Hüstener vollständige Einrichtungen für Beizerei, Verzinnerei, Verzinkerei u. Verbleierei. Von den in beiden Werken erzeugten Rohblechen werden in Hüsten 3–4000 t verzinnt, verzinkt oder verbleit, der Rest wird als rohes, geglühtes, gebeiztes oder kalt gewalztes Blech verkauft. Die chem. Abteil. mit Hauptwerk in Bruchhausen u. Nebenwerk in Brilon wurde 1909/10 verkauft. Für neue Erwerbungen, Neuanlagen u. Anschaffungen wurden 1903/04–1911/12 M. 375 021, 91 448, 352 515, 2 031 583, 5 603 149, 1 456 213, ca. 2 500 000, ca. 2 420 050, 296 320 verausgabt. Darunter befinden sich für 1907/08 Grundstücke in Grösse von zus. 90 a 35 qm, ein Stahlwerksgebäude, Kohlenturm, Geleisanlagen, 5 Brücken über den Teich, je eine über die Ruhr, Röhr u. den Untergraben, Dampfkesselanlage, Elektromotoren, eine Erzbunkeranlge, Pumpen, Schrägaufzüge, Dynamomaschinen, Kokerei mit Ammoniak- fabrik, Tiefofenanlage, 2 Martinöfen, 1 Stripperkran, 1 elektrische betriebene Duo-Reversier- strasse etc. Fertiggestellt sind 1909 noch 2 Hochöfen u. eine moderne Stahlwerksanlage mit flüssigem Roheiseneinsatz u. zugehör. Blechwalzwerk; von den 2 neuen Hochöfen wurde einer im August 1908, der andere am 24./3. 1909 angeblasen; das Stahl- u. Walzwerk wurde damit des Vorteiles der sogen. gemischten Werke der Eisenindustrie teilhaftig. Die Kosten 7 der Neuanlagen wurden bis 1./7. 1909 um ca. M. 3 400 000 überschritten u. erforderten auch 1909/10 u. 1910/11 noch ca. M. 2 500 000 bezw. 2 400 000; der Ausbau kam 1911 zum Abschluss. Die Erzeugung an Roheisen kann jährl. 80–90 000 t, an Rohstahl 90–110 000 t betragen. Von dieser Rohstahl-Erzeugung werden zunächst etwa 50 000 t in Fertigfabrikat verarbeitet, der Rest wird abgesetzt bezw. als Halbzeug in Form von Platinen oder Knüppeln verkauft. Versand in der Eisenwerks-Abteil. (Stahlwerk) betrug 1902/03–1911/12: 25 445, 26 657, 22 897, 31 094, 30 469, 24 049, 42 584, 48 256, 61 817, ? t. Gesamtfakturenwert aller Waren 1902/03 bis 1911/12: M. 4 468 834, 4 366 976, 3 931 522, 5 050 556, 5 360 974, 4 408 717, 5 639 998, 8 210 107, 10 096 474, 14 469 716. Im Jahre 1910/11 wurden erzeugt: 71 302 t Koks, 2534 t Teer, 1200 t Ammoniak; 80 657 t Roheisen, wovon 50 466 t im eigenen Betriebe verarbeitet, 21 018 t zum Versand gelangten u. 9173 t als Bestand verblieben. Das Stahlwerk produzierte 61 817 t, das Bockwalzwerk 52 977 t ausgewalztes Halbzeug, die Feinblechwalzwerke 29 084 t. Die Ges. ist dem Walzdrahtverbande beigetreten; auch gehört sie dem neuen Roheisen-Verbande an. Die Produktions-Zahlen für 1911/12 wurden nicht veröffentlicht. Arb.-Zahl in Hüsten u. Soest im J. 1912 ca. 1900. Vorhanden sind 74 Beamten- u. Arb.-Wohnhäuser, 2 Kost. u. Logishäuser u. verschiedene Baracken. 1907 Pachtung der Eisensteingrube bei Lauterberg a. H. von der Hannov.- Braun- schweig. Bergwerks-Ges. mit Optionsrecht. Die Entwickelung dieser gepachteten Gruben hat das erwartete Ergebnis nicht gebracht. Die Ges sah sich deshalb genötigt, einen dieser Betriebe aufzugeben u. es besteht die Möglichkeit, dass auch der noch umgehende Betrieb als unlohnend eingestellt werden muss. Erzförderung 1910/11 u. 1911/12 ca. 4500, ? t. Die Ges. hat mit dem Bergfiskus einen fünfjähr. Vertrag geschlossen, der sie bezüglich der Kohlen- und Kokslieferung vom Rheinisch-Westfäl. Kohlen-Syndikat unabhängig macht. Um möglichst die gesamte Roheisenerzeugung in den eigenen Werkstätten in Fertigfabrikate umzuwandeln, veranlasste die Ges. 1910 zum Erwerb (per 1./7. 1910) der Firma Gabriel & Bergenthal zu Soest, welche Firma Spezial-Fassoneisen- u. Drahtwalzwerke besitzt. Der An- kaufspreis betrug M. 1 500 000, wovon M. 600 000 durch Übernahme der auf diesem Werke eingetr. Hypoth. belegt, während der Rest durch Hergabe von M. 900 000 neuen Vorz.-Aktien beglichen wurde. Der Vorbesitzer des Soester Werkes verpflichtete sich überdies M. 200000 für den Ausbau dieses Werkes herzugeben. Die Neuanlagen kamen erst im Mai 1911 in Betrieb u. konnten zum Gewinn des Jahres 1910/11 nicht beitragen. Zwischen der Hüstener Gew. u. den Vorbesitzern des Soester Werkes ist es zu Prozessen gekommen. Das Geschäftsjahr 1907/08 erbrachte der Ges. nach M. 223 158 Abschreib. bei M. 208 784 Betriebsverlust einen Gesamtverlust von M. 424 176, der auf neue Rechnung vorgetragen wurde. Die chem. Abteil. erzielte zwar einen Überschuss, das Blechwerk hatte jedoch Ver. luste zu verzeichnen, dazu mussten erhebliche Abschreib. auf Eisenstein etc. vorgenommen werden. Aus der Verzögerung der Inbetriebsetzung der Neuanlagen u. einer erhebl. Über- schreſtung des Voranschlags ergab sich eine grosse Bankschuld. Die G.-V. v. 15./12. 1908 beschloss die Verpachtung der Chemischen Fabriken zu Bruchhausen u. Brilon an die Holz- verkohlungs-Ind.-A.-G. in Konstanz für jährl. M. 75 000 unter Einräumung des Vorkaufs- rechtes bis 1./6. 1911. Die Konstanzer Ges. zahlte für Vorräte u. Mobil. ca. M. 1 500 000, die teilweise zur Deckung von Restzahl. für Neuanlagen verwendet wurden. Die Option wurde 1909/10 von der Konstanzer Ges. ausgeübt u. das Werk für M. 1 200 000 übernommen (Buch- gewinn M. 229 400). – Das Geschäftsj. 1908/09 litt unter der Erschütt. des Roheisenmarktes durch die Anflös. des Roheisen-Syndikats, wodurch die Roheisenerzeug. der Ges. stark entwertet wurde, während kein Ausgleich durch Ermäss. der Selbstkosten geschaffen werden konnte. Der Betrieb des Hochofenwerks war daher mit Verlust verbunden. Auch gelang es nicht, die neue Mischer- u. Walzwerksanlage, wie geplant, im Dez. 1908 vollständig in Betrieb zu setzen, da sich noch umfassende Verbesserungen als notwendig herausstellten. Infolgedessen mussten beträcht- liche Mengen für die Weiterverarbeitung bestimmten Roheisens zu verlustbringenden Preisen verkauft u. auch auf Lager genommen werden. Für die ältern Teile des Werks waren Aus- besserungen erforderlich. Niedriger Wasserstand im Herbst 1908 u. Hochwasser im Febr. 1909 brachten empfindliche Betriebsstörungen u. machten weitere Anlagen u. Erneuerungen notwendig. Aus Beständen der chemischen Abteilung, Pachten u. Mieten ergab sich ein Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften 1912/1913. II. 24 ――§